
The Answer - Raise a little hell
Napalm / UniversalVÖ: 06.03.2015
Kopf weg
Es sind mitunter die kleinen, aber dafür umso beeindruckenderen Gesten, die einer Band die viel zitierten höheren Weihen angedeihen lassen. The Answer wurde dabei bereits die ein oder andere solche Ehre zuteil: Als das Debüt "Rise" von Kritikern und Fans in den Himmel gelobt wurde, spielte Bassist Micky Waters auf besonderen Wunsch von Philomena Lynott den Bass ihres Sohnes Phil – als erster Musiker seit dessen Tod 1986. Außerdem war das Artwork des letzten The-Answer-Albums "New horizon" das letzte, welches vom legendären Coverdesigner Storm Thorgerson noch vor seinem Ableben gestaltet wurde. Auf relevante Chart-Erfolge haben solche Geschichten noch immer keinen Einfluss, sodass Album für Album der Nordiren zwar von Kritikern wohlwollend betrachtet und von Fans euphorisch begrüßt wurde, der kommerzielle Durchbruch jedoch bis dato ausblieb.
"Raise a little hell", das angesichts kraftvoller Live-Auftritte dezent untertreibend betitelte fünfte Album, beginnt daher durchaus überraschend. Allerdings keinen Deut schlechter als erwartet. Denn "Long live the renegades" eröffnet mit pompös pumpendem Bass und einem so simplen wie mitreißendem Riff, das selbst eine gewisse Familie Young nicht alle Tage zu schreiben imstande wäre. Das folgende "The other side" ist ebenfalls weit von den ungestümen Hardrockern früherer Alben entfernt, weiß aber dennoch mit feiner Gitarrenarbeit und toller Hook im Refrain zu überzeugen. Das ist nicht nur hochklassig, sondern auch verdammt routiniert und ausgereift und macht durch seine Leichtigkeit einfach nur Spaß.
Grooves und Midtempo statt wüster Ausbrüche also, so scheint die neue Marschroute der Gruppe zu lauten. Das gelingt insbesondere in der ersten Hälfte der Platte ganz hervorragend, auch die Powerballade "Cigarettes and regret" enthält genau die richtige Portion Pathos, um im Zusammenspiel mit der herrlich räudigen Röhre von Frontmann Cormac Neeson für wohlige Arm-in-Arm-Atmosphäre zu sorgen. Doch irgendwann im Laufe der Spielzeit, je nach Geschmack, wünscht man sich dann doch wieder einmal einen Ausbruch aus dem auf die Dauer etwas einheitlichen Tempo. Schlimmer noch: "Last days of summer" gerät durch einen zu optimistischen Griff zum Fuzz-Regler zu einem der ersten wirklich schlechten Songs der Band, und der positive Eindruck der zärtlich perlenden Ballade "Strange kinda nothing" wird durch das darauf folgende viel zu simple "I am what I am" schnell wieder zerstört.
Um nicht falsch verstanden zu werden: "Raise a little hell" ist alles andere als ein schlechtes Album geworden. Aber vor allem im hinteren Teil des Albums fehlen dann doch die Überraschungsmomente, die kleinen Kicks, die Unbeschwertheit vor allem der beiden ersten Platten. Daran ändert auch ein zünftiger Mitgröl-Rocker wie "Whiplash" oder die vorzüglichen beiden Schlusstracks nur unwesentlich etwas, vor allem wenn "Gone too long" vor allem im Refrain bisweilen an den unsäglichen Kid Rock erinnert. Die Grenze zwischen kontrolliert und kalkuliert ist oft verdammt schmal. Mit "Raise a little hell" überschreiten The Answer diese Grenze das ein oder andere Mal. Es ist den Briten dringend zu wünschen, dass zukünftig wieder öfter der Bauch als der Kopf das Sagen beim Songwriting hat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Long live the renegades
- The other side
Tracklist
- Long live the renegades
- The other side
- Aristocrat
- Cigarettes and regret
- Last days of summer
- Strange kinda nothing
- I am what I am
- Whiplash
- Gone too long
- Red
- I am cured
- Raise a little hell
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Amazonenf:cker
2015-04-22 21:20:11
Ja. Schrott hoch Zehn!
Armin
2015-04-22 21:16:28
Frisch rezensiert! Meinungen?
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