Leyya - Spanish disco

Las Vegas / Rough Trade
VÖ: 15.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Zwei aus Vier

Schon ulkig, dass man schnell so etwas sagt wie "Muss sich hinter internationalen Produktionen nicht verstecken". Nur: Warum soll eine Produktion aus den Staaten per se besser sein als die von Leyya aus Eferding in Oberösterreich?! Eben. Eigentlich müsste man anders, gar ketzerisch fragen. Warum benötigen beispielsweise Banks oder FKA Twigs, zwei von vielen musikalischen Paten in Leyyas Geiste, eine Schar an Produzenten, das österreichische Duo aber erzielt in der Wahlheimat Wien in Eigenregie in der Regel ebenso gute Ergebnisse?! Zwar hat es Bandmitglied Marco Kleebauer einige Nerven gekostet, die richtigen Sounds für das Debüt "Spanish disco" auszuwählen und einzuspielen – die Mühe zahlt sich aber aus.

Nachdem in "Syno//Intro" das xylophonische Glöckchen auf die eingeschlafene Synth-Reverb-Taste hinweist, kommt mit dem prägnant postierten Bass im Neo-R'n'B von "I want you" erwähnte Banks als Referenz in den Kopf. Nur singt hier, wie bei den anderen Tracks auch, Sophie Lindinger mit ihrer schwebenden, immer wieder mit Hall unterlegten Stimme. Wobei diese sirenenhafte, Kate-Bush-esque Züge annimmt, wenn "Brando" aufspielt, mit dem Bass das Fell vom Fuchsschwanz pustet und sich an der Grenze zum Art-Pop positioniert. Allerdings ist es Leyyas Art, im nächsten Schritt dem Pop sein alleiniges Podium zu gewähren. Und da sitzt unangefochten unter metronomischem Drängeln dieser Ohrwurm namens "Superego". Aber selbst dabei gibt sich das Duo nicht leicht und beschwingt, vielmehr gedankenversunken und melancholisch. "I'm in the middle of a circus / Covering my head / Absorbing everything I'm in need of", singt Lindinger in "Wolves".

Musikalisch aber gibt "Spanish disco" ein sehr harmonisches Bild ab, trotz aller Seitenschritte, die das Duo unternimmt. Für "Jordan" üben sich Leyya in minimalistischen Strukturen und buhlen um die Gunst der Magengruben-Bässe von Dillon und zuvorderst James Blake, die hier ihr Spiegelbild finden: "You caught me like one of your ghosts inside / One of your thoughts you store in your mind". "IDM" stopft zunächst einem Elefanten eine Trompete in den Rüssel, legt im finalen Part aber mehr Augenmerk auf das Drumming. Man erahnt, wieso Leyya bei Live-Auftritten zu einem Quartett anwachsen. Zudem ist das ein guter Anknüpfungspunkt für die leicht shoegazende Gitarre in "Drowning in youth". Und zum Runterkommen wartet neben "Lever eno" in Form von "Acid" sogar ein Verweis auf Portishead und Beth Gibbons. Das könnte auch Barotschev in Lampukistan einspielen, letztlich müsste man bilanzieren: Das ist richtig gut.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Jordan
  • IDM
  • Superego
  • Drowning in youth

Tracklist

  1. Syno//Intro
  2. I want you
  3. Wolves
  4. Brando
  5. Jordan
  6. Coma kit
  7. IDM
  8. Lever eno
  9. Superego
  10. I'm not there
  11. Drowning in youth
  12. Hooligan
  13. Acid//Outro
Gesamtspielzeit: 39:53 min

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2023-02-24 05:46:56

Mal wieder so ein Spotify-Fund bei mir. Dort gibt's auch ne Deluxeversion, die mir richtig gut gefällt. Als erste Referenz fallen mir (die hier nicht sonderlich bekannten) Faces on TV ein.

njus

2018-02-04 01:40:44

neues album "sauna"

http://orf.at/stories/2424545/2424546/

Armin

2015-06-04 00:09:31

Frisch rezensiert. Meinungen?

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