Cradle Of Filth - Hammer of the witches
Nuclear Blast / WarnerVÖ: 10.07.2015
Wo der Hammer hängt
Es gibt Bands, die anscheinend machen können, was sie wollen, und dennoch von so manchem Kritiker nur negative Zeilen bekommen. So auch Cradle Of Filth. Obschon das Debütalbum mittlerweile 21 Jahre alt ist, haben sich anscheinend immer noch einige Personen nicht damit abgefunden, dass sich Frontmann Dani Filth seit jeher einen Heidenspaß daraus macht, die vermeintlichen Konventionen des Black Metal zu ignorieren. Und nicht nur das, Filth hat es in der Vergangenheit immer verstanden, dem Ganzen noch genau die Menge Eingängigkeit hinzuzufügen, die es braucht, um exakt zwischen den Stühlen des vorgeblich traditionellen und des extremen Metals Platz zu nehmen. Eben diese Kritiker dürften somit bereits weit vor der Veröffentlichung von "Hammer of the witches", dem elften Studioalbum der Briten, die sprichwörtlichen Messer wetzen.
Was also tut Dani Filth? Er gießt breit feixend weiter Öl ins Feuer. Hier ein bisschen Orchester, dort ein wenig Bombast, damit den Anhängern der hehren Lo-Fi-Lehre schön der Schaum vorm Mund steht. Ach ja, ein passendes Albumkonzept nicht zu vergessen. Denn der "Hammer of the witches", auf Latein "Malleus maleficarum", ist nichts anderes als das Referenzwerk der Hexenverfolgung, ein vor Misogynie nur so strotzendes Pamphlet. Filth allerdings dreht den Spieß um und lässt das vermeintlich schwache Geschlecht den Hammer schwingen, die Rache der Hexen sozusagen. Und das gelingt ganz vorzüglich, wie sich umgehend zeigt. Denn ein Song wie "Yours immortally" reißt die Lücken mit größerer Wucht, als es Scheiterhaufen und Inquisition je vermochten. Nur für den Fall, dass jemand noch Zweifel an der Szeneglaubwürdigkeit hegen sollte: Diese Mischung aus wilden Blasts, Filths manischem Gekeife, beißenden Riffs, schlicht purer Raserei ist ganz einfach hohe Genre-Kunst.
Ähnlich kompromisslos geht es weiter. Denn während sich Alben der jüngeren Bandhistorie durchaus durch überbordende Spielereien auszeichneten, gibt es hier gnadenlos ins geschminkte Antlitz. Denn eine Prügelei wie "Deflowering the maidenhead, displeasuring the goddess" gab es lange nicht zu hören. Erst recht nicht mit einem derart eingängigen Refrain. Und wenn wir schon beim Abfeiern von Highlights sind, dann darf das Duett aus dem rüden Titeltrack und "Right wing of the garden triptych" nicht fehlen. Ganz und gar nicht. Denn vor allem letzterer Song zeigt, wie perfekt Experimentierfreude und traditioneller Black Metal zusammenspielen können, wenn man sie denn nur lässt. Will sagen, wenn man die elektronischen Spielereien zu Beginn von "Right wing of the garden triptych" nicht umgehend verschreckt per Skip-Taste ins digitale Nirwana befördert. Denn ja, die ersten Sekunden erinnern tatsächlich an bittersüß-melancholische Goth-Miezen, bevor sie brutal aus der Fassung geraten. Und sich hinter der vermeintlichen Schönheit höllische Fratzen offenbaren. Großartig.
Es gab eine Zeit, da musste sich Dani Filth tatsächlich eine gewisse Orientierungslosigkeit nachsagen lassen, was nicht zuletzt an der, nun ja, nicht eben geringen Mitarbeiterfluktuation lag. Doch auch wenn ein Arbeitsplatz bei Cradle Of Filth immer noch nur marginal sicherer als griechische Staatsanleihen ist, haben sich die Engländer erfreulich souverän gefangen. Denn was sich bereits auf dem Vorgänger "The manticore and other horrors" andeutete, wird mit "Hammer of the witches" auf beeindruckende Weise fortgesetzt: Ja, es ist möglich, kompakt und bombastisch zugleich zu sein. Es ist möglich, so verspielt wie brutal zu sein. Und es ist möglich, ein großartiges Black-Metal-Album zu produzieren, ohne wirklich eine Black-Metal-Band zu sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Yours immortally
- Hammer of the witches
- Right wing of the garden triptych
Tracklist
- Walpurgis eve
- Yours immortally
- Enshrined in crematoria
- Deflowering the maidenhead, displeasuring the goddess
- Blackest magick in practice
- The monstrous sabbat (Summoning the coven)
- Hammer of the witches
- Right wing of the garden triptych
- The vampyre at my side
- Onward christian soldiers
- Blooding the hounds of hell
Im Forum kommentieren
hell yes
2016-06-22 12:49:31
sackstarke platte.
Die Wiege des Schmutzes
2015-07-19 00:40:50
Ist das ein geiles Cover! :D
Und so wunderbare Titten hat man auch schon lange nicht mehr auf einer Platte gesehen...
frustrierter PTler
2015-07-09 15:54:37
und im moment viel drittklassiger DOOM
frustrierter PTler
2015-07-09 05:51:12
radiohead is the shit
Jenny
2015-07-08 14:09:16
@alternativ
hab mal in thorybos reingehört, nenene,
postrock ist aktueller
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