Corrina Repp - The pattern of electricity

Caldo Verde / Discolexique / Broken Silence
VÖ: 03.07.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Comeback aus dem Schrank

Die ersten Worte von Corrina Repp auf "The pattern of electricity", das sie aufgrund ihrer vorläufig pausierenden Band Tu Fawning alleine aufgenommen hat, lauten "Woman, shed yourself again / Real men, on a hunt." Und was in diesem einfach gestrickten Songwriterstück appellativ an all die starken Frauen gerichtet den Prototypen-Mann als verwünscht und verwildert hinstellt, kann nur unter viel gutem Zutun noch lustig verstanden werden. Aber Repps Humor, den konnte sie ja schon in der TV-Serie "Portlandia" ausleben. "The pattern of electricity" ist eher düster und schräg als humorig oder überanstrengt, wie Tu Fawing etwa. Minimalistischer Artpop, den Repp erst gar nicht aufnehmen wollte. Hatte sie doch nach 2012 geplant das Musikmachen für eine Weile sein zu lassen.

Hierfür hatte sie ihre Instrumente in einen Schrank verbannt, was auch die Strukturen der Lieder erklären könnte, die viele Einzelteile miteinander collagieren. Als wäre die Gitarre kurz aus diesem Schrank genommen worden, nur um eine kleine Idee auszuarbeiten. Zadie Smith unterscheidet in einem ihrer jüngeren Essays zwischen Mikro- und Makro-Schreiben. Makroschreiberlinge beginnen mit dem ersten Satz und enden irgendwann beim letzten, was ihrer Ansicht nach die beste, weil natürlichste Herangehensweise ist. Andere, wie beispielsweise Repp, sammeln erst einmal dies und das, einzelne Melodien, Klangideen und fügen sie später zusammen. Das wirkt vielleicht nicht durchgehend organisch, kann dafür ausgefallen sein.

Daher bietet Repp einige schräge Melodien in diesem entrückten Sound einer gequälten Seele. Ihr aus wenigen Klängen zusammengestricktes Werk intimisiert. Daran ändern auch die wenigen Drone-Klangmomente nichts. Ein Liedgerüst darf auch aus nur vier Akkorden bestehen – wie etwa in "Live for the dead" –, es darf sich auch nach einer Hälfte mal völlig exaltieren und den Synthesizer Vortritt gewähren – so zum Beispiel in "Another shape". Wobei bei den musikalischen Spielereien Repps Stimme der Vordergrund gebührt, ob in elektronischerem Dupstep-inspirierten "Woods" oder "Set fire". Repp doppelt ihre Stimme, möchte das Düstere ihrer Zerrissenheit überdeutlichen.

Wenn am Ende das vereinnahmende "In the dark, you're more colorful" alles meint, was der Liedtitel schon zu verheißen vermag, wird manch ein Beklemmen beinahe albern. Atmosphäre und Isolation seien dahingestellt. Gemütskranken und dunkeltrunkenen Songwriterinnen hassen den Sommer in 2015. Laetitia Shériff hat es mit defätistischem Mären vorgemacht, Chelsea Wolfe wird mit dem maritimen Todesabgrund folgen und Corrina Repp hat sich dergleichen für ihre Art eines Comeback-Albums zusammengesponnen. Musik aus dem Schrank für den Schrank, in den man sich bei der Hitze nur allzu gerne begibt.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Live for the dead
  • Woods
  • In the dark you're more colorful

Tracklist

  1. The beast lives in the same place
  2. Pattern the cuts / Calm ass mofo
  3. Live for the dead
  4. Woods
  5. Another shape
  6. Release me
  7. Set fire
  8. Long shadow
  9. In the dark you're more colorful
Gesamtspielzeit: 40:02 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2015-09-30 16:51:57

Nennen wir es "sarkastisch"... und das kann schnell "schnippisch" wirken. :)

@saihttam:
Joe Haeges aktuelles Projekt. Hiess erst "Vin blanc / white wine", jetzt nur noch der zweite Teil.Debut "In every way but one" kam 2013, neues Album ist so gut wie fertig.

Underground

2015-09-30 16:46:45

@machina: ich glaube, der Begriff den du eigentlich meinst ist "ironisch", "schnippisch" ist was anderes.

saihttam

2015-09-30 16:44:12

White Wine? Hab ich was verpasst?

The MACHINA of God

2015-09-30 16:36:00

Jo, dann reagier halt einfach schnippisch. Wollte nur damit sagen, dass es auch dank der persönlichen Beziehungen mehr als unwahrscheinlich ist. Jetzt gibt es außerdem eh erstmal das zweite "White wine"-Album.

Underground

2015-09-30 16:15:08

Stimmt, dieses "Internet" gibt es ja im Osten noch nicht. Verdammt!

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