Iron & Wine And Ben Bridwell - Sing into my mouth
Caroline / UniversalVÖ: 17.07.2015
Nach Plan
Man möchte es sich fast bildlich vorstellen, nach allen Regeln der Klischee-Kunst: An einem lauen Sommerabend sitzen Ben Bridwell, seines Zeichens Sänger der Holzfällerhemd-Rocker von Band Of Horses, und Sam Beam, besser bekannt als Iron & Wine, auf einer Terrasse irgendwo im Süden der USA. Die Luft ist trocken, das Bier kalt, die Laune hervorragend. Die beiden Männer unterhalten sich über frühere und aktuelle Helden und merken schnell, dass es bei ihren Inspirationsquellen diverse Überschneidungen gibt. Sie fassen den Entschluss, ein Album aufzunehmen, um damit jenen Idolen zu huldigen. Kein eigener Kram, nur Coverversionen. Gesagt, getan: Im Sommer 2014 entstand "Sing into my mouth" in den Echo Mountain Studios in North Carolina. Damit wäre die spannendste Tatsache rund um das Werk im Grunde bereits verraten.
Halt, stop, so ist es dann auch nicht. Auf "Sing into my mouth" passieren natürlich noch ein paar andere erwähnenswerte Sachen, und ein paar der ausgewählten gecoverten Künstler überraschen durchaus. Dennoch bleibt die ganze Angelegenheit eine eher lauwarme denn eine brandheiße – oder coole –, und stellenweise überlegt man sich, ob ein wirklich eigenständiges Album der beiden Herren nicht die schönere Alternative gewesen wäre. Aber auf Anfang: Der Opener "This must be the place (Naive melody)", eine Neuinterpretation des 1983er-Hits von Talking Heads und gleichzeitig die erste Single des Albums, zeugt nicht nur aufgrund des harmonischen Gesangs von der tiefen Freundschaft der beiden Musiker. Diese begann um die Jahrtausendwende – der Bruder des damaligen Carissa's-Wierd-Bassisten Bridwell gab eine Demo-Aufnahme von Beam an einen Musikredakteur weiter –, die Vorstellung von der Planentwicklung auf der Terrasse scheint also gar nicht zu realitätsfern zu sein.
Tatsächlich profitieren beide von den Stärken des jeweils anderen: "Magnolia", im Original von JJ Cale, funktioniert besonders wegen seiner Symbiose aus Beams Melancholie und Bridwells fast schon hypnotischem Einschlag sehr gut, El Perro Del Mars "God knows (you gotta give to get)" zieht den Hörer nur langsam, dann aber mit voller Kraft in seinen Bann. Größtenteils geht "Sing into my mouth" aber auf Nummer sicher wie ein seit Jahren ausgeklügelter Plan: Waghalsige Kurven oder gar Experimente finden sich hier keine, Stücken wie "The straight and narrow" von Spiritualized oder John Cales "You know me more than I know" fehlt ein dringend nötiger Funke, Sades "Bulletproof soul" hingegen ein starker Kaffee gegen die Trägheit. Erst gegen Ende finden Beam und Bridwell mit "Ab's song" wieder zurück zu alter Stärke – andererseits hält sich die Version stur an das ohnehin unkaputtbare Original der Marshall Tucker Band. Und was bleibt übrig? Die Hoffnung, dass die beiden bei ihrer nächsten Zusammenarbeit – die wünschenswert wäre – ein wenig mehr riskieren. Und vielleicht etwas Eigenes schaffen, das der nächsten Generation als Inspiration dient. Das wäre doch mal ein Plan.
Highlights & Tracklist
Highlights
- This must be the place (Naive melody) (Talking Heads)
- God knows (you gotta give to get) (El Perro Del Mar)
- Ab's song (Marshall Tucker Band)
Tracklist
- This must be the place (Naive melody) (Talking Heads)
- Done this one before (Ronnie Lane)
- Any day woman (Bonnie Raitt)
- You know me more than I know (John Cale)
- Bulletproof soul (Sade)
- There's no way out of here (Unicorn)
- God knows (you gotta give to get) (El Perro Del Mar)
- The straight and narrow (Spiritualized)
- Magnolia (JJ Cale)
- Am I a good man? (Them Two)
- Ab's song (Marshall Tucker Band)
- Coyote, my little brother (Pete Seeger)
Im Forum kommentieren
Angesprochener
2015-07-28 00:14:16
Wieso sollte ich das tun?!
sadcaper
2015-07-27 23:49:29
Ich finds eigentlich ganz cool
Armin
2015-07-08 22:20:26
Frisch rezensiert. Meinungen?
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- Iron & Wine And Ben Bridwell - Sing into my mouth (3 Beiträge / Letzter am 28.07.2015 - 00:14 Uhr)