Failure - The heart is a monster
Xtra Mile / IndigoVÖ: 17.07.2015
Damals wie heute
Failure tauchen 19 Jahre nach ihrem dritten und letzten Album "Fantastic planet" einfach aus dem Nichts wieder auf. Und sie knüpfen an ihr 1996er Album an, eindeutig zu erkennen an den mit "Segue" gekennzeichneten Zwischensequenzen. Damals waren es die Teile eins bis drei, jetzt vier bis neun. Gut, ihre 2014 veröffentlichte EP "Tree of stars" machte schon mächtig Eindruck, sie hielt jedoch neben vier alten Livestücken nur das hier vertretene keyboardlastige "Come crashing" bereit. Mit dabei und wichtig für die Band ist Kellii Scott an den Drums. Einigen mögen Failure nur mehr durch die Cover-Version des Depeche-Mode-Klassikers "Enjoy the silence" ein Begriff sein, für andere ist es die Klimax des Alternative-Rocks der 90er Jahre.
Der Rest ist Geschichte und kann in den gängigen Lexika offline und online nachgelesen werden. Die Musik von "The heart is a monster" bedarf keiner langen Vorgeschichte. Mit dem besten Song "Hot traveler" vereinigen Sänger Ken Andrews und Co. alles, was Post-Grunge im Speziellen und Alternative-Rock im Allgemeinen jenseits des Atlantiks einst ausgezeichnet hat. Abwechselnde Laut-Leise-Momente, Ausbrüche und ordentlich Krach, treibende Gitarren sowie nicht zu vergessen nachdenkliche ruhige Phasen. Dazu läuft passend das Band-Video. Das Werk verhält sich zum früheren Schaffen in etwa so wie Faith No Mores "Sol invictus" zu deren Glanztaten.
Das Politische und die Gesellschaftskritik dürfen da selbstverständlich nicht hinten anstehen. Ein Song wie "Atom city queen" gibt die Richtung vor, dazu dröhnen die verzerrten Bässe und Gitarren: "Atom city drowns / All the engineers sleeping sound / Tourists and telescopes line the dawn / Plastic toy shapes keep hanging on." Danach erholen sich Herrschaften im gemächlichen "Segue 5", bevor im großartigen Midtempo-Stück "Counterfeit sky" die Schlagzahl langsam wieder erhöht wird. Intensiver und besser wird es anschließend nur noch im fast finalen Sechseinhalbminüter "I can see houses", der in den frühen 90ern entstanden ist und den die Band jedoch niemals auf ein Album gepackt hat. Dass die schleppende Ballade auf diesem Album so perfekt wirkt, zeigt eindrücklich, wie zeitlos und emanzipiert Failures Werk ist.
Am Ende steht mit "The heart is a monster" ein ab und an etwas zu gleichförmiges und mit über einer Stunde Spielzeit minimal zu lang geratenes Album, das aber immer wieder überraschen kann. Wenn ein Comeback nach so langer Zeit stets so glückt, dürfen andere alten Helden gerne nachziehen und zumindest in ähnlicher Qualität abliefern. Wenn Failure dann im endgültigen über vier Minuten langen "Segue 9" in postrockiges Gefilde driften, können sie sogar Neuland betreten, was hier anders als bei unserer Kanzlerin über das Internet positiv aufgenommen werden dürfte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hot traveler
- Counterfeit sky
- I can see houses
Tracklist
- Segue 4
- Hot traveler
- A.M. Amnesia
- Snow angel
- Atom city queen
- Segue 5
- Counterfeit sky
- Petting the carpet
- Mulholland Dr.
- Fair light era
- Segue 6
- Come crashing
- Segue 7
- The focus
- Otherwhere
- Segue 8
- I can see houses
- Segue 9
Im Forum kommentieren
keenan
2022-04-09 11:01:31
klasse album, auch wenn es in der 2. hälfte schwächelt. "i can see houses" aber wieder ein monster song :-)
Nicolas Chains
2018-11-19 19:40:48
Der EP-Zyklus ist mit dem frischen Release des Komplett-Albums "In The Future Your Body Will Be The Furthest Thing From Your Mind" nun beendet. Das Album hat 16 Tracks, wobei die 4. 4-Track-EP "From Your Mind" dann sozusagen drangeschraubt wurde. Ich bin gespannt.
Dd
2018-09-17 19:54:37
"the furthest thing" macht bis jetzt den stärksten Eindruck... hat viel von "Magnified"
Nicolas Chains
2018-09-17 19:21:59
Um hier mal den Staub wegzupusten....die Band gibt es immer noch und sie ist sogar schwer aktiv.
Heute kam die mittlerweile dritte EP "The Furthest Thing" einer Serie von insgesamt 4 EPs heraus, die dann wohl zu Album Nr. 5, was wohl noch dieses Jahr kommt, kompiliert werden (ein bisschen so wie NIN mit Bad Witch, aber nicht ganz).
EP3 habe ich noch nicht gehört, EP1 "In The Future", veröffentlicht Ende März, war schon sehr stark und hatte mit dem Remake der alten unfertigen B-Seite "Pennies" und dem autoluxigen "Dark Speed" gleich mal zwei Hammer. EP2 "Your Body Will Be" vom Mai ging für mich mehr in die Andrews-Solo-Richtung, knüpft aber mit "Solar Eyes" doch noch an The Heart Is A Monster an.
Honki
2016-01-23 02:31:54
Sonst noch wer oder ist das album doch nicht so dolle angelaufen?
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