Taymir - Phosphene

Sony
VÖ: 15.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Keine Betäubung nötig

Kennt Ihr das? Man liest einen Songtitel und hat sofort eine Assoziation im Kopf. Zum Beispiel bei diesem Lied: "Aaaaah." Eine Lautfolge, die unangenehm an den schon viel zu lange aufgeschobenen Besuch beim Zahnarzt erinnert. Dabei hatte dieser doch beim letzen Termin mit grimmiger Miene dazu ermahnt, nicht wieder so viele Jahre bis zur Wiederkehr verstreichen zu lassen. Angesichts so viel negativer Konnotation können Taymir als Urheber des Songs "Aaaaah" eigentlich nur verlieren. Und tun es doch nicht. Was nicht zuletzt an ihrer Debütsingle liegt, die mit herzerfrischendem Powerpop, einer saftigen Basslinie und Hummeln im Hintern jeden Gedanken an weiße Arztkittel im Nu verfliegen lässt. Aber auch daran, dass die Niederländer auf ihrem ersten Album "Phosphene" diese Güteklasse noch häufiger erreichen.

Spätestens nach Lied Nummer zwei ist klar, warum Taymir in ihrer Heimat mittlerweile ein amtlicher Hype umgibt. "She goat" hätte mit seinem ordentlichen Riff und rotzig-tanzbaren Beat auch auf dem Debüt der Arctic Monkeys eine gute Figur abgeben. Überhaupt sind die Parallelen zwischen Taymir und den frühen Monkeys nicht von der Hand zu weisen. Sogar Bas Prins' Stimme klingt stellenweise erstaunlich wie die von Alex Turner. Und doch sind Taymir mehr als nur holländische Kunstfälscher. Vielmehr destilliert das Quartett die Essenz des 60s-Pop und gibt ihr durch dreckige Gitarren und unbändige Energie eine eigene Schlagseite. Klar, das war vor ein paar Jahren bei Mando Diao auch nicht anders, doch Taymir gehen die Sache auf ihre eigene Weise an. So lassen sie bei aller Freude am Lärmen nie die Gelegenheit für eine eingängige Melodie verstreichen.

Den Refrain von "Afternoon" umgibt ein herrlich ungesunder Zuckerguss, während das schmissige "I do I do" als Kinks-Beat-Hommage auch anno 1965 die Charts gestürmt hätte. Und, noch ein Konjunktiv: Hätten die Beatles auf ihren ersten Alben schon gewusst, dass man Gitarren verzerren kann, wäre das Ergebnis ein unbändiger Hit wie "What should you say" gewesen. Doch im Grunde geht so ziemlich jeder der kurzen, knackigen Songs als Hit durch. Denn "Phosphene" ist als Album von einer bemerkenswerten Kompaktheit. Nur zwei der 13 Lieder knacken die Drei-Minuten-Marke. Den Vogel schießt hierbei "Jenny" ab, das in rund 80 Sekunden Stakkato-Drumming, eine Ohrwurm-Melodie und betörende Background-Chöre unter einen Hut bringt. Klar, wer auf gewagte Arrangements, Rhythmus- und Tonartwechsel oder ausufernde Instrumental-Passagen steht, wird mit diesem Album vermutlich nicht glücklich. Gehört aber genauso wenig zur Zielgruppe wie ein Zahnarzt in eine Plattentests.de-Rezension. Hiermit sei also verfügt, dass "Weit aufmachen, bitte" bei diesem Album fortan nur noch für die Ohren des Zuhörers gelte.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • She goat
  • I do I do
  • What should you say

Tracklist

  1. Aaaaah
  2. She goat
  3. All of the time
  4. Afternoon
  5. All we know
  6. Melanie
  7. I do I do
  8. What should you say
  9. Good times
  10. Taymir
  11. Spending my time
  12. High roads
  13. Jenny
Gesamtspielzeit: 32:12 min

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Jennifer

2015-05-13 23:06:59

Frisch rezensiert. Meinungen?

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