Brigitte - A bouche que veux-tu
Columbia / SonyVÖ: 27.03.2015
Je t'aime
Halbschläfrig wandelnd durchs nächtliche Paris, alles, nur ihre Liebe nicht findend. Natürlich nicht, sonst wäre die Geschichte schon auserzählt (und selbst für den Pop zu langweilig). Stattdessen landet sie in einem Hotel, dem Sehnsuchtsort der Zweisamkeit schlechthin, trinkt dort, singt dort und "verharmlost" (O-Ton), was tagsüber betrübt. Immer wieder hält sie Ausschau, geht wieder und kommt wieder und versucht die Idee hinter Liebe überhaupt zu vergessen. Oder eine eigene Variante davon zu spinnen.
So weit, so normal und so durchgekaut in zig Chansons. Aber irgendwie ist da noch mehr im Song "L'échappée belle". In diesem Pop mit Disko-Beimischung kokettieren Brigitte mit dem Herzschmerz, der nur rechtfertigt, sich mal gehörig aufgetakelt daneben zu benehmen. Sie, also Brigitte als Franko-Pop-Duo, sind Aurélie Saada und Sylvie Hoarau. Beste Freundinnen, die sich stimmlich ähneln und aus Vermarktungszwecken neuerdings auch noch die gleiche Frisur tragen. Aber: "L'échappée belle" ist ein Hit. Auf Anhieb schmissig, nicht zu eindimensional und dennoch radiotauglich. Eben sexy. Die Muttersprachen-Quote im Frankreich-Radio wird danken.
Frivol geht es weiter, auch die restlichen Songs, selbst die balladenartigen, eint eine Leichtfüßigkeit mit nimmersatter Lust an Melodien und Harmonien. Brigitte wollen mit jedem Ton und jeder Geste verführen. Und selbst das Albumtitel gebende "A bouche que veux-tu", mit gemächlicher Bassgitarre schon beinahe traurig, ändert sich peu à peu wieder zu einer schwelgerisch-umtriebigen Mid-Tempo-Nummer. "Hier encore" könnte in aller 80er-Ästhetik ebensogut einen Tarantino-Film begleiten, wie in der Vinyl-Schatzkisten irgendeines Flohmarkts gefunden werden. Zu funkigen Chic-Gitarren wird bei "J'sais pas" gestöhnt und poussiert, "Le perchoir" hat etwas von einem extraterrestrischen Dream-Pop-Märchen, mit schwer fassbaren Sirenengesängen und atmosphärischen Theremin-Einspielern. Der Modernisierungsschub seit Serge Gainsbourg muss schließlich auch zu hören sein. Dass alle Lieder auf Französisch sind, fügt noch eine der Sprache eigenen Sinnlichkeit hinzu.
Bereits 2011 erschien Brigittes Debüt "Et cous, tu m'aimes?" mit jubilierender Presse und wachsenden Fanscharen in Belgien und Frankreich. Noch präsenter wurde Brigittes Musik in Werbung für luxuriöse Gesichtscremes und Augenabdunkler. Auf den kleinen Hype folgte der Wechsel zum Majorlabel. "A bouche que veux-tu" wurde bereits Ende vergangenen Jahres in Frankreich veröffentlicht und kletterte in die Top-Ten der Charts. Brigitte wollen geliebt und dann doch wieder verlassen werden, weil sie das Laszive noch mehr fasziniert als tiefschürende Empfindungen. Mit dieser willentlichen Coolness beginnt nun die große Auslandsoffensive.
Highlights & Tracklist
Highlights
- L'échappée belle
- A bouche que veux-tu
- Le perchoir
Tracklist
- L'échappée belle
- A bouche que veux-tu
- J'sais pas
- Oh Charlie chéri
- Le déclin
- Embrassez vous
- Hier encore
- Les filles ne pleurent pas
- Le perchoir
- Plurielle
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Armin
2015-03-18 21:40:35
Frisch rezensiert! Meinungen?
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