Surf City - Jekyll Island

Fire / Cargo
VÖ: 27.03.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Fuzz-zinierend

Man kennt das: Wenn es gerade kaum weniger passen könnte, bringt das Leben plötzlich alles durcheinander. Stressige Phasen werden noch stressiger, die Hektik des Alltags noch hektischer, das gebeutelte Herz noch mehr gebeutelt. Aber es ist eben, wie es ist. Wenn die Welle kommt und alles umreißen will, reitet man sie am besten, und zwar nicht nur ein Stück, sondern bis zum bitteren Ende, auch wenn man dabei schon mal ordentlich ins Straucheln kommen kann. Surf City aus Neuseeland bieten für diesen Augenblick auf dem Brett, wenn man die Küste schon im Auge hat, sich aber noch mitten im unberechenbaren Wasser befindet, den perfekten Soundtrack: Ihr drittes Album "Jekyll Island" – benannt nach einer Insel an der Küste im südöstlichen US-Bundesstaat Georgia – mag zwar sonnengebräunt daherkommen, kennt sich aber mit den Schattenseiten des Lebens bestens aus.

Der Opener "Beat the summer heat" beginnt zumindest vielversprechend und optimistisch: Die orientalisch angehauchte Einleitung kommt einer Hypnose-Sitzung in der Wüste gleich, die Luft steht, die Sonne brennt, das Herz schlägt langsamer, als es wohl sollte. Ähnlich wie die Kollegen von Temples auf deren Debütalbum "Sun structures" von 2014 nutzen Surf City ihre Stärken bestens aus und holen den Psychedelic-Pop der 60er in die Gegenwart, um ihm ein modernes Gewand zu verpassen. Dass sie sich dabei hier und da eine Scheibe bei Indie-Rock-Helden wie Pavement abschneiden wie im unbeschwert-beschwingten "Leave your worries" oder mit dem verstrahlten Noise-Pop von "What they need" den Kollegen von Yo La Tengo und deren Klassiker "Electr-O-Pura" Tribut zollen, wirkt da wie ehrlich gemeinte Verehrung. Das auf "Jekyll Island" stets zu vernehmende fuzzige Grundrauschen hat durchaus Charme, und der leicht schnodderige Gesang gehört eh zum guten Ton.

Ganz entspannt gibt sich das Quartett aus Auckland in "Indian summer", das jenen Sommer, in dem alles drunter und drüber ging, einfach hinter sich lässt, bis er nichts weiter als eine unscharfe Erinnerung im Rückspiegel ist. Die aus der Zeit gefallene Pop-Punk-Nummer "Hollow veins" vergräbt das dazugehörige Fotoalbum im abgelegensten Bereich des Strandes, während der rhythmische Twang von "Spec city" die eigentliche Melancholie des Textes unter einer dicken Gitarrenschicht zu verstecken versucht: "It was later than we ever dreamed", lamentiert Sänger Davin Stoddard nicht ohne eine gewisse Traurigkeit. Der Schatten gehört zur Sonne eben dazu, das ist auch im Abschlusstrack "Jesus Elvis Coca Cola" so. Wie eine Neuauflage der australischen Nachbarn von Tame Impala grooven sich Surf City hier durch den vom Sommer geküssten lauwarmen Abend und lassen den Tag endlich ausklingen. Ganz klar: Der Vierer ist auch morgen oder übermorgen auf alle Wellen bestens vorbereitet.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Beat the summer heat
  • One too many things
  • What they need
  • Jesus Elvis Coca Cola

Tracklist

  1. Beat the summer heat
  2. Spec city
  3. Jekyll Island (and the psycosphere)
  4. Hollow veins
  5. One too many things
  6. What they need
  7. Leave your worries
  8. Indian summer
  9. Thumbs up
  10. The end
  11. Jesus Elvis Coca Cola
Gesamtspielzeit: 39:39 min

Im Forum kommentieren

Karl

2015-05-24 19:02:18

Klingt ueberhaupt nicht so wie tame impala. Ist zwischen 60s vibe. Post punk und grunge. Sehr melodiös.
Tolles album

Jennifer

2015-05-18 12:47:55

Schönes Album für u.a. Fans von Tame Impala.

Auf der Bandcamp-Seite kann man in zwei Songs reinhören.

Kommen jetzt auf Tour - leider überschneidet sich der Auftritt in Frankfurt mit dem Maifeld Derby.

20 May: Grüner Jäger, Hamburg, Germany
21 May: Karlstorbahnhof, Heidelberg, Germany
23 May: Gleis22, Münster, Germany w/ Exit Verse
24 May: Ponyhof, Frankfurt, Germany
27 May: Antje Oklesund, Berlin, Germany
28 May: Schauspiel, Leipzig, Germany
29 May: City Club, Augsburg, Germany
30 May: Lokomov, Chemnitz, Germany
01 June: Fluc, Vienna, Austria w/ Allah-Las

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