Asagaya - Light of the dawn

Jakarta / Groove Attack
VÖ: 27.03.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Jajaja

Als Musikrezensent wird man schnell immun gegen Musik-Tipps aus dem eigenen Umfeld. Wenn wieder einmal ein Freund oder Halbfreund antanzt und meint "Alter, hast Du das gehört? Das ist der Shit!", entweicht häufig recht schnell ein arschleckiges "Jajaja." Ein Stück weit aus Egogründen, zugegeben, andererseits aber auch, weil man – sorry – schlicht viel zu viel Scheiße vorgeschlagen bekommt. Aber es gibt auch Freunde und Halbfreunde, die tatsächlich mal ein Goldstück entdeckt haben. So geschehen als Freund Philipp (Name von der Redaktion geändert) auf Asagaya hinwies. Und wieder: "Jajaja." Und er so: "Das sagst Du immer. Hör Dir das an!" Nach ein paar Tagen des Nachfragens und Enervierens war es dann soweit: Ein paar Klicks in Richtung YouTube und schnell wurde der Rezensent bitter gewahr, dass Philipp Recht behalten sollte.

Asagaya ist ein Mann von irgendwo und nirgendwo. Ein Japaner, der seine Zelte in Paris aufschlug und dort anfing, Musik zu machen. Asagaya ist eine Stimme aus dem Sprachcomputer, die singt, rappt und ihre Geschichte erzählt. Erstmals nun auf "Light of the dawn", unterstützt von zahlreichen Feature-Gästen und produziert von niemand Geringerem als dem französischen Tausendsassa Guts. Was auf erwähntem Album stattfindet, ist eine mehr als runde Sache, die zwischen HipHop, TripHop und Soul umherdiffundiert, ohne sich dabei jemals zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Und das muss man erst einmal schaffen.

Das düstere Intro erklärt, von Slidegitarren, Donner und Blitz untermalt, wo Asagaya sich befindet: Auf der "forgotten road" sucht er nach dem Licht der Dämmerung. Und obwohl der Opener eine Richtung vorgibt, verharrt "Light of the dawn" über seine gut halbstündige Spieldauer so ganz und gar nicht im Dunklen. Schon der zweite Titel des Albums, "Elusive delusive", soulig besungen von Lorine Chia, hat angenehme Frühlingstöne im Gepäck, obwohl die besagte Dame von ihren Betrügereien parliert. So ist der Geleimte im Augenblick des Verrats zumindest kurzfristig froh.

Bei mehreren Tracks gibt sich Jay Prince die Ehre, Rap-Geheimtipp aus dem UK. So im angenehm smoothen "Suncat", wie auch in "Penguin beach", das mit klimperndem Piano zur Soiree lädt und mit Zeitlupen-Breakbeat punktet. Instrumentale Stücke wie das mit Violinen bestückte "Armenian princess" heben die Stimmung dabei jeweils auf das nächste Level. "The nature creature", begleitet von Afrodyete und der Computer-Stimme mit tiefem Nachhall, ist ein Soul-Fetzen mit Zucker auf und Hummeln im Arsch, der auch das unbeweglichste Körperteil schütteln lässt – spätestens wenn die Querflöte zur Bridge lädt.

Man muss sich schon schämen, Philipp anfangs nicht geglaubt zu haben: Da ist eine dicke Entschuldigung fällig. Und die geht hiermit auch an Asagaya, denn "Light of the dawn" ist ein Eins-A-Teil, das mitunter fast schon streberhaft gut daherkommt. Angesichts der Dichte an beteiligten Könnern lässt sich dies aber nicht nur verkraften, sondern auch nachempfinden. Und jetzt lieber Leser, nimm das bitte ernst, was ich Dir erzähle. Und kein "Jajaja" mehr!

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Elusive delusive (feat. Lorine Cha)
  • Penguin beach (feat. Jay Prince)
  • The nature creature (feat. Afrodyete)

Tracklist

  1. Intro (Asagaya road part 1)
  2. Elusive delusive (feat. Lorine Chia)
  3. Suncat (feat. Jay Prince)
  4. Redneck's parade
  5. Washy P (feat. Jay Prince)
  6. Armenian princess
  7. The nature creature (feat. Afrodyete)
  8. Penguin beach (feat. Jay Prince)
  9. Interlude (Asagaya road part 2)
  10. In the mountain of bliss (feat. Leron Thomas)
  11. Women (feat. Akua Naru)
  12. Somthing on the way
Gesamtspielzeit: 35:55 min

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