HEALTH - Death magic

Loma Vista / Fiction / Caroline / Universal
VÖ: 07.08.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die die Wogen nicht glätten

Wenn es Musik gibt, die emotionale Wogen glättet und den Hörer herunterkommen lässt, vielleicht diese Compilation im Brigitte-Magazin mit den "100 entspannendsten Tracks für die Badewanne", dann gibt es folglich auch das diametral Entgegengesetzte. Wo die Wogen nicht geglättet werden, eher kraus gemacht oder konfus. Musik, die den Hörer in aufrührerischen und unruhigen Zustand versetzt. Musik von HEALTH. Zumindest war dem so auf dem selbstbetitelten Erstling und dem Folgewerk "Get color". Seit Letzterem sind allerdings sechs Jahre vergangen, eine Beinahe-Ewigkeit, in der die Kalifornier an Soundtracks für Computerspiele, Singles und Remixes gearbeitet haben.

Bisher stand die Band für Krawall ohne Stupides und Remmidemmi, ohne lustig zu sein. "Death magic" verharmlost das. Weiterhin ist das, was manch einer Noise-Rock oder wie auch immer betiteln mag, im Anschein chaotisch, jedoch bis ins Kleinste durchkalkuliert und -geplant, mitsamt des neuen Impetus, alles leicht poppiger zu machen. Der Ersteindruck der Vorabsingle "Stonefist" lässt noch gewollte Dissonanzen aufspielen, aber was das Melodische betrifft, sind HEALTH massentauglicher als jemals zuvor. Zu "We're never going backwards / We're never growing young / We're never coming back here / Remember, love's not in our hearts" heißt es da, was ohne die verstörenden Zwischenspiele auch in jedem Tanzschuppen aufgelegt werden könnte. "L.A. looks" bedient gar einen sehnsuchtsvollen Topos. Und für HEALTH-Verhältnisse geradezu schmeichelnde Synthesizer.

Natürlich irritiert "Death magic" weiterhin gewollt. "Courtship II" lebt aus, womit Amerikaner wohl auf Guantanamo in Dauerschleife gefoltert haben. Ein hektischer Song zwischen akustischen Rückkopplungen und enervierenden Drums. Mit "Dark enough" folgt allerdings eine Annäherung an Depeche Mode. "Salvia" bietet Beats wie ein MG-Geschoss zwischen ruhigeren, atmosphärischen Parts. Das ebenfalls im Voraus – exakt 30 Jahre nach dem Debüt des Coca-Cola-Markenbrandings – veröffentlichte "New coke" ist den früheren Alben noch am nächsten: sich ständig selbst überrumpelnd in der holperigen Liedstruktur, das vertonte Gegengift zur Ritalin-Tablette. Harmonien sind in "Life" überdeutlich. So schmerzvoll das Leben hier auch dargestellt wird, der Song selbst ist eine Art optimistische Aufarbeitung.

So trist die Texte und Songtitel aber auch scheinen: HEALTH liefern mit "Death magic" eine für ihre Gewohnheiten schon heitere Platte mit weniger Lärm. Nachdem "Drugs exist" die 40 Minuten abschließt, bleibt allerdings eher das Gefühl eines Aufbruchs in der Band zurück. Diese wollte gemäß eigenen Angaben einen "dunklen, neuen Sound" erschaffen. Daraus wurde ein nur noch größerer Zwiespalt zwischen dem Dunkeln und dem Hellen. HEALTHs Musik kohärent zu nennen, wäre übertrieben. Nur war sie früher in der klanglichen Spannbreite enger und darum in aller Mixtur kompatibler. Doch der Weg ins Euphonische sollte weitergegangen werden. Und zur Szenerie wirrer Möwen am Wasser bleibt "Death magic" der geeignete Soundtrack.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stonefist
  • L.A. looks
  • Drugs exist

Tracklist

  1. Victim
  2. Stonefist
  3. Men today
  4. Flesh world (UK)
  5. Courtship II
  6. Dark enough
  7. Life
  8. Salvia
  9. New coke
  10. L.A. looks
  11. Hurt yourself
  12. Drugs exist
Gesamtspielzeit: 39:23 min

Im Forum kommentieren

Dumbsick

2023-12-22 11:37:30

LIFE ist mein absoluter Favorit von der Platte.

Aber erwähnte STONE FIST und L.A.LOOKS sind auch richtig stark

8hor0

2023-12-22 09:48:01

die stonefist hat mich wieder voll getroffen. jahre lang nicht mehr gehört, aber jetzt wieder in die gehörgänge rein geprügelt. so simpel, aber doch genial!

MasterOfDisaster69

2016-09-29 14:20:10

Danke. Better late than never, sach ick immer...

saihttam

2016-09-28 12:29:24

Achso, das Konzert war ganz gut. Nicht die Offenbarung wie beim ersten Mal, als ich sie gesehen habe. Aber damals war für mich solche Musik auch doch recht neu. Aber die neuen Songs kamen live auch ganz gut rüber. Der Moment, der mir aber vor allem in Erinnerung geblieben ist, war natürlich Perfect Skin zum Abschluss. Das hat einfach alles abgeräumt.

Sorry für das knappe Jahr Verspätung!

Acid

2016-09-27 22:30:48

bestes album aller gezeiten!

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