Denai Moore - Elsewhere
Because / WarnerVÖ: 17.04.2015
Der Kunstsprung des Urwerks
Verlust, Schmerz, Seelensuche, Reue – was das emotionale Spektrum betrifft, debütiert Denai Moore deprimierend. In ihrem "Piano song" sogleich flehend: "Hurt me with the truth / I'm mostly lying to myself / After talking to you / When I speak to someone else." Im wankelmütigen Refrain resultiert sie, dass alles, was man liebt, einen schlussendlich umbrächte. Moores Welt, das kann nach wenigen Minuten erahnt werden, ist – wie schon auf dem Plattencover angedeutet – in Flammen.
Vor Jahren arbeitete die 22-Jährige bereits mit Künstlern wie Fantastic Mr Fox, Astronomyy oder SBTRKT, allesamt richtungsweisend für "Elsewhere". Gefühlvoller Soul mit instrumentellen Spielereien, die einen geisterhaften Elektro-Teppich unter allem ausbreiten, viel R'n'B, Folk und Indie. Eine Wundertüte mit überraschenden, doch niemals deplatzierten Einspielern von leisem Klavier oder der Gitarre. Produzent Rodaidh McDonald (The xx, Daughter) inszeniert Moores Stimme als Textur der Lieder, stets gebrechlich, zerfurcht und immer wieder ins Tremolo abhebend. In Jamaika geboren, siedelte Moore im Alter von zehn Jahren mit ihrer Familie nach London über. Doch die Trauma-Bewältigung ihrer gescheiterten Beziehung geht weit über Örtlichkeiten oder den in "I swore" vertonten Schwur an ihre Eltern, niemals die Fassung zu verlieren, hinaus.
Weiche Harmonien begleiten diese nach Innen gerichtete Sehnsucht in "Blame": "Blame it on love, what else could it be? / Causing all this misery / Blame it on love, so easy to do / No one does it more than you", bevor dann das zarte Piano schneller schlägt und in einem gefühlstaumelnden Chorus zerberstet. Dennoch entstand trotz der thematischen Grobheit eine sanfte Platte. Fünf Jahre hat Moore aufgebracht, um sich langsam heranzutasten, sich selbst und das eigene Schaffen ständig hinterfragend. Als Songwriterin denkt sie von der einfachen Melodie aus, bedient sich mal nur leiseren Gitarrenpickings in "Flaws", dann setzt sie auf den kargen Grundstock der Lieder großgestische Drums, wie in "Feeling" oder Tuba-Pomp in "No light". Im Gerüst sind die Lieder karg, doch stabil genug, um jegliche Verfremdungen zu vertragen, beispielsweise in der minimalistischen Piano-Ballade "Let me go". In aller Leidenschaft und Leidenskraft nimmt "Elsewhere" schnell für sich ein, ob Hörende nun im Herzschmerz zu krepieren drohen oder eben (hoffentlich) nicht. Es ist kein voyeuristisches, mehr zutiefst die Empathie förderndes Werk. Denai Moore, Du wundersam aushaltendes, furchtbar wundervolles Geschöpf.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Piano song
- Blame
- Never gone
- No light
- Let me go
- Last time
Tracklist
- Piano song
- Absent
- Blame
- Detonate
- Elsewhere
- Flaws
- I swore
- Feeling
- Never gone
- No light
- Let me go
- Last time
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Demon Cleaner
2015-04-30 09:12:10
Das Cover finde ich auch wunderschön, mal so nebenbei.
Heute Morgen ins Album reingehört ("Blame" war auf jeden Fall mir bekannt), das könnte was werden.
zany
2015-04-30 01:04:50
Wundervolle Frau, bisher kenne ich allerdings nur ihre EP und bin sehr auf das gesamte Album gespannt.
Demon Cleaner
2015-04-29 23:40:57
Von der hatte ich letztens erst irgendwo was gehört, fand ich in der Tat schön. Mal das Album testen.
Armin
2015-04-29 23:36:45
Frisch rezensiert! Meinungen?
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