Kovacs - Shades of black
WarnerVÖ: 24.04.2015
Voll die krass heftigen Gefühle
Es ist schon paradox, wenn Künstler einerseits immer singen, die anderen (oder der andere Eine) seien für die eigene Misere schuldig, andererseits auch von eben diesen erwarten, dann in Düsternis getrunkene Musik zu konsumieren. Frauenstimmliche, rückwärts gewandte, morbide Veröffentlichungen stammten zuletzt etwa von Lana Del Rey. Sich hier einreihend: das Debüt der niederländischen Sharon Kovacs, 24 Jahre alt, produziert von Oscar Holleman (u.a. Within Temptation).
Die titelgegebende Dunkelästhetik wird auf "Shades of black" bis zum Gehtnichtmehr ausgelotet. Schon das Video der Salsa-rhythmischen Single "My love", im schwarzweißen Super-8-Look, begleitet die Morphose des langhaarigen Mädchens zur kurzgeschorenen Kunstfigur. Während Lana Del Rey oder Kovacs zwar meinen, nicht als Teil dieser (Kommerz-)Welt dazustehen, wollen sie es gerade durch das Aufzeigen der eigenen Trauer und Abgründe sein. Verkauft werden die schlimmen Phantasmen zwecks ersehnter Fan-Gnade. Kovacs selbst bekundet, dass ihre Musik "Seele" habe, eine notgedrungene Artikulation im eigenen Musikschaffen liege und die eigene Persönlichkeit so instabil sei, dass die Dynamik rundum ein Ziel brauche. Topziel heute: Popstar sein. Das Heimatland hat dies bereits mit Chartspitze und Radiopreisen belohnt.
Neben dem genannten "My love" ist auch noch "Night of the nights" eine gelungene Klagemauer, gerade mit dem sich doppelnden Gesang im Chorus. "Shirley (Sound of the underground)" hat neben Kovacs' dunkler Soulstimme eigentlich noch mehr Soul in den Blechbläsern. Doch fernab des Drumherums bleibt wenig bei Kovacs, da kann noch so übermäßig instrumentiert sein, auch Portishead-Anspielungen wie das Theremin bei "When the lady's hurt" verfehlen jedwede Schlüssigkeit. "Diggin'" mit orientalischen Streichern und "Whiskey and fun" mit Bongos komplettieren nur den zusammengeschusterten Fleckenteppich dieses Albums. Freilich ist alles in Moll komponiert, gesanglich kommt bei Kovacs häufiger Duffy als Amy Winehouse hervor.
Kovacs bemüht sich nach Winehouse zu klingen, zeitgleich Lana Del Reys Image zu übernehmen, will Jazz sein, ist aber Pop. Was ihr gerade bei letzterem misslingt: Amerika bietet eine komplett andere Ikonographie des Zerfalls, die eben nicht nur vom Individuum ausgeht. Ob denn nun die Hölle in einem drin ist oder um einen herum oder in den anderen um einen — muss darüber noch gesungen werden?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Night of the nights
- Shirley (Sound of the underground)
Tracklist
- 50 shades of black
- My love
- The devil you know
- Night of the nights
- Wolf in cheap clothes
- Shirley (Sound of the underground)
- He talks that shit
- Diggin'
- Fool like you
- When the lady's hurt
- Whiskey and fun
- Song for Joel
Im Forum kommentieren
wolf fuss
2015-05-03 19:28:49
Läuft mittlerweile im Sky-Abspann.
echt schrecklich
Kritiker
2015-04-27 10:43:45
Na, so wunderbar find ich die dann doch nicht. Bin voll der Meinung des Rezensenten. Nur nicht, was Lana Del Rey angeht.
Armin
2015-03-07 17:50:39
kurze Info zur wunderbaren KOVACS: Die Album VÖ von „Shades Of Black“ wurde um zwei Wochen verschoben, auf den 24. April – die Single „My Love“ kommt am 3. April.
Hier nochmal das Video für dich: https://www.youtube.com/watch?v=CR6M_sqTVqE
Im Mai wird sie einige Gigs in Deutschland spielen, und zwar hier:
17.05. Cologne, Club Bahnhof Ehrenfeld
18.05. Hamburg, Gruenspan
19.05. Berlin, C-Club
20.05. Munich, Ampere
Starke Stimme. Die Single finde ich leider nur okay, dafür ist dieser Song überragend
https://www.youtube.com/watch?v=wRgSzecTABk
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Referenzen
Threads im Forum
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