
Fashion Week - Prêt-à-porter
Solar FlareVÖ: 23.02.2015
Ihr könnt uns mal!
Es gibt ja dieses ungeschriebene und doch wohl allzu oft niedergeschriebene Gesetz für Musikkritiker: Schreibe niemals vom Promotext ab. Weil da meistens nur eine Ansammlung blumiger Worte zu finden ist. Und weil man für Copy-and-paste zu stolz ist. Und auch, weil manchmal einfach Käse im Promotext steht. Liest man ebendiesen zu Fashion Weeks "Prêt-à-porter", stellt man schnell fest, dass die Scherzkekse hier einfach einen kurzen Abriss der Geschichte Nirvanas mit leicht veränderten Namen vorgelegten haben. Sub-Pop heißt da Under-Pop, "Smells like teen spirit" wird flugs zu "Smells like Old Spice". Warum? Because fuck you.
Derbe Worte sind das. Die in dieser Form aber eben auch perfekt zu diesem Monstrum von Album passen. Eine halbe Stunde lang zelebrieren Fashion Week hier auf die Spitze getriebene Misanthropie: Kakofone Gitarrenattacken werden über ein rumpelnd-unproduziertes Rhythmusfundament abgefeuert, garniert mit fiesem Geschrei. Ein abgestochenes Schwein könnte das nicht fürchterlicher. Warum man sich dieses Album trotzdem mehr als einmal anhört? Nun, weil Fashion Week ihren Hass durchaus nicht stumpf darbieten. Hinter der hässlichen und brutalen Fassade verstecken sich an jeder abgeranzten Ecke clevere Ideen, die für Struktur in all dem Chaos sorgen und zeigen, dass hinter diesen Krachattacken doch nur Rock 'n' Roll steckt. Bisweilen geben Fashion Week das dann auch offen zu. Vor allem, wenn "Fur free friday" zu Beginn die Jubelgitarren voraus schickt und seinen Hochgeschwindigkeitshardcore in schillernden Farben feiert. Einfach mal so, in Mitten aller Dissonanz. Da darf dann sogar zwischenzeitlich gesungen werden.
Fast ist man geneigt, dem Album hier gute Laune zu unterstellen. Das unmittelbar folgende "Klosstrophobia" holt einen aber doch noch rechtzeitig auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit kräftig angegruselten Klaviertönen, mit schweren Akkorden und mit der Kernaussage "I'm so glad I never met you." Danke für das Gespräch auch. Und weil Fashion Week in ihrer Übellaunigkeit eben konsequent sind und der deutlichen Worte noch nicht genug verloren haben, treten sie gleich noch kräftig nach. Mit ""FASHION"=~S/(\$)/COLLAPSE/GSO;". Hier wird nicht nur das bewährte Adlersuchsystem an seine Grenzen gebracht, auch so manche Nerven dürften während dieser drei Minuten akustischen Wirrwarrs auf der Strecke bleiben. Kein Song, mehr ein Statement. Ein nachdrückliches "Ihr könnt uns mal", welches sich diese Band leisten kann. Weil "Prêt-à-porter" ansonsten mit seiner furiosen Mischung aus Noise und Hardcore so einiges ist: Böse, zynisch, kompromisslos, faszinierend und vor allem ziemlich großartig.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fendi bender
- Fur free friday
- Klosstrophobia
Tracklist
- Fendi bender
- Chorusace
- Meek is meznable
- Summer line
- Fur free friday
- Klosstrophobia
- "FASHION"=~S/(\$)/COLLAPSE/GSO;
- Haute topic
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The MACHINA of God
2015-04-17 09:34:40
Refused höre ich da aber kaum raus.
The MACHINA of God
2015-04-16 09:45:30
War die Rezi nicht schon vorher online?
Armin
2015-04-15 21:04:28
Frisch rezensiert. Meinungen?
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Threads im Forum
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