Mini Mansions - The great pretenders

Caroline / Universal
VÖ: 20.03.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Alleine im Licht

Eigentlich war der folgende Satz als Einstieg für diese Rezension vorgesehen: "Michael Shuman ist vor allem als Bassist bei Queens Of The Stone Age bekannt." Nur stimmt das so leider nicht ganz. Denn wirklich bekannt dürfte der 29-Jährige wohl nur den eingefleischten Fans der Kalifornier sein, was natürlich in erster Linie an seinem Frontmann liegt. Wer mit Josh Homme in einer Band spielt, muss damit leben, wenig vom Rampenlicht abzubekommen. Und wer damit nicht leben kann, macht im Zweifelsfall ganz schnell den Nick Olivieri. Nicht, dass Shuman seine Rolle groß stören würde. Er hat ja schließlich noch eine erfüllende Zweitbeschäftigung als Frontmann bei Mini Mansions, einer Band, die sich irgendwo im Grenzbereich zwischen Synthie-Pop und Indie-Rock eine eigene Fanbasis erarbeitet hat. Und darüber hinaus einen Ruf, der offenbar so hervorragend ist, dass Gastmusiker wie Alex Turner (Arctic Monkeys) und sogar der leibhaftige Brian Wilson ihm nicht widerstehen können.

Ja, es ist tatsächlich die lebende Beach-Boys-Legende, die bei "Any emotions" den Harmoniegesang veredelt. Sicherlich ein bemerkenswertes Gastfeature, doch fairerweise sei festgestellt: der Track wäre auch ohne Wilson ein echter Bringer. Ein sanft verschwurbelter Rhythmus, starke Bassarbeit, lakonisch-sanfter Gesang und ein charmant hineinploppender Refrain – mehr benötigt man für einen Hit gewöhnlich nicht. Ihm folgt direkt im Anschluss der nächste: "Vertigo" rollt einen dramatischen Synthie-Teppich aus, und im Mittelteil mimt Alex Turner einen britischen Straßenrapper. Nähme man dieses Songduo als Sinnbild für das zweite Mini-Mansions-Album "The great pretenders", wäre dieses klar auf Kurs Spitzenwertung. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Ein Großteil des Songmaterials ist weniger experimentell und positioniert sich als spritziger Synthie-Pop mit deutlichen Anleihen beim Rock und Pop der Sixties, oft auch mit einem Schuss Psychedelia. Und das Niveau können Mini Mansions auch nicht immer so himmelhoch halten wie bei den oben beschriebenen Highlights.

Aber deshalb meckern? Ach wo. Wenn sich etwa das überdrehte "Mirror mountain" im Elektro-Rock-Dreck suhlt und sogar etwas Stoner-Flair aus Shumans Hauptband in die Waagschale wirft, ist für Pingeligkeit kein Platz. Wenn "Heart of stone" als simples Popjuwel jedes Herz zum Schmelzen bringt oder die Mitklatsch-Hymne "Freakout!" das Album gut gelaunt eröffnet, ebenso wenig. Für solche Momente nimmt man gerne das unausgegorene "Double visions" oder die etwas klebrige Single "Death is a girl" in Kauf oder sieht über die insgesamt etwas schwachbrüstige Gesangsstimme hinweg. Besser ist es ohnehin, zum unwiderstehlichen "Fantasy" mit seinem farbenfrohen Outro zu schunkeln. "The great pretenders" ist Pop im besten Sinne: Ein Album, das bestens unterhält, ohne dabei unbedingt neue Maßstäbe setzen zu wollen. Eines, das auf liebevolle Weise Stilelemente verschiedener Musikepochen poliert und neu zusammensetzt. Auf die Zweitkarriere bei Mini Mansions kann Shuman jedenfalls immer bauen, falls er dem Boss eines Tages doch zu viel Rampenlicht stehlen sollte.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fantasy
  • Any emotions
  • Vertigo
  • Mirror mountain

Tracklist

  1. Freakout!
  2. Death is a girl
  3. Creeps
  4. Fantasy
  5. Any emotions
  6. Vertigo
  7. Honey, I'm home
  8. Mirror mountain
  9. Heart of stone
  10. Double visions
  11. The end, again
Gesamtspielzeit: 44:57 min

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Gordon Fraser

2015-03-08 14:39:05

Sehr innovatives Cover: http://www.soundi.fi/sites/default/files/soundi/record_review/Loney%2BDear_Dear%2BJohn_9375.jpg

Jennifer

2015-03-04 22:29:53

Frisch rezensiert. Meinungen?

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