Death - N.E.W.

Drag City / Rough Trade
VÖ: 24.04.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Nicht totzukriegen

Zeitweise drohte Death eine Nichtkarriere à la Anvil: Trotz früher Genreprägung im (Proto-)Punk und Verehrung in Szenenkreisen, war ihnen der Erfolg nie gewogen. 1976 folgte die Auflösung, die Ramones hatten sich den Stempel für diese Art von Sound gesichert, waren den Labels lieber als eine schwarze Rockgruppe aus Detroit mit sinisterem Namen. Das Label Drag City kämpfte gegen das Vergessen des Trios an, entdeckte einige Master- und Demo-Tapes, die 2009 zur Begeisterung vieler erneut aufgelegt wurden. Eine Wiedervereinigung in Originalbesetzung war zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr möglich, verstarb der eigentliche Bandprimus und Gitarrist David Hackney bereits 2000. Dessen Brüder Bobby und Dannis fanden sich mit Bobbie Duncan ein, um die Bedeutung des Trios augenscheinlich zu machen.

Wie schon die Dokumentation "A band called Death" (2013) durchforstet "N.E.W." auch die Bandbiographie. Redundante Phrasen wie "Who am I ? Where am I? And how did I get here?" aus "Who am I"?, "And if you ask me / We need to be free" ("You are what you think") oder "Playtime / Grab your toys" ("Playtime") sind die stupiden Songtexte aus der Zeit, aus der diese Musik im Wesen entstammt. Umso erfreulicher, dass es sich um die ersten wirklich neuen Lieder seit den 70er-Jahren handelt, auch wenn die alten Schemata gleich bleiben. Für Death passen Rock und Subtilität zueinander wie Soja-Produkte und Potenzsteigerung: gar nicht, vielmehr kontraproduktiv. Heute wirkt solch ein Hau-Drauf-Rock schnell selbstironisch, gerade die übermütig verzerrten Gitarren und das ständigen Aufbauschen alter Kapriolen.Gleich zu Beginn fordern Death die Befreiung des Rocks, alludieren in "Relief" Detroit als "Rock 'n' Roll-City", was Kiss schon im Jahr von Deaths Auflösung in "Detroit Rock City" schrieen. Klar ist: Ohne Wissen um die Band und Begeisterungsfähigkeit für aus der Zeit gefallenen Rock kommt hier wohl niemand weit.

Trotz Rentenalter aber sind Death laut und bleiben ihrer Rezeptur treu: notenarme Gitarrenriffe zu rabiaten Rhythmen und "Catchy melodies". Gesanglich orientiert sich Bobby Hackney häufig am Metal, schreit um die Wette, oder seine Kumpanen stimmen im Backing mit ein. Gerade "Change" besteht nur aus einer marginalen Änderung einer Zeile bei ständigem Breitwalzen der Harmonie. Obschon Jimi Hendrix-Gitarrensoli wie in "At the station" zu vernehmen sind, bleibt Duncans Gitarre aus Pietät im Hintergrund. Die Songs bleiben kurz, das ganze Album mit zehn Songs dauert gerade einmal eine knappe halbe Stunde. Death haben sich also nicht verändert, jedoch alles um sie herum. Wer nun fragt, ob simple, laute Gitarren, Schlagzeug und Bass oder für das Albumcover kitschig auf einer Wolke posierende Musiker heute noch zeitgemäß sind, der hat vieles, worum es in der Musik geht, noch nicht so recht verstanden. Jack White bekundete, dass Death einfach ihrer Zeit voraus waren. Nun hinken sie ihr hinterher. Passt doch.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Relief
  • At the station
  • Who am I?
  • Resurrection

Tracklist

  1. Relief
  2. Look at your life
  3. Story of the world
  4. The times
  5. Playtime
  6. At the station
  7. Who am I?
  8. You are what you think
  9. Resurrection
  10. Change
Gesamtspielzeit: 32:17 min

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Armin

2015-04-29 23:35:57

Frisch rezensiert! Meinungen?

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