
Snoop Dogg - Bush
Columbia / SonyVÖ: 08.05.2015
Weederkäuer
Snoop Dogg ist schon eine coole Sau. Dem Mann, der eigentlich Calvin Broadus heißt, gelingt mühelos der Spagat zwischem dem Dasein als Familienvater, Gangsta-Rap-Legende und Sportkiffer. Und wenn das Superstar-Leben dann doch einmal langweilig werden sollte, nimmt er eben als Snoop Lion ein Reggae-Album auf. Egal, ob das nun gut klingt oder nicht. Das Kerngeschäft des Mittvierzigers war und ist aber natürlich der Sprechgesang, besonders in Verbindung mit lässigen Beats. So weckte die Ankündigung von "Bush" tatsächlich Hoffnungen auf die Rückkehr des wahren Snoop. Hoffnungen, die sich schon nach wenigen Takten in Dunst und allerhand Stimmeffekten auflösen.
Denn "Bush" ist nur am Rande eine HipHop-Platte, der Funk steht im Vordergrund. Schuld daran ist niemand Geringerer als der seit Jahren die Hitlisten dominierende Pharrell Williams. In Sachen Vibe und Sound verweist die Rückkehr des Snoop daher auch eher auf "G I R L" als auf "Doggumentary". Was zwei Dinge zur Folge hat: Erstens ist die Produktion auf absolutem Topniveau. Jedes Gitarrenlick, jeder Bassgroove sitzt. Zweitens wirkt es so, als höre man ein Pharrell-Album, das zufällig vom Doggfather eingesungen wurde. Ja, eingesungen. Denn das Rappen lässt er größtenteils bleiben. Stattdessen präsentiert Broadus mit einem zwischen Entspanntheit und Ignoranz pendelnden Singsang Weisheiten der Marke "I'm in it, I'm not in it / but Poochie says women". Man muss wohl einige Cookies zu viel vertilgt haben, um dieses Level der Erleuchtung erreichen zu können.
Erstklassig sind die Gäste, die den Weg ins Studio gefunden haben. So veredelt Stevie Wonder mit einigen filigranen Harmonica-Tönen den grundsoliden Schwofer "California roll". Unscheinbar, aber durchaus passend sind auch die Gesangslinien, die "Hollaback girl" Gwen Stefani in "Run away" abliefert. Und sogar Kendrick Lamar steuert einen Vers bei, wobei auch der Rap-Held der Stunde "I'm ya dogg" nicht sonderlich aufwerten kann. Im Mittelpunkt steht aber selbstverständlich Snoop, der zwar engagiert wirkt, aber definitiv nicht der talentierste Sänger unter der Sonne ist – weswegen auch die eingangs erwähnten Effekte zum Einsatz kommen, die der Stimme eine gewisse Sterilität verleihen.
Inhaltlich hat Broadus ohnehin kaum Nennenswertes zu erzählen. Ein bisschen Gepimpe hier, ganz viel Kifferromantik dort, der Rest ist Aussageverweigerung. Allzu negativ fällt die textliche Eindimensionalität allerdings nicht ins Gewicht. Tracks wie das verpeilt dahingroovende "This city" genügen sich selbst. Dass der Pharrell-Sound allerdings so langsam Staub ansetzt, muss durchaus bekrittelt werden. Da wäre Snoop mit einem etwas mutiger agierenden Produzenten besser beraten gewesen. Doch blickt man auf die Entwicklung des Dogg'schen Œuvres, erscheint immerhin nichts unmöglich. Bis dahin wird mit "Bush" durch den Sommer gecruist, das Lenkrad in der linken Hand, den Blunt in der rechten. Und wenn die Polizei vorbeifährt? Dann zieht man erstmal durch, ja.
Highlights & Tracklist
Highlights
- This city
- So many pros
- Peaches n cream
Tracklist
- California roll
- This city
- R u a freak
- Awake
- So many pros
- Peaches n cream
- Edibles
- I knew that
- Run away
- I'm ya dogg
Im Forum kommentieren
Achim
2015-07-18 21:04:47
http://www.mopo.de/promi---show/was-war-denn-da-los--konzert-geplatzt--snoop-dogg-fans-randalieren-in-muenchen-,5066870,31253754.html
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2015-05-09 14:48:06
Ist das ein Konzeptalbum zur Huldigung des kommenden Präsidenten Jeb Bush?
Clown_im_OP
2015-05-09 00:14:34
Naja Doggystyle ist auch eine 10/10.
Grobi-Wan Kenobi
2015-05-08 23:58:44
Wohl das beste, was er in den letzten 10 Jahren gemacht hat, aber das muss nicht viel heißen. An die Doggystyle-Ära kommt es nicht annähernd ran und Pharrells Beats waren auch schon mal fetter.
Clown_im_OP
2015-05-08 20:04:25
Das Video zu So Many Pros ist ziemlich fantastisch:
https://www.youtube.com/watch?v=JPIm6vrSl9s
Song geht auch.
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