Seed To Tree - Wandering

Believe Digital
VÖ: 13.03.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Frühjahrsputzig

Luxemburg hat ja im Allgemeinen den gleichen Stellenwert auf der musikalischen Weltkarte wie, sagen wir, Bora Bora oder Lappland und ist derzeit eher für seine fragwürdige Steuerpolitik als für seine florierende Bandlandschaft bekannt. Umso mehr überraschen Seed To Tree, die fünfköpfige Indie-Kapelle aus dem Zwergenstaat, mit ihrem Debut "Wandering", das einem nicht nur ordentlich Frühlingsgefühle ins Hirn bläst, sondern auch das Potenzial zum Dauerschleifenhören hat.

Laut ihrer eigenen Band-Bio haben sich Georges Goerens, Benjamin Heidrich, Michi Mentgen, Benjamin Renz und Jean-Marc Feltz bereits 2010 zusammengetan, ihre erste, gleichnamige EP hat die blutjunge Combo 2012 veröffentlicht, bevor sie 2014 ihren Debut-Langspieler in den belgischen La Chapelle Studios produzieren ließ. Liest man die Beschreibung der einzelnen Bandmitglieder auf der Website, hat man kurz das Gefühl, über die Seite einer Schülerband gestolpert zu sein, ein bisschen niedlich-unbeholfen wirkt die Selbstinszenierung der Hipster-Jungs. Zum Glück beweist aber schon ein erstes Reinhören in "Wandering", dass Seed To Tree – zumindest musikalisch – nicht mehr die Schulbank drücken müssen.

Der gitarren- und keyboardlastige Sound der Fünf weckt dabei nicht nur Assoziationen zu schmelzendem Schnee und ersten Frühlingssonnenstrahlen, sondern auch zu den Größen des Indie-Genres. Schon der Eröffnungssong "Until it gets better" erinnert positiv an den treibenden Beat von Modest Mouse und die üppigen Synthieteppiche von The War On Drugs, während man beim spuligen Gitarrenriff von "Lack of childhood" unweigerlich an die frühen Shins denken muss, genau wie bei "Both sides". Mit "Take my hand", der ersten Single-Auskopplung, landen die fünf dann einen gutgelaunten Ohrwurm, der einen fast so sehr zum Mitwippen verpflichtet, wie damals "Dreaming of you" von The Coral. Der Titeltrack "Wandering" kommt dann auch mal ein bisschen generisch-melancholisch daher, Rastlosigkeit und Sehnsucht, verpackt in ein schlichtes kleines Picking und softe Folk-Drums. "I was here before you", "Dancing alone" oder "Now is forever" wirken dagegen leider eher blass im Vergleich zu den ersten drei Tracks, den Abschluss macht das bittersüße "Tree", in dem Goerens der lëtzebuergesche Akzent ein bisschen ausgekommen ist.

Mit "Wandering" ist den Newcomern ein putziges kleines Album für Fans verspielten Indiepops gelungen, das an einigen Stellen noch ausbaufähig wäre, aber insgesamt doch überzeugen kann. Und nach ein paar Mal hören hat man die Platte trotz ihrer kleinen Schwächen irgendwie lieb gewonnen, oder wie es Goerens in "Lack of childhood" so schön singt: "To me you were / Always cuter / Sometimes more, sometimes less / But in the end you were still cute."

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Until it gets better
  • Take my hand
  • Lack of childhood

Tracklist

  1. til it gets better
  2. Take my hand
  3. Future friends
  4. Lack of childhood
  5. I was here before you
  6. Now is forever
  7. Wandering
  8. Both sides
  9. Dancing alone
  10. Tree
Gesamtspielzeit: 41:00 min

Im Forum kommentieren

diggo

2015-03-17 16:17:26

grossartig! danke für den tipp, hatte ich bisher nicht auf dem schirm.

Logarythms

2015-03-14 19:08:42

Ist durchaus ein schönes Album geworden.

Armin

2015-03-11 21:21:41

Frisch rezensiert! Meinungen?

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