Ah! Kosmos - Bastards

Denovali / Cargo
VÖ: 24.04.2015
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Funkelndes Schwarz

Manchmal weiß man schon beim Blick auf das Label, was man bekommt. Und welche Qualität man in etwa erwarten darf. Weil es in der Musik auch abseits der Namen großer Bands durchaus Marken gibt. Zum Glück, wird dadurch doch durchaus vieles einfacher. Steht irgendwo zum Beispiel "Victory" drauf, dürfen sich Freunde der Bratzgitarre freuen, während sich so ziemlich alle anderen beruhigt mit der Gewissheit abwenden können, nichts zu verpassen. Und wenn "Denovali" im Spiel ist, lohnt es oftmals hinzuhören. Schließlich ist die Trefferquote in deren binärer Auswahl zwischen sensationellen Klanglandschaften und akustischem Unfug erstaunlich hoch.

Und Unfug ist eines der letzten Worte, das einem zu "Bastards", dem ersten Album der Istanbuler Produzentin und Musikerin Başak Günak aka Ah! Kosmos durch den Kopf schwirrt. Vielmehr zieht man fasziniert eine Augenbraue nach oben und vergräbt sich angefixt von sinistren Soundscapes mit Vergnügen immer tiefer in diese acht Stücke. Deren Klang ist irgendwo zwischen Four Tet aus besseren Tagen, Darkside und post-rockiger Spannung einzuordnen und taugt garantiert nicht als Soundtrack für den nächsten Sommer. Eher für verschwommene Stunden nach verschwitzten Abenden in runtergerockten Clubs. Der skizzenhafte Opener "Out/Ro/In/Growth" stellt dabei den aufgekratzten Charakter vor, der "Bastards" innewohnt und allenthalben in den finster anmutenden Klangdesigns auftaucht. Etwa im fiebrigen Beginn von "Home", der vorsichtig in Richtung Explosions In The Sky & David Wingo grüßt und sich immer mehr zu einem einnehmend-eingängigen Stück entwickelt.

"Trace of waterfalls" bringt dann nach einem nervös-verplantem Interlude etwas Ruhe ins Spiel und entwickelt seine einfachen, aber hintersinnigen Melodien zu einem ausladenden Sog. Dem so leicht natürlich keiner entkommt. Will man auch gar nicht. Da kann "Stay" noch so sehr per kleinteiligem Geplucker und exaltierter Stimme mit radioheadscher Verkopftheit drohen: Songs wie das fast unverschämt gelungene "And finally we're glacier" oder das treibende "Always in parentheses" taugen nicht nur zum etwas verschwurbeltem Hit, man wird sie auch über lange Zeit hinweg nicht mehr los. Auf die Gefahr, sich zu wiederholen: will man auch absolut nicht. Und ehe man sich versieht, hört man "Bastards" immer und immer wieder. Man will gar nicht mehr herausfinden, aus diesen acht organisch ineinander greifenden Stücken, die allesamt in funkelndem Schwarz erstrahlen. Die zu 36 Minuten geheimnisvoller Realitätsflucht verleiten. Und sich mit ihren sensationellen Klanglandschaften auf der Habenseite vom Labelkatalog einreihen. Markenqualität eben.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Home
  • Trace of waterfalls
  • And finally we're glacier

Tracklist

  1. Ou/Ro/In/Growth
  2. Stay
  3. Home
  4. Distortion in space
  5. Trace of waterfalls
  6. And finally we're glacier
  7. Always in parentheses
  8. Never again
Gesamtspielzeit: 36:15 min

Im Forum kommentieren

Underground

2015-04-11 16:15:25

Schön zu sehen, das Pt mal ein Album rezensiert, welches noch gar nicht veröffentlicht wurde bzw. gar einen offiziellen VÖ von Seiten des Labels hat. Wo ihr doch sonst immer so hinterherhinkt...

Remi Martin

2015-04-09 00:54:45

Damit wäre alles gesagt.

Björn

2015-04-08 21:27:57

Heute schon auf Facebook geschrieben: Album des Jahres. Das ist so ziemlich Perfektion auf den Punkt genau.

Armin

2015-04-08 20:59:50

Frisch rezensiert! Meinungen?

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