Surfer Blood - 1000 palms

Fierce Panda / Cargo
VÖ: 22.05.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10
10/10

Dem Hai entkommen

Puh, das war knapp! Ja, Surfer Blood sind tatsächlich einem Hai entkommen. Nein, nicht an der Küste Floridas oder gar beim Baden an den Traumstränden ihrer Heimat. Die Rede ist vom immerhungrigen Majorlabel, für viele Puristen der Raubfisch im Musikbusiness, der gerne vielversprechende Underground-Newcomer jagt, obwohl er sie aufgrund seiner wirtschaftlichen Ansprüche nicht immer gut verdauen kann. Nachdem einschlägige Hype-Anstalten das hervorragende Surfer-Blood-Debüt "Astro coast" als solches in die Welt posaunt hatten, dauerte es nicht lange, bis Warner die Zähne fletschte. Bei den Aufnahmen zu "Pythons" schickte man gar Starproduzent Gil Norton zu den Jungs aus West Palm Beach ins Studio, schließlich sollte auch der Sound dem neuen Label-Glanz angemessen sein. Zum Glück wurde die Platte dennoch nicht allzu glatt, Surfer Blood mussten sich auch ihrer klanglichen DNA nicht entledigen – das können sie auch gar nicht. Dennoch fühlten sich die vier im Haifischbecken des Branchen-Riesen nicht wirklich wohl.

Ein Glück also, dass die Band – mittlerweile aufgrund der Krebserkrankung von Gitarrist Thomas Fekete vorläufig als Trio auftretend – sich freischwimmen konnte und nun gleich "1000 palms" für den kommenden Sommer mitbringt. Dieses Mal ist nicht nur alles selbst erdacht und musiziert, sondern auch erstmals wieder selbst produziert. DIY-Palmen, sozusagen, sowohl als natürliche Stranddekoration oder als Schattenspender zu gebrauchen. "Grand inquisitor" zumindest merkt man eine gewisse Unruhe an, seine neue Freiheit genießt der Track gleich in drei unterschiedlichen Parts. Ansonsten gilt weiterhin: Surfer Blood fühlen sich in ihrer melodisch-sommerlichen Surf-Rock-Düne ziemlich wohl. Mit viel Sonne und dem nötigen grobkörnigen Sand zwischen den Saiten schrammelt man sich etwa durch das power-poppige "Feast/famine", und für das schöne "Island" wird der Liegestuhl erneut gekonnt zwischen dem alten Regiesitz von Rivers Cuomo und den Longboards moderner Indie-Kapellen aufgestellt. Ja, angenehme Referenzen hält auch das dritte Surfer-Blood-Album bereit: "Covered wagons" und "Dorian" orientieren sich an Nada Surf, das verspielte "Point of no return" grüßt Vampire Weekend, während "Into catacombs" in seinem letzten Part wieder ziemlich nah bei Weezer ist.

Neu, besonders aufregend oder gar bissig wie ein Hai ist diese Platte eher nicht. Doch "1000 palms" klingt durchweg sommerlich-verträumt, und Surfer Blood wohnt dabei zugleich weiterhin ein gewisses Maß an Nachdenklichkeit inne. Aufs erste Ohr klingen manche Stücke vielleicht ein bisschen ähnlich und unscheinbar, doch feine Details sorgen für nachhaltigen Hörgenuss – wie etwa zarte Percussions, Akustik-Gitarren und weiblicher Gesang in "NW passage", oder die verspielt-zupfende Gitarre in "Other desert cities", die irgendwann von forschen Synthies überholt wird. "Saber-tooth & bone" mit seinem grinsendem Doppel-Refrain oder die Single "I can't explain" mit ihrer schrägen Chorus-Gitarre und dem feinen Chor-Potpourri sind in Beach-Boys-Harmonien vereint und runden den Tag nicht nur ab, sie laden umissverständlich zum Verharren im Sonnenuntergang oder zum Lagerfeuer ein. Mit Blick aufs offene Meer, fein versteckt in den Dünen. Unerreichbar für den Hai.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Island
  • I can't explain
  • Saber-tooth & bone
  • Other desert cities

Tracklist

  1. Grand inquisitor
  2. Island
  3. I can't explain
  4. Feast/famine
  5. Point of no return
  6. Saber-tooth & bone
  7. Covered wagons
  8. Dorian
  9. Into catacombs
  10. Other desert cities
  11. NW passage
Gesamtspielzeit: 38:12 min

Im Forum kommentieren

Thomas Fekete ist tot

2016-05-31 16:16:20

http://pitchfork.com/news/65842-surfer-blood-guitarist-thomas-fekete-has-died/?mbid=social_twitter

Armin

2015-05-27 21:59:16

Frisch rezensiert! Meinungen?

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