Dawes - All your favorite bands
Rykodisc / WarnerVÖ: 05.06.2015
Sie wollen uns erzählen
Die Beatles haben es nach ganzen acht Jahren getan, Oasis im Brüderstreit nach 20 Jahren und die unzertrennlichen R.E.M. beendeten ihre Bandkarriere gar erst nach 30 Jahren. Niemand hätte dies je für möglich gehalten: Enttäuschung, Tränen, Wut waren und sind bis heute die Folge. Und nun kommen Dawes aus Los Angeles daher und wollen uns erzählen: "I hope the world sees the same person that you always were to me / And may all your favorite bands stay together." Einige müssen sicherlich nicht mehr weiterlesen oder gar in das Werk hineinhören und zerschmettern den Viertling "All your favorite bands" samt zitiertem Titelstück ungehört. Für eine Band, die bislang immer knapp unter dem Radar lief, ist dies jedoch schon ein aufmerksamkeitswirksames Statement. Diese sehr gute Dreiviertelstunde rechtfertigt die Würdigung per Zitat allemal.
Die neun Songs der kalifornischen Band um Frontmann Taylor Goldsmith, der auch bei The New Basement Tapes mitgewirkt hat, sind eine Rekapitulation des Great American Songbooks und wären ohne die gesammelte Liste der "favorite bands" gar nicht denkbar: Gleich in der Ouvertüre mit der ersten Single "Things happen" übersteigen die Gesten den Inhalt und kulminieren in der Aufforderung: "Let's make a list of all the things the world has put you through." Da kommt einem doch gleich Pearl Jams "Wishlist" in den Sinn. Das anschließende, mit akustischer Gitarre begleitete "Somewhere along the way" ruft das zu Unrecht ein wenig vernachlässigte Frühwerk von Wilco ins Gedächtnis. Und den schleppenden Gospel "Waiting for your call" haben sich Dawes von Conor Oberst abgeschaut. Immerhin waren sie schon Backing-Band auf seiner "Upside down mountain"-Tour, haben beim Großmeister genau hingeguckt und sehr wohl von ihm gelernt. Dass "I can't think about it now" Neil Youngs "Like a hurricance" in das Jahr 2015 transformiert, ist der I-Punkt mit Edeltinte.
Was sich im Vergleich zu den Vorgängeralben geändert hat, ist die blitzende und glänzende Politur, welche die Band auf den einst staubigen Sound aufgetragen hat. Die kommt "All your favorite bands" allerdings zugute, vor allem wenn sich Dawes auf Altmeister des Hochglanz-Folkrocks wie Jackson Browne und Eagles besinnen. Die entfesselten Gitarren und die ausufernde Melodieseligkeit beherrschen sie wie kaum eine andere Band, was für ihre Eigenständigkeit spricht. Mit dem abschließenden, fast zehnminütigen Epos "Now that it's too late, Maria" beweist die Band, dass sich Spielfreude und ein wenig Glanz und Gloria nicht widersprechen. Sie ergänzen sich perfekt. Die Drums spielen noch einmal groß auf, und irgendwann schlafwandelt alles in eine gediegene Jamsession. Dawes können so gerne noch ein paar Jahre weiterspielen. Und vor der Trennung müssen sie sich erst einmal zur "favorite band" aufschwingen. Vielleicht gelingt es ihnen ja.
Highlights & Tracklist
Highlights
- All your favorite bands
- I can't think about it now
- Now that it's too late, Maria
Tracklist
- Things happen
- Somewhere along the way
- Don't send me away
- All your favorite bands
- I can't think about it now
- To be completely honest
- Waiting for your call
- Right on time
- Now that it's too late, Maria
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Dawes - Oh brother (6 Beiträge / Letzter am 01.11.2024 - 12:04 Uhr)
- Dawes - Misadventures of doomscroller (3 Beiträge / Letzter am 13.07.2022 - 16:57 Uhr)
- Dawes (18 Beiträge / Letzter am 29.10.2020 - 19:16 Uhr)