Twinsmith - Alligator years

Saddle Creek / Cargo
VÖ: 08.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Siamese dream

Zwilling sein muss schön sein, es gibt einen da draußen ganz in der Nähe, der so ähnlich ausschaut und dessen Identität leicht zu faken ist. Das dachten sich wohl auch Jordan Smith und Co., als sie nach einem Bandnamen suchten und ausgehend vom MLB-Team Minnesota Twins den Zwilling vor den Schmied setzten: Twinsmith waren geboren. "Twin" vorne klingt auch um ein Vielfaches frischer. Der Name prägt sich ein, die Musik auf dem Zweitlingswerk "Alligator years" der Band aus Omaha ebenfalls. Viele Referenzen sind unüberhörbar, Eigenständigkeit jedoch auch, so wie es sich für ein Werk auf Saddle Creek gehört. Wer die 90er-Jahre jenseits des Atlantiks mochte, darf sich mit diesem Album freuen.

Das Quartett spielt von der ersten Sekunde an völlig unbekümmert auf und offenbart Songs zwischen Pavement, Sebadoh, den frühen Smashing Pumpkins und typischem Saddle-Creek-Sound, sprich: leicht jammrigen Indie-Rock mit euphorischen Momenten und "Ohohoh"-Chören. Mehr als die klassischen Ingredienzien Gitarre, Bass und Drums, dazu ein paar Synthie-Flächen, braucht es auch nicht, wenn gute Songs über die Liebe und Zombie-Apokalypse im Gepäck sind. Erst in der zweiten Hälfte von "Alligator years" wird Abwechslung ein wenig größer geschrieben, insbesondere wenn das Überstück "Haunts" David Bowies berühmtes Motiv aus "Sound and vision" aufgreift. Dann gibt es kein Halten mehr. Der Platz zum Dancen könnte knapp werden.

Ohne Umschweife geht es auf "Alligator years" mit zwei astreinen, nicht mal drei Minuten langen Rockern los. Die tanzende Gitarre ist zurück. Das etwas düstere "Seventeen" und der Titeltrack kommen zackig unbeschwert und mit ordentlich Drums daher. Vielmehr als großartige, die Musikhistorie vernachlässigende Tanznummern wollen sie dabei nicht sein, so verschrammelt wirkt das Ganze. Danach wird es jedoch verspulter und elaborierter. Den Songs wird ein wenig mehr Zeit eingeräumt, sich zu entfalten. Insbesondere der verträumte Sommerpop von "Said and done" kann mit seiner herrlichen Leichtigkeit vollends überzeugen.

Genial wird es jedoch erst mit dem abschließenden Dreiklang, beginnend mit dem schon besagten "Haunts", das neben Bowie auch noch Falsett-Gesang als Bonus für sich verweisen kann. Das folgende, nachdenklich wirkende "Dust" bricht den unbeschwerten Fluss des Albums ein wenig und schlägt düstere Töne an: "It's all in my head, will this all settle in?" ist die Frage aller Fragen für Mittzwanziger. Eine Antwort kann sich jeder nur selbst geben. Am Ende bleibt die elegische Ballade "Carry on", die in seiner Stoßrichtung ein wenig an "Luna", das Abschlussstück von "Siamese dream" der Smashing Pumpkins, erinnert. Selbstverständlich erreicht es nicht deren Klasse, passt aber beim Stichwort "Zwillinge" perfekt ins Konzept. Das Album war ja immerhin deren zweites. Es könnte Großes folgen.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Seventeen
  • Said and done
  • Haunts
  • Dust

Tracklist

  1. Seventeen
  2. Alligator years
  3. Is it me
  4. Shut me out
  5. Constant love
  6. Said and done
  7. Lost time
  8. Haunts
  9. Dust
  10. Carry on
Gesamtspielzeit: 37:57 min

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Jennifer

2015-05-06 18:54:15

Frisch rezensiert. Meinungen?

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