Screaming Females - Rose mountain

Don Giovanni / Cargo
VÖ: 27.02.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Solange die laute Frau noch singt

Schrammeligen Indierock so richtig episch klingen zu lassen, ist eine Kunst. Titus Andronicus können das ganz gut, weil Patrick Stickles ein bisschen größenwahnsinig ist und unter anderem Dudelsack-Soli für eine gute Idee hält. Guided By Voices haben das auch oft genug hinbekommen, weil Robert Pollard Songs wie "The goldheart mountaintop queen directory" oder "I am a scientist" schreiben kann, die mit einer gefühlten halben Gitarre und einem viertel Schlagzeug hymnischer als Queen klingen. Marissa Paternoster hat dafür ihre Stimme – und eine Vorliebe für krachende Gitarrenriffs. Und das reicht auch, wie sie mit ihrer Band Screaming Females auf "Rose mountain" gleich zehnmal beweist.

Der kräftig fuzzende Einstieg "Empty head" führt dabei zunächst ein bisschen auf die falsche Spur. Das mächtige Timbre und die an The Subways erinnernde Gitarrenwand im und nach dem Refrain verleihen dem Song zwar zweifellos eine rockhymnische Note, aber im weiteren Verlauf hat die Band auch noch wesentlich Subtileres auf Lager. "Wishing well" verbindet eine hübsch klimpernde Strophe mit einem angemessen dramatischen und gegen Strich gebürsteten Pop-Refrain. "Broken neck" nimmt sogar noch einen Gang raus und leiert zu Beginn als leicht angetrunkene Polka aus den Boxen, bevor es die Gitarre im Refrain so richtig krachen lässt. Ach so, und Bonuspunkte für die großartige Gesang-und-Schlagzeug-Bridge kurz vor Ende gibt es auch noch.

Am dissonanteren Ende des Spektrums von "Rose mountain" findet sich der trockene Wüstenrocker "Ripe", den Josh Homme wahrscheinlich lieben würde. "Triumph" suhlt sich auch in einem donnernden Riffgewitter, unterbrochen von einer angenehm reduzierten Basslinie während der Strophe. Aber auch während die Band mit allen drei Köpfen gleichzeitig durch die Wand will, unterliegen die Songs mit ihrem leicht dramatischen Vibrato immer noch einem leicht opernhaften Touch, der "Rose mountain" ein kleines bisschen größer erscheinen lässt, als es sein sollte. Es schrammelt und kratzt und knarzt, ist aber gleichzeitig ganz großes Theater.

Dabei gelingt der Band jederzeit der Spagat, nicht ins Kitschige und Schwülstige abzudriften. "Rose mountain" hat von vorne bis hinten einen satten, krachigen, aber genretypisch leicht unterproduzierten Sound, der der Gitarre viel Raum zum Lärmen gibt und die Melodien ungefiltert einschlagen lässt. Für Schnickschnack ist kein Platz, wenn man mal von dem Piano absieht, das ganz am Ende in "Criminal image" kurz die Gitarre begleiten darf. Aber episch braucht halt manchmal ein Piano. Das wussten schon Faith No More.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Empty head
  • Broken neck
  • Criminal image

Tracklist

  1. Empty head
  2. Ripe
  3. Wishing well
  4. Burning car
  5. Broken neck
  6. Rose mountain
  7. Hopeless
  8. Triumph
  9. It's not fair
  10. Criminal image
Gesamtspielzeit: 35:04 min

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Bonzo

2021-05-29 09:27:49

Auch der Nachfolger All at Once macht Spaß. Marissa Paternoster ist auch ne super Gitarristin.

Neues Video, neues Album

2018-02-26 15:42:38

https://www.youtube.com/watch?v=1iWUvEPokkY

meinung

2016-01-26 20:30:07

klingt gut!

Bonzo

2016-01-26 15:01:21

Ich mach dann mal weiter. Ripe ist so ein geiles Brett. Produktion ist top und in den Gesang kann man sich nur verlieben.

Bonzo

2015-10-26 17:57:26

Gibt anscheinend nur noch Rockbands mit weiblichem Gesang.

Aber auch hier gefällt mir das alles wieder sehr gut. Schade, dass das Genre in Deutschland tot ist.

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