Someone Still Loves You Boris Yeltsin - The high country

Polyvinyl / Rykodisc / Warner
VÖ: 05.06.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Wo liegt die Würze?

Someone Still Loves You Boris Yeltsin waren schon immer für zwei Dinge bekannt. Erstens: für ihren ulkigen Namen, der auf Festivalplakaten immer eine ganze Zeile für sich alleine beanspruchte. Und zweitens: für die kurzen Gitarrenhymnen, mit denen sie die imaginäre Lücke zwischen Powerpop und Indie-Slackertum locker schlossen. Erstaunlich also, dass die Band aus Springfield, Missouri ihren ohnehin schon präzisen Indie-Rock weiter verknappt, bringen es die elf neuen Songs doch lediglich auf 26 Minuten Spielzeit. Somit ist "The high country" das bislang kürzeste Album der fünf Freunde, was allerdings nun überhaupt nichts an der Tatsache ändert, dass die Platte vollumfänglich Spaß macht. Im Gegenteil sogar.

Wo andere Bands also gerne nochmal zulangen und sich ein wenig Sprühsahne auf die Torte laden, verzichten Someone Still Loves You Boris Yeltsin auf unnötigen Firlefanz und geben sich voll und ganz dem perfekten Zweiminüter hin. Ihre Songs sind dynamisch und quirlig und ziehen genau aus diesen Attributen ihre Stärke. Jede Nummer ist prädestiniert fürs obligatorische Urlaubs-Tape, für flotte Fahrten mit langsamen Autos über buckelige Landstraßen. Oder für warme Sommerabende am Baggersee. Das eröffnende "Line on you" zum Beispiel legt die Latte gleich hoch: Für einen so vitalen Auftakt würde Weezer-Frontmann Rivers Cuomo sehr wahrscheinlich seine Hornbrillensammlung verschachern. Someone Still Loves You Boris Yeltsin schütteln ihn lässig aus dem Ärmel.

"Step brother city" hingegen braucht lediglich handgestoppte 13 Sekunden bis zum ersten Woohoo-Chor, und auch sonst ist hier Dampf drin: Das Gespann aus Missouri legt hier einen flotten, punk-infizierten Sommerhit aufs Tablett, der am Ende wohl aber doch von den wenigsten als ein solcher identifiziert werden wird. Doch Someone Still Loves You Boris Yeltsin sind nicht nur geübt im konzisen Indie-Rock, nein, auch Melancholie und Sanftmut dürfen auf "The high country" eine kleine Nebenrolle spielen: "Madeline" ist das beste Exempel für den süßlichen Schmerz, den die Band zwischen all dem Hochmut und den Keksbröseln in einer Sofaritze fand und den sie auf eine Art und Weise vertont, die an den großen Elliott Smith erinnert. Im famos genuschelten "Magnet's new summer 'do" lässt das Quintett dafür mit kurvigen Gitarrenläufen seine Liebe für jovialen College-Rock hochleben. Und liegen damit goldrichtig: Schön, wenn man doch weiß, wo die eigenen Stärken liegen.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Line on you
  • Magnet's new summer 'do

Tracklist

  1. Line on you
  2. Step brother city
  3. Goal mind
  4. Full possession of all her powers
  5. Madeline
  6. What I won
  7. Trevor forever
  8. Foreign future
  9. Song will
  10. Magnet's new summer 'do
  11. Total meltdown
Gesamtspielzeit: 26:00 min

Im Forum kommentieren

jo

2019-09-11 14:56:43

@Jennifer:

Vielen Dank :).

@AVMsterdam:
Ja, das haben sie clever gemacht. So haben sie sicher einige Hörer/-innen gewonnen, ebenso kamen sie so wohl zu einer Konzertreise nach Russland. Aber davon abgesehen lohnt es sich wirklich auch. Eigentlich ist jedes Album der Band zu empfehlen. Als Einstieg wäre vielleicht sogar "Let It Sway" am besten geeignet.

Jennifer

2019-09-11 01:00:09

Wurde ja immer noch nicht geändert, der Titel :).

Soeben erledigt.

AVMsterdam

2019-09-11 00:37:47

Oh je, eine Band mit einem so interessanten Namen muss ich einfach hören, mag sie noch so unbekannt sein.


Yeltsin war ein verachtenswerter Säufer und trägt große Mitschuld an der bis heute andauernden wirtschaftlichen Misere Russlands, btw. Aber das nur so.

jo

2019-09-10 23:50:45

Wurde ja immer noch nicht geändert, der Titel :).
Jedenfalls ist auch "The High Country" einfach wunderbar gelungen und läuft hier gerade wieder öfter.

S0mbrero

2015-07-12 14:05:29

Wirklich gutes Album.

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