Drenge - Undertow

Infectious / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 03.04.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

These charming men

Die auf der Insel waren schon immer speziell. Das zeigen Großbritanniens Anti-Charme-Scharmützel mit dem europäischen Festland stets aufs Neue: Häufig sind die Gebaren der Inselbewohner im Umgang mit Nicht-Insulanern aber kurioser Couleur und keine ernsthaften diplomatischen Vorfälle. Offensive Identitätsbekundung könnte man das nennen. Und womit? Mit Recht. Manche Geschichte aus dem UK würde man sich hierzulande nämlich kaum vorstellen können. Etwa eine Rede eines Bundestagsabgeordneten, in der dieser den Mit-Parlamentariern nachdrücklich den Besuch eines Konzerts einer jungen, "geilen" Band wie Drenge ans Herz legt? Im britischen Unterhaus 2013 so geschehen – und schon waren Drenge in aller Munde. Postum hievte der NME die Gebrüder Loveless und ihr selbstbetiteltes Debüt auf seinen Best-New-Act-Thron.

Da dieser fragwürdige Titel auf der Insel nach all den NME-Hypes der Vergangenheit aber nicht unbedingt ein Siegel für allerhöchste Qualität sein muss, lässt man die Lauscher bei "Undertow", der zweiten Platte der "Jungs" (zu Dänisch: "Drenge"), zunächst auf Skepsismodus geschaltet. Denn der wahrnehmbare musikalische Baukasten aus geerdetem Bluesrock und jeder Menge ungeschliffenem Post-irgendwas-Grunge ist nicht erst seit dem Hit-Feuerwerk der UK-Senkrechtstarter Royal Blood in aller Munde, und man(n) trägt ohnehin längst wieder Karo-Flanell. Tief geerdete Gitarrenwände und pointiert drückende Drums haben Rory und Eoin Loveless, die bei drei Tracks unterstützt werden von Basser Rob Graham, ebenfalls jede Menge in petto. Doch hat schon die Single "We can do what we want" einen unüberhörbaren Emanzipations-Drang, der sich in herrlich zackiger Slackerpunk-Kante offenbart. Ein bisschen was von frühen Therapy? und eingängigen Queens Of The Stone Age krallt sich das atmosphörische "Never awake" und markiert sein Revier sogleich mit einem markanten Ohrwurm-Pflock.

Der Vorzeige-Bengel "Favourite son" hingegen mausert sich schon beim zweiten Durchgang zum Anspieltipp aus der ersten Reihe, denn nachhaltiger kann man in 2:27 Minuten kaum ins Schwitzen geraten. Zeit zum Verschnaufen kredenzen lediglich das etwas weniger drückende "The snake" und das tief im Grunge versinkende, mit Nirvana-Bass aufwartende "Standing in the cold". Bei all den sagenhaften Referenzen aus vergangenen Jahrzehnten der Gitarrenmusik, die einem hier zu Ohren kommen, ist "Undertow" jedem ans Herz zu legen, der juvenil zupackende, aber dennoch erstaunlich weit zuende gedachte Songs zu schätzen weiß. Paradebeispiele dafür gibt es einige, besonders hervor tut sich sicherlich "The woods", das seine von grundauf halb belichtete Stimmung zwar auslebt, aber immer wenn nötig mit popaffiner Meldodieverliebtheit bricht, vor allem im Refrain. Und ja, auch seine Britrock-Seele darf man in diesen Momenten am Rande offenlegen. Zur Not im britischen Unterhaus.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Never awake
  • We can do what we want
  • Favourite son
  • The woods

Tracklist

  1. Introduction
  2. Running wild
  3. Never awake
  4. We can do what we want
  5. Favourite son
  6. The snake
  7. Side by side
  8. The woods
  9. Undertow
  10. Standing in the cold
  11. Have you forgotten my name?
Gesamtspielzeit: 38:04 min

Im Forum kommentieren

keenan

2019-03-05 12:31:09

@ lustig

gell :-D

Lustig

2019-03-05 12:30:15

Megalustig.

keenan

2019-03-05 12:25:14

dredg haben tool´s undertow komplett gecovert???

bazilicious

2015-06-18 01:21:39

Royal Blood sind nicht übel, mir persönlich zu stumpf und etwas fad... das sind einfach keine ausgefeilten starken Songs, sondern halt gutes Geriffe, das aber auf die Dauer langweilt weil zu wenig dynamisch.
Das sieht bei Drenge ganz anders aus, das sind richtig gute Songwriter.

noise

2015-06-17 23:37:39

Kann mich da nur "Bazi" anschließen. Mag zwar auch "Royal Blood", finde aber "Drenge" auch noch besser. Hätten auch mehr Aufmerksamkeit verdient.

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