Paper Arms - Great mistakes

Uncle M / Cargo
VÖ: 08.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Aufregend unaufgeregt

Australien ist ein wilder Kontinent und für vieles bekannt, was gemeinhin das Adjektiv "aufregend" verdient: Ayers Rock, Great Barrier Reef, die Oper in Sydney, die City von Melbourne und zum Teil auch der mitunter erheiternde Slang der Bewohner. In Sachen Musikexport bewies der fünfte Kontinent ebenfalls schon oft ein feines Näschen: AC/DC, INXS, Silverchair, Nick Cave oder jüngst auch Tame Impala müssen alle ziemlich weit um den Globus jetten, um für die europäischen Fans Konzerte zu spielen. Sehr erfreulich allerdings, dass derzeit auch eine Welle frischer Punkrock-Bands aus jenem Erdteil zu uns herüberschwappt, denn da war es aus Richtung Down Under lange Zeit eher ruhig. Nach The Smith Street Band, die mit ihrem äußerst feinen "Throw me in the river" just schon wieder auf Stippvisite in hiesigen Punkrock-Schuppen waren, sollte man sich durchaus auch mal wieder mit Paper Arms befassen. Zu unrecht nämlich blieb ihr Zweitling "The smoke will clear", vom tollen Uncle-M-Label im Mai 2013 veröffentlicht, so ein bisschen unter dem Radar.

Und auch der Nachfolger geizt nicht mit knackiger Kost: Mit Himmelfahrt-Refrains, Shouting-Einlagen und gehörig Druck auf Snare- und Tom-Kit kehren der Opener "Dedication" und "You don't speak for me" schon mal den Weg frei und wirbeln dabei ein paar Staubwolken auf. Natürlich rettet diese Band mit ihrem manchmal antik anmutenden Emo-Post-Punkrock-Whatever-Sound weder das Abendland, noch eine in den letzten Jahren sowieso nicht gerade ernstgenommene Szene. Aber wer in den ersten warmen Tagen des Jahres mit der dritten Paper-Arms-Platte "Great mistakes" unterwegs ist, der hat in jedem Falle schon mal alle Erinnerungen von damals wieder frisch im Gepäck. An die Tage, in denen melancholische Midtempo-Rocker wie "Pick yourself up" und "Wake and run" der heiße Scheiß waren. An die Zeit, in der aus pop-affinem, melodischem Punkrock das schnell verunglimpfte Drei-Buchstaben-Wort wurde. Womöglich nur, weil viele Bands sich trauten, Herzschmerz- und Befindlichkeits-Lyrik eine Punkrock-Präsenz zu geben? Sicher zu kurz gegriffen.

Mutig von Paper Arms in jedem Fall, sich keinen Kopf um irgendein Image zu machen und das zu tun, wonach ihnen ist. Gerade diese Konsequenz macht die Platte rund, und so klingt "Great mistakes" irgendwo routiniert, zupackend und frisch zugleich. Und trotz verdächtig klischeebehafteter Emo-Songs wie dem dennoch guten "Blackout", das man so 2005 etwa von The Used erwartet hätte, ist es ebenso zu kurz gegriffen, die Australier ausschließlich mit dem Etikett "Emo-Punkrock" zu bestempeln. Schließlich trauen sie sich im Titelstück ins für gewöhnlich wenig rühmliche Pop-Punk-Gebiet vor, bevor "This time" mit seinen schiefen, knarzenden Gitarrenriffs gar die Grunge-Zeit aufleben lässt. Dass "Great mistakes" aber dabei nicht seicht klingt, liegt in erster Linie an dem Mann am Mikro: Josh Mann singt, röhrt und krächzt, bis die Stimmbänder die weiße Fahne schwenken, und nötigt seine Kollegen so von Zeit zu Zeit zu Unterstützung in choraler Natur. Auch in Down Under hält man zusammen. Ganz unaufgeregt.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dedication
  • This time
  • Pick yourself up

Tracklist

  1. Dedication
  2. You don't speak for me
  3. Great mistakes
  4. This time
  5. Pick yourself up
  6. Wake and run
  7. Blackout
  8. Volumes
  9. Shifty
  10. Stumble over
  11. Fader
  12. Strings
  13. Factory settings
Gesamtspielzeit: 43:41 min

Im Forum kommentieren

MasterOfDisaster69

2015-07-14 14:27:34

08/15 Emo-Rock, schon 50.000mal gehört. Nichts neues aus Down Under. Ich weiß nicht, wie in der Rezension was von "Punk-" stehen kann. Kenne aber nur die 3 Highlight-Songs. 4/10.

MartinS

2015-05-22 13:45:45

Ich finds etwas schwächer als "The smoke will clear", aber trotzdem ganz gut.
Tolles Artwork auch

Armin

2015-05-20 21:56:42

Frisch rezensiert! Meinungen?

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