
Lena - Crystal sky
USFO / UniversalVÖ: 15.05.2015
Ade, Fräuleinwunder
Der Mai ist auch Eurovision-Song-Contest-Saison. Für Sängerin Nicole also die Zeit, in der sie regelmäßig auf TV-Bildschirmen flimmert – und das schon seit 33 Jahren. Dann wird heiter über die Zusammenarbeit mit Grand-Prix-König Ralph Siegel schwadroniert, Barbara Schöneberger witzelt darüber, die Chancen für unseren diesjährigen Act werden ausgerechnet und alle haben einen Mordsspaß! Abgesehen vom Zuschauer vielleicht. Lena Meyer-Landrut hat sich bisher ganz gut dem Schicksal entzogen, nur auf diese Weise mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Die gebürtige Hannoveranerin, die bekanntlich vor fünf Jahren den ESC-Sieg nach Deutschland holte und deren berüchtigter Auftritt in der Arte Sendung "Durch die Nacht mit..." bis heute unvergessen ist, scheint gut im Geschäft zu sein: als Jurymitglied, Markenbotschafterin und Co-Moderatorin beansprucht auch sie Sendezeit für sich.
Dass sich ihr Image längst nicht nur auf das "Satellite"-singende Mädchen in kurzem Kleid und mit kirschrotem Lippenstift beschränkt, ist aber wohl auch ihrem musikalischem Wandel und einer gewissen Portion Ehrgeiz zu verdanken. Das 2012 veröffentlichte "Stardust" entfernte sich schon erfrischend weit von seinen Vorgängern, drei Jahre später ist mit "Crystal sky" nur noch wenig vom kleinen Fräuleinwunder übrig. Und das ist auch ganz gut so. Stattdessen ist der entenartige Unterton in Lenas Stimme weitestgehend verschwunden, ihr Gesang insgesamt höher und nicht immer von Ellie Goulding zu unterscheiden. Macht auch nichts, denn die Songs von "Crystal sky" klingen so international, dass Lena mit dem Popsternchen locker mithalten kann und in den Billboardcharts vermutlich eine Chance hätte.
"Love me like you do" würde zwischen den teils dramatisch überladenen Elektro-Pop-Gefügen von "The girl", "Lifeline" und "All kinds of crazy" kaum auffallen. Und mit abstrakter Performance könnte Lena den Eurovision-Songcontest damit immer noch wuppen. Auch die sanft dahergeflüsterte Ballade "Sleep now" steht dem in nichts nach, der Titelsong ist hingegen wieder radiotauglicher gestrickt und weit weniger mystisch als der Rest. Nach drei völlig unterschiedlichen Veröffentlichungen scheint Lena endlich einen wünschenswerten Weg einzuschlagen. Ohne Kate-Nash-Imitation und ohne Stefan Raab. Dass auch sie in 30 Jahren mit oder ohne Frau Schöneberger von ihrer Zeit in Oslo und Düsseldorf plaudern muss, lässt sich wohl nicht vermeiden. Aber vielleicht hat sie dann wenigstens mehr zu erzählen als Nicole.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The girl
- All kinds of crazy
Tracklist
- The girl
- Keep on living
- Traffic lights
- All kinds of crazy
- Beat to my melody
- Sleep now
- Lifeline
- 4 sleeps
- We roam
- Crystal sky
- Invisible
- Catapult
- In the light
- Home
Im Forum kommentieren
Randwer
2015-10-24 13:16:45
Ich habe mir das Album heute nochmal komplett zu gemüte geführt. Es klang besser als ich es in Erinnerung hatte.
nörtz
2015-05-30 08:32:36
Album in Woche 2 von Platz 3 auf die 10 hinunter, Single von 12 auf 13.
So der große Lena-Hype scheint hier noch nicht im gange zu sein; zumindest was die Charts betrifft.
Leatherface
2015-05-27 22:58:30
"Catapult" ist schon echt stark. Sowas Sinnliches hätte ich ihr niemals zugetraut. Der Mittelteil der Platte hängt aber ziemlich durch. Da hätte man locker noch 2-3 Songs rausnehmen können.
Demon Cleaner
2015-05-27 22:20:30
Musikalisch sicher ihr bestes bisher, aber ich stimme auch zu, dass da im Prinzip auch irgendein anderer Name drauf stehen könnte, es würde nicht mal irritieren.
nörtz
2015-05-27 21:11:56
Macht auch nichts, denn die Songs von "Crystal sky" klingen so international, dass Lena mit dem Popsternchen locker mithalten kann und in den Billboardcharts vermutlich eine Chance hätte.
Also austauschbarer Massenpop ohne eigene Note. Denn ihr Gesang soll laut Rezi nun wie Ellie Goulding klingen? Dann wäre ja das einzige Element, das ihr noch ein wenig Eigenständigkeit verliehen hat, ausgemerzt.
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