The Chemical Brothers - Born in the echoes

Virgin / Universal
VÖ: 17.07.2015
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Lahmetta

Sie konnten es doch nicht lassen. Tom Rowlands und Ed Simons, ihres Zeichens Brüder im Geiste der "block rockin' beats", kehren nach fünfjähriger Auszeit mit "Born in the echoes" ins Rampenlicht zurück. Und machen genau da weiter, wo sie aufgehört haben. Leider. Denn ihr Quasi-Comeback fällt bis auf einige Ausnahmen erstaunlich hölzern und altbacken aus. Eines haben die beiden allerdings nicht verlernt: Noch immer sind die Briten in der Lage, formidable Singles aus dem Hut zu zaubern. Das durch Q-Tip am Mikrophon verfeinerte "Go" ruft nachdrücklich in Erinnerung, weshalb Tracks wie "Galvanize" oder "Hey boy, hey girl" seinerzeit zu Klassikern werden konnten. Der Beat ist dick, der Rap ist schick und die Hookline knallt ganz ordentlich.

Auch die Tatsache, dass Annie Clark – vielen wohl besser bekannt als St. Vincent – ein Gastspiel gibt, gereicht "Born in the echoes" zum Vorteil. Das stark an Goldfrapp erinnernde "Under neon lights" vereint spukige Vocals mit einem zwischen Discothek und Wachtraum hin- und herpendelnden Instrumental. Geschmackvoll und stilsicher arrangieren können The Chemical Brothers also immer noch, nur leider nicht mehr in jedem Track. Das Dilemma offenbart sich vor allem in jenen Stücken, die klingen, als seien sie im Jahr 2000 entstanden. Nun muss Musik nicht immer innovativ sein, es gibt jedoch einen Unterschied zwischen dem Zitieren alter Stilmittel und plumpem Ideenrecycling. Wenn sich beispielsweise "I'll see you there" in orientalischen Samples und aufgeplusterten Drumloops suhlt, lockt das anno 2015 niemanden mehr hinter dem Ofen hervor.

Am überzeugendsten ist "Born in the echoes", wenn melodische Einfälle konsequent zu Ende gedacht werden. Dem trancigen "Reflexions" genügt etwa eine kleine Synthiemelodie und ein unaufdringlich dahinpluckernder Rhythmus, um im Gedächtnis haften zu bleiben. Apropos unaufdringlich: Becks Gastauftritt im Schlusstrack "Wide open" ist ebenso lässig wie charmant – was man von drögem Füllmaterial wie "Radiate" oder "Taste of honey" nicht behaupten kann. Schläfrig bis komatös mühen sich jene Kompositionen dahin, und auch hier erklingen Samples, die alles andere als frisch daherkommen. Regelrecht nervig wird es, wenn sich zu den ausgelutschten Klängen dynamische Stilelemente gesellen, die frappierend an die uninspiriertesten Momente eines Fatboy Slim erinnern. So kann auch Ali Love das unnötig penetrante "EML ritual" nicht vor der Skip-Taste retten. "Früher war mehr Lametta", konstatierte einst Opa Hoppenstedt. Lametta hängt zwar noch am Baum, nur trägt der keine Nadeln mehr. Es wird Zeit für Knut.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Go
  • Under neon lights
  • Reflexion

Tracklist

  1. Sometimes I feel so deserted
  2. Go
  3. Under neon lights
  4. EML ritual
  5. I'll see you there
  6. Just bang
  7. Reflexion
  8. Taste of honey
  9. Born in the echoes
  10. Radiate
  11. Wide open
Gesamtspielzeit: 52:25 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2016-02-15 19:12:11

Immer noch besser als "The Life of Pablo". :D

The MACHINA of God

2016-02-15 18:59:17

Wie lahm kann ein Albumcover eignetlich sein?

The MACHINA of God

2015-07-27 16:53:35

Schon deutlich besser als die letzten 4 Alben (auch wenn "Further" und "Push the button" gute Ansätze hatten). Natürlich leider trotzdem kein Vergleich zu "Dig your own hole" und "Surrender".

The MACHINA of God

2015-07-21 14:27:09

Grad erster Durchgang (grad 4. Song) und ich bin recht positiv überrascht.

chemischer bruder

2015-07-19 21:03:32

eml ritual ist heftig

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