Eleventh Dream Day - Works for tomorrow

Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 24.07.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Das große Frickeln

Es gibt manchmal Bands, die schaffen es, jahre-, nein, jahrzehntelang unbemerkt an einem vorbeizuschleichen, bis man dann doch noch zufällig über sie stolpert. Eleventh Dream Day aus Chicago sind so eine Band, die immer ein bisschen im Windschatten von Genre-Nachbarn wie Wilco, Mazzy Star und The Black Angels verweilt und jetzt mit "Works for tomorrow" ihr immerhin 13. Album vorlegen. Seit 1983 schon geistert die Combo durch die Indie-Landschaft und erinnert auch auf ihrem neuen Langspieler mit ungeschliffenem, verträumt-assoziativem Sound an Helden wie Velvet Underground, The Doors, Sonic Youth und Neil Young mit einer kleinen Prise Punk.

Sängerin Janet Beveridge Bean lässt gleich zu Beginn das Riot Girl raus, grölt die Zeilen in "Vanishing point", als säße ihr die junge Patti Smith im Nacken. So richtig psychedelisch-ausufernd wird es bei "Cheap gasoline", das ein wenig klingt, als hätte man die Byrds durch den Punk-Filter gejagt: Minutenlang frickeln Gitarre, Schlagzeug und Hammondorgel drauf los. Hier gesellt sich auch Rick Rizzo ans Mikro, dessen Gesang stark an die lakonische Intonation von Beck erinnert, bevor er beim schnelleren Titeltrack auch ein wenig Joey Ramone huldigt. Eine andere Band lässt in "Snowblind" mehr als deutlich grüßen: Mit stampfendem Beat, Beans martialisch-raunzendem Gesang und heulender Gitarre könnte der Track so auch von Morrison und Manzarek stammen.

Und weil das alles so vertraut und nicht nur deswegen ziemlich gut klingt, nimmt "Requiem for 4 chambers" mit seinen rostig rockenden Gitarren und dem leicht verrutschten Gesang schließlich auch Neil Young in den versammelten Kreis auf. Einen weiteren Sprung macht dann das über sechs Minuten lange "The unknowing", das den Hörer von der kalifornischen Wüste in das New York der späten 60er-Jahre katapultiert, mitten in die Factory, wo schon Lou und Nico warten. "The storm knocked the power out / Everything started melting down / But I didn't, I didn't feel anything" sinnieren Rizzo und Bean kryptisch über die "Heroin"-verliebte Gitarre ins Mikrophon.

"Work for tomorrow" ist mit seinen zahlreichen Anleihen und Klangreferenzen eine schöne Stilhommage an die amerikanische Psychedelic-Szene und zieht somit eine direkte Linie von The Doors' "L.A. woman" zu Wilcos "A ghost is born". Die Tracks sind träumerisch, experimentell und mit viel Verstärkergeknister, ohne aber so sehr anzustrengen wie, sagen wir, Wilcos Fünfzehnminüter "Less than you think". Konsumieren sollte man diese Platte trotzdem am besten an einem langen, faulen Samstagnachmittag auf der Couch, während man den Schatten beim Wandern zusieht. Auch das kann mitunter Arbeit sein.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Snowblind
  • Requiem for 4 chambers
  • The unknowing

Tracklist

  1. Vanishing point
  2. Works for tomorrow
  3. Cheap gasoline
  4. Snowblind
  5. Go tell it
  6. The people's history
  7. Requiem for 4 chambers
  8. The unknowing
  9. Deep lakes
  10. End with me
Gesamtspielzeit: 43:00 min

Im Forum kommentieren

Herr

2020-03-20 15:06:01

Diese Band hat das große Glück, keine Tour absagen zu müssen, da sie zur Zeit gar keine macht.

Herr

2019-10-10 10:45:22

Und ist er?

Herder

2015-11-29 22:27:27

Ja, da kannst Du nichts falsch machen... und danke für das Vertrauen ;-)
Ist bee hier eigentlich noch - unter anderem Namen evtl. - aktiv?

Hanno (unangemeldet)

2015-11-29 20:36:39

Von bee hier als Gruppe eingeführt, von Herr und Herder empfohlen, "Yo La Tengo" als Referenz und 7,92 EUR bei iTunes - ein klarerer Blindkauf als "Eighth"ist nicht vorstellbar :-)

Herder

2015-08-04 20:05:36

@Herr: Ich befürchte: ja.

Schönes Album.

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