Petrels - Flailing tomb

Denovali / Cargo
VÖ: 22.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Grandezza im Akkord

Alles glitzert, funkelt und strahlt schon wieder so herrlich irrlichternd auf "Flailing tomb", Petrels' viertem Album seit 2011. Oliver Barrett hat innerhalb dieses kurzen Zeitraums eine unermessliche Vielfalt schillernder Drone-Sounds geschaffen, die nicht in schläfrigem Ambient münden, sondern auf formvollendete Harmonieseligkeit zielen. Das Gesamtwerk des Briten lässt dabei jegliche Redundanzen vermissen. Vielmehr kartografiert jede einzelne Komposition unbekannte Welten im weiten Feld experimenteller Musik, ein einprägsames Harmonie-Moment stets eingebaut.

Beim elegischen Debüt "Haeligewielle" kam noch das Gefühl auf, das ganze Album sei auf akzentuierte, sorgsam hergeleitete Höhepunkte innerhalb der Gesamtspielzeit fokussiert. Es ebnete den Eindruck von breitangelegten, ineinandergreifenden Sequenzen ohne genaue Genre-Zugehörigkeit. Diese mündeten mühelos in den gewaltigen Drone-Gipfel "Canute" und den mit gewichtiger Melodie ausgestatteten Choral "Concrete". "Flailing tomb" hingegen besticht durch vier zielsichere Kompositionen mit je eigenem Charakter. Der dreigeteilte Abschluss "L. Caution" bricht mit der filigranen Ästhetik des Beginns, indem dieser sich in zäher Geschwindigkeit mithilfe von Tribal-Drumming, dissonantem Saxophon und Gitarre einen Weg aus dem Schönklang bahnt.

Bildet der abschließende Metal-Einschlag ein Novum, verfeinert die erste Hälfte die liebgewonnene Stilistik, die Barrett diskographie-übergreifend hat einfließen lassen. Da wäre zuvorderst sein Hang, Chöre in die Drones zu versenken. Der tiefe Männerchor auf "On the dark great sea" von "Onkalo" aus dem Jahr 2013 wird nun in "Orpheus" durch ein weibliches Pendant ersetzt. Die anmutigen Lead-Vocals übernimmt Denovali-Labelkollegin Sara Vondraskova von Never Sol. Außerdem verheißen die lichterloh glimmenden Waber-Sounds sowohl einen Rückblick in die Frühphase von Fennesz als auch einen stetigen Hang in sehnsüchtige Euphorie.

Petrels bringt es auf "Flailing tomb" zum wiederholten Male fertig, dem weiten Genre Drone/Ambient die positiven Seiten abzugewinnen. Den zahlreichen Reminiszenzen an Jean-Luc Godards dystopischen Thriller "Alphaville" zum Trotz und entgegen des Memento-Mori-Coverartworks und des grabentiefen Albumtitels verströmt die erste Hälfte nichts weniger als selbstbewusste Eleganz. Mit langsamer Zerstörungswut kommt demgegenüber die zweite Hälfte daher, die mit Double Bass und mächtigem Hypnose-Schlagzeug der liebevoll aufgespannte Welt wuchtig entgegentritt. Wenn sich Barn Owl weiterhin elektronischen Schonspül-Sperenzchen verschreiben und wie bei der Tour zum Album "V" hinter ihren Mischpulten wegpennen, weil sie ihre Gitarren endgültig in Zahlung gegeben haben, dann ist im Drone-Olymp ein Platz frei.

(Henrik Beeke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Thangen after Dothe
  • Orpheus
  • L. Caution (Part 3)

Tracklist

  1. We are falling into the heart of the sun
  2. Thangen after Dothe
  3. Orpheus
  4. L. Caution (Part 1)
  5. L. Caution (Part 2)
  6. L. Caution (Part 3)
Gesamtspielzeit: 44:10 min

Im Forum kommentieren

zurueck_zum_beton

2015-06-18 18:56:10

Wrekmeister Harmonies' Longtracks/Alben sind auch so ähnlich aufgebaut. Erst filigran und repetitiv und dann wird gekloppt. Thrill Jockey...

The MACHINA of God

2015-06-18 13:23:38

"L. Caution Pt. 3" ist dann die verdiente Belohnung am Ende.

The MACHINA of God

2015-06-17 15:43:10

Jepp, find ich auch. Bn auch eh grad in Drone-Stimmung.

Robert G. Blume

2015-06-17 14:33:58

Oh.

Das ist ja ... ziemlich geil, wenn man sich drauf einlässt.

The MACHINA of God

2015-06-15 10:43:35

Fast frisch rezensiert. Meinungen?

:)

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