
Sóley - Ask the deep
Morr / IndigoVÖ: 08.05.2015
In der Dunkelkammer
Auf dem zweiten Album der Isländerin Sóley sind es vor allem die offenen Fragen, die ihr sinistres Unwesen treiben. Einzig ihre klare Stimme lässt ab und an fahles Licht in die Dunkelkammer fallen, die sich die studierte Komponistin für "Ask the deep" erschaffen hat. Und gibt es doch einmal Gewissheit, ist diese nicht minder unheilvoll. So endet das Schlussstück "Lost ship" einfach und doch maximal vernichtend: "I never loved you."
Dabei ist zu Beginn von "Lost ship" noch nicht einmal klar, ob Sóley ihre Stimme überhaupt wieder findet. Das Stück ruft am deutlichsten die "Krómantík"-EP in Erinnerung, auf der sich Sóley im letzten Jahr gänzlich auf klassische Klavierkompositionen besann und dabei fast ohne den Einsatz von Gesang auskam. Auf "Ask the deep" hat das Piano nun insgesamt deutlich weniger Einfluss, auch im Vergleich zum gelungenen Vorgänger-Album "We sink". Diverse Orgeltöne und eigenartige Percussion-Elemente sind an seine Stelle getreten. Die bedrohlichen und conga-artigen Schläge zu Beginn von "Ævintýr", zu deutsch: Abenteuer, verbildlichen kriechendes und krabbelndes Getier in Wänden und im Erdreich. Das Stück ist von einer Begebenheit aus Brasilien inspiriert, bei der ein Mann bei lebendigem Leibe begraben wurde: "Did we dig you deep enough?"
Auch "Follow me down" wird mit einem dumpf verformten Rhythmus eingeleitet, bis ein dröhnender Bass – distanziert doch spürbar – durch Mark und Bein fährt, der Track den größten Raum für ein vielschichtigeres Arrangement aufspannt und Sóley das stimmliche Highlight der Platte setzt. Es stimmt, dass die Isländerin auf "Ask the deep" noch komplexere und verschiedenartigere Aufbauten wagt und im Zwischenstück "Óhljóð" sogar ausschließlich auf technoide Schattierungen zurückgreift. Vergleiche zu Soap & Skin oder auch Dillon sind dann noch greifbarer, obwohl sich ebenjene jeweils noch deutlicher in diesem Feld zermartern. "Dreamers" dagegen ist das einzige Dur-Stück auf "Ask the deep" und steigt auch genau aus diesem Grund scheinbar wie ein Phönix aus der Asche auf.
Auch weit über das anfängliche "Devil", dessen Grundthema in "Lost ship" noch einmal zu Gehör kommt, ist das Ringen mit den persönlichen Teufeln ein allgegenwärtiges Bild auf "Ask the deep". Sóleys entwickelte Traumwelt ist finster und bedrückend, noch düsterer als auf dem Debüt, dabei aber auch unschärfer umrissen. Diese Unbestimmtheit scheint Sóley aber auch musikalisch mehr Freiheiten geschaffen zu haben, die sie beachtlich zu nutzen weiß.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Devil
- Ævintýr
- Follow me down
Tracklist
- Devil
- Ævintýr
- One eyed lady
- Óhljóð
- Halloween
- Follow me down
- Breath
- I will never
- Dreamers
- Lost ship
Im Forum kommentieren
musie
2015-09-20 22:09:20
ist Dreamers vom neuen Album ein Beach House Cover?? Würde alles passen, Instrumentierung, Text und Titel...
AndreasM
2015-09-14 14:15:02
Definitiv!
Dann hier auch mal die anstehenden Termine in Deutschland/Österreich/Schweiz:
24.09. Hamburg, Reeperbahn-Festival
26.09. München, Technikum
29.09. Zürich, Plaza
30.11. Wien, WUK
02.12. Salzburg, Rockhouse
03.12. Linz, Posthof
06.12. Leipzig, UT Connewitz
07.12. Freiburg, Jazzhaus
08.12. Heidelberg, Karlstorbahnhof
09.12. Erlangen, E-Werk
Alle anderen Termine hier:
https://www.morrmusic.com/artist/S%C3%B3ley/shows/
musie
2015-09-14 13:16:45
jetzt kommt die richtige Jahreszeit für dieses Album. hab das Gefühl das wird was.. und dann wohl auch live ein Muss.
Mr Oh so
2015-05-17 20:16:26
Erstes Album war sehr fein. Mmmh, vielleicht mal reinhören...
Badly Drawn Boy
2015-05-17 20:01:06
Verdammt, schon wieder ein isländischer Act, der einfach wunderbar ist - schon immer wieder beeindruckend, wie dieses kleine Land nur so viele großartige Künstler hervorbringt. Irgendwann muss ich da mal hinziehen: Großartige Bands und Sänger überall, keine Helene Fischer, kein Scooter, kein Tokio Hotel, kein Aggro Berlin-Pseudo-Rap - klingt echt wie ein Traumland. ;)
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