Awolnation - Run

Red Bull / Sony
VÖ: 13.03.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Matratze gesucht

War "Sail" tatsächlich das zufällige Hit-Monstrum? Oder doch bloß die kühle Vermarktung einer Modebrause? Geschenkt, der Hype ist vorbei. Kollege Holtmann hat sich längst von seinem allergischen Schock ob des durchlittenen Albums erholt. Und "Megalithic symphony" kann derweil als Tour de Force durch den Verstand des Musikbesessenen Aaron Bruno gewürdigt werden. Aber soll das wirklich schon alles gewesen sein? Die Antwort ist simpel: Nein. "Run" hat längst das Blut aus den Rinnsteinen der halben betourten Welt geleckt und will mehr sein als nur eine billige Retourkutsche. Das Ergebnis dabei als ambitioniert zu bezeichnen, wäre im Sinne von Awolnation freilich reinstes Understatement.

Willkommen also, Sie sind live dabei beim Ansturm einer ganzen Armee von Querverweisen aus der Welt des geordneten Geräuschs. Und es geht gleich zur Sache. Das Titelstück prockelt nur kurz mit dem Streichbogen zwischen seinen Zehen aus Rückkopplungen herum, bevor ein süßes Klavier-Arpeggio Brunos frohe Botschaft auf den Weg bringt: "I am a human being, capable of doing terrible things". Der sich hernach entfaltende Reigen aus zornigen Bassgeigen, prekärem Halfstep-Beat und sturen Rhythmuslicks entlädt sich schließlich in einer Kakophonie aus industriellen Gitarrenriffs und dem Siegesgebrüll des Meisters über sein Publikum. Doch dieser Aufruhr währt nur kurz, ehe sich die letzten Lärmfetzen und gepitchten Stimmen bereits wieder in tröstlichem Wohlklang verflüchtigen. In einem schrecklich schönen Sinne also der blanke Hohn, der dem Hörer zugleich einbläut: Bitte erwarten Sie alles.

Es geht munter so weiter. "Fat face" hat mit dem Einstieg allein die emsigen "Huu"-Summerinnen als Kulisse gemein und erinnert sehr an den Kinderzimmer-Blues der Cold War Kids in ihren besseren Tagen, wie andere Stellen dieser Platte ebenso. "Hollow moon (Bad wolf)" verführt die Handsome Furs gar zu Emo-Geschrei und "Jailbreak" ist so etwas wie die stillere Schwester von "Sail" geworden, die in der Hochzeitsnacht völlig andere Qualitäten offenbart und nach dem Sex obendrein noch die Matratze aufisst. Ganz großer Bettensport.

Sei es nun der irre Electro-Rocker "Kookseverywhere!!!", die mittelspurige Herrlichkeit "I am" mit ihren bohrenden Synthies oder der boshafte Ragga-Mosher "Windows", der erst binnen Sekunden in eine Queen-eske Hymne kippt, um danach sofort wieder seine verchromten Beißer zu zeigen: Die Dinge haben tatsächlich ihren Platz und ihren Zweck. Ein Fluss der musikalischen Versatzstücke, wie er nur selten gelingt. Was eigentlich noch zur 8/10 fehlt? Das nächste Album. Und bis dahin kann man sich noch einige Zeit an den Mörder-Zitaten erfreuen. Sachdienliche Hinweise bitte an die Redaktion.

(Andreas Knöß)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Run
  • Jailbreak
  • I am
  • Windows

Tracklist

  1. Run
  2. Fat face
  3. Hollow moon (Bad wolf)
  4. Jailbreak
  5. Kookseverywhere!!!
  6. I am
  7. Headrest for my soul
  8. Dreamers
  9. Windows
  10. Holy roller
  11. Woman woman
  12. Lie love live love
  13. Like people, like plastic
  14. Drinking lightning
Gesamtspielzeit: 60:03 min

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Armin

2015-03-18 21:40:04

Frisch rezensiert! Meinungen?

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