Palma Violets - Danger in the club
Rough Trade / Beggars / IndigoVÖ: 01.05.2015
Hoch die Tassen!
Stellt Euch einmal vor, Ihr wärt in einer x-beliebigen, britischen Gitarren-Schrammel-Band und verbringt den Großteil Eurer Freizeit in einem britischen Proberaum-Keller. Soweit, so normal. Die ersten Konzerte macht Ihr einfach Zuhause, im Bandkeller, sie sind laut, feucht und fröhlich, das bierbeseelte Publikum ebenso. Dass Ihr erst fünf eigene Songs fertig habt, juckt niemanden. Ihr müsst dennoch mit allem rechnen. Zum Beispiel, dass nach und nach immer mehr Leute zu den Konzerten wollen. Und dass ein findiger, junge Bands aufspürender NME-Schreiber im Publikum ist, plötzlich Spaß verspürt und Euch spontan zur Rettung des Britschen Indie-Rocks kürt, und das auf dem Heimweg mal eben twittert. So ungefähr erging es Palma Violets 2012, und nicht minder lautstark wurde ihr Debüt "180" – Vertrag gab's beim legendären Londoner Label Rough Trade – in den britischen Medien gefeiert. Rein ins Rockstarleben, quasi über Nacht, ungeplant und unverhofft – mit ein bisschen Talent und den richtigen Kontakten aber nicht mal unüblich im UK.
Ausverkaufte Tour und prominente Festival-Slots bedeuten aber vor allem auch eins: Termine, Termine Termine – und dazwischen möglichst schnell für Nachschub sorgen, sprich: neue Songs schreiben. Wer weiß, wann der nächste Hype von hinten angestürmt kommt. Doch wenn man sein zweites Album dann "Danger in the club" tauft, ist zumindest eines schnell klar: An Selbstvertrauen mangelt es dieser Band nicht. Warum auch, wenn man mitreißenden, schnodderigen aber natürlich recht simplen 70s-Garage-Punk spielt, und eigentlich längst durchgekaute Harmonien so ungeniert gut zusammenschustern kann, dass Instant-Hits wie "Hollywood (I got it)" entstehen. Und wenn kurz darauf im orgelverliebten Titelstück dann auch noch die Mundharmonika Funken schlägt, kriegt der Hörer das Grinsen sowieso nicht mehr aus dem Gesicht.
Orgel und Keyboard haben sich Palma Violets als ihr kleines, durchgehendes Songmotiv beibehalten, doch Produzent John Leckie macht ihnen das Leben dieses Mal schwerer: Auf Wunsch der Band hat er "Danger in the club" so roh und ungefiltert wie möglich gehalten, doch ganz ohne ein wenig farbig-orgeliges Grafitti an der mit Bierspritzern versifften Garagenwand könnte man sich flotte Punkrocker wie "Girl, you couldn't do much better on the beach" nur schwer vorstellen. Ebenjener bewusst erdigen Produktion ist es zuzuschreiben, dass Palma Violets noch etwas näher dran sind am The-Clash-Sound als schon auf dem Debüt, zu hören etwa in "Peter and the gun" oder auch dem hüpfend-polternden "Gout! Gang! Go!".
Doch es muss bei weitem nicht immer nach vorne gehen. "The jacket song" schmeckt nach Dohertys Solokram, während das tolle "Coming over to my place" sich noch ein paar Jahre weiter zurücklehnt und durch einen angenehm staubigen, aber melodischen 60er-Jahre-Vibe der Kinks atmet. Auch "Matador" galoppiert nicht, lebt von Windschiefe und einer gewissen Verschrobenheit und lässt erahnen, dass Palma Violets eines Tages auf den Pfaden des jüngsten Iceage-Growers "Plowing into the field of love" stapfen könnten. Klar: Besonders innovativ ist hier mal wieder gar nichts, und ob diese lässig-schnodderige Hit-Sammlung für viel mehr als einen Sommer bespaßen kann, darf ebenfalls mit einem Fragezeichen versehen werden. Doch "Danger in the club" hat dieses typisch britische Pub-Feeling im Blut, diese "English tongue", die es ab und an einfach braucht, genauso wie ein kühles Pint. Daher wird es mit Palma Violets vorerst auch weiterhin heißen: Hoch die Tassen!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hollywood (I got it)
- Danger in the club
- Coming over to my place
- Peter and the gun
Tracklist
- Sweet violets
- Hollywood (I got it)
- Girl, you couldn't do much better on the beach
- Danger in the club
- Coming over to my place
- Secrets of America
- The jacket song
- Matador
- Gout! Gang! Go!
- Walking home
- Peter and the gun
- No money honey
- English tongue
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encarnizado
2015-05-09 12:05:57
saugutes album. haben ein exzellentes gespür für melodien und spaß.
Mister X
2015-05-04 22:50:46
ich hab auf jeden fall schon mal einen song gehoert der verdammt nach walking home klang. laesst mir jetzt keine ruhe. war glaub ich mal der letzte track auf einer platte.
Armin
2015-04-29 23:36:59
Frisch rezensiert! Meinungen?
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