Fyfe - Control

Believe
VÖ: 20.03.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Swymmyngpool

Geld müsste man haben. Dann könnte man sich endlich den schnieken Ferienbungalow in Südfrankreich leisten, im Designer-Bikini Bahnen durch den glitzernden Swimmingpool ziehen und sich von einem spärlich bekleideten Alain-Delon-Double den wohltemperierten Öko-Rosé an den Beckendrand bringen lassen. Dann hätte man auch das perfekte Setting für die neue Fyfe-Platte, die mit ihrem ebenfalls wohltemperierten Elektrosound für die urbane Zweizimmer-Bude fast ein bisschen zu posh daherkommt – vor allem wenn man das Ganze auf schickem weißen Vinyl auflegt.

Der kreative Kopf hinter dem orthografisch experimentellen Projekt ist der Brite Paul Dixon, der im zarten Alter von 25 Jahren schon einige Erfahrung als Solokünstler und Remixer (unter dem Pseudonym David's Lyre) auf dem Buckel hat. Auf seinem zweiten Langspieler "Control" verwurstet er munter frühere Singles und EP-Material, ordentlich aufpoliert und perfekt abgemischt. Das Ergebnis erinnert an die bombastischen Produktionen von Alt-J, an die Entrücktheit von The Album Leaf und die emotionale Schlagkraft von Gaz Coombes. Vor Synthieteppichen und Drum-Machines wabert die Stimme von Dixon, dessen larmoyanter Gesangsstil gewisse Ähnlichkeiten mit dem Thom Yorkes hat. Hin und wieder schleicht sich eine Gitarre an, bricht den cleanen Sound organisch auf, schwere Industrial-Beats treffen auf verspieltes Keyboard-Geklimper, cooler Sound trifft auf verletzliche Textzeilen.

Sofort ins Ohr geht das Album-Highlight "Solace", das Dixon schon 2013 auf der gleichnamigen EP veröffentlicht hatte. Den Einsteig macht ein stark an Eels erinnerndes Flötenintro, bevor ein Radiohead-Beat und eine freche off-tune E-Gitarre übernehmen und zum verhaltenen Mitschwingen auf das existentialistische Klagelied des lyrischen Ichs einladen. Bei "For you" kommt das leider oft unerträglich aufdringliche Saxofon erstaunlich würdevoll zum Einsatz, der treibende Beat würde auch HipHop-Wunderkind Frank Ocean gefallen. Ein Hauch Südfrankreich landet schließlich auch auf dem Plattenteller: "Waiting on those tables in sunny St. Tropez / Look out to the water when you turn and you say / Take me home", säuselt Dixon auf St. Tropez und lässt einen mit Harfenklängen und atmosphärischen Chorgesängen in die azurblauen Wogen abtauchen, auf denen man zum getragenen Sound vom Titeltrack "Control" immer weiter hinaustreibt, bis von der Küste nur noch ein Streifen am Horizont bleibt.

Selbst Elektro-Skeptiker kann "Control" eines besseren belehren und mit einer perfekten Mischung aus Mensch und Maschine überzeugen. Auch wenn der Geldbeutel den Ferienbungalow an der Côte d’Azur nicht so schnell erlauben wird und Alain Delon heute keiner mehr in Badehosen sehen möchte, das Debütalbum von Fyfe wird so bald nichts an seiner zeitlosen Coolness verlieren. Die kann man aber auch mit einem kühlen Bier in der Hand am Beckenrand der öffentlichen Badeanstalt genießen.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Solace
  • St. Tropez
  • Control

Tracklist

  1. Conversations
  2. Holding on
  3. Solace
  4. Polythene love
  5. For you
  6. In waves
  7. Lies pt.II
  8. Keep it together
  9. Veins
  10. St. Tropez
  11. Control
Gesamtspielzeit: 40:58 min

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Armin

2015-05-20 21:56:25

Frisch rezensiert! Meinungen?

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