Nick Cave & Warren Ellis - Loin des hommes

Goliath / Rough Trade
VÖ: 15.05.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kino in Moll

Daru, gespielt von Viggo Mortensen, ist ein französischer Lehrer an einer abgelegenen Kleinschule im Atlas-Gebirge. 1954 erhält er den Auftrag, den Araber Mohamed, der des Mordes beschuldigt wird, der nächsten Polizeistation in Tinguit zu übergeben. Nach einem längeren Fußmarsch gelangen die beiden an eine Weggabelung. Der eine Weg führt in die Wüste und damit in die Freiheit, der andere ins Dorf und somit zum Gefängnis. Daru überlässt Mohamed die freie Entscheidung, welchen Pfad er einschlagen möchte. Der wählt den Weg zum Gefängnis – und stürzt damit alle Beteiligten in eine Sinnkrise. Die Novelle "Der Gast" von Albert Camus erzählt von Loyalität und kolonialistischer Gewalt während des algerischen Unabhängigkeitskrieges und gehört zu den persönlichsten Werken des Autors. "Loin des hommes", eine Kino-Adaption der Geschichte von Regisseur David Oelhoffen, die unter dem Titel "Den Menschen so fern" in Deutschland läuft, wurde 2014 mit drei Goldenen Löwen beim Filmfestival in Venedig ausgezeichnet.

Für den Soundtrack konnten die Macher Nick Cave und Warren Ellis gewinnen. Das Duo, das in der Vergangenheit bereits für mehrere Filme und Theaterstücke die Scores komponiert hat, liefert auch diesmal wieder ganze Arbeit ab. Die beiden müssen sich tief in die Materie eingearbeitet haben, müssen die Bilder und Stimmungen der Vorlage verinnerlicht haben. Denn die 14 Stücke auf diesem Album,13 davon instrumental, sind auffallend intensiv und unmittelbar. Die Kompositionen, durch die sich eine düstere, beklemmende Schwermut zieht, erzeugen lebendige Bilder im Kopf, sind perfekt vertontes Kino.

Die zwei Multi-Instrumentalisten setzen in ihren Moll-Elegien vor allem auf Piano, Cello, Keyboards und Streicher. Wiederkehrende Themen der Melodiebögen sucht man meist vergebens. Es geht um Atmosphäre und Schwingungen. Vergleiche mit ihren Arbeiten bei den Bad Seeds oder Grinderman ergeben daher hier keinen Sinn – zu divers ist der Ansatz dieser Stücke. Sie folgen keiner Rock-Formel, sondern sind ausschließlich als Untermalung der bewegten Bilder konzipiert. Genau hier liegt auch das Problem dieser Platte: So eindrücklich die Tracks auch sein mögen – ohne Kenntnis des Films hinterlassen sie oft mehr Fragen als Antworten. Für Neugierige bleibt dann zumindest der Gang ins Kino. Dort ergeben Sound und Bild dann die notwendige Einheit.

(Sebastian Meißner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Far from men
  • Berzina

Tracklist

  1. Far from men
  2. The teacher
  3. Bloody cheche
  4. Dead horse
  5. Setting out
  6. Mountain scramble
  7. Dust storm
  8. Bandits
  9. The march
  10. Berzina
  11. Farewell at Tinguit
  12. No class today
  13. Teacher's farewell
  14. Far from men 2
Gesamtspielzeit: 29:41 min

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