Gemma Hayes - Bones + longing

Chasing Dragons / Membrane
VÖ: 06.03.2015
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10
10/10

Empfangen und Geben

Es ist eine alte, längst bekannte Geschichte: Ein Musiker wird von der Kritik mit tosendem Applaus überschüttet, findet eine kleine Fanbase, die treu hinter allem steht, was er macht – und wird von der Masse über die Jahre hinweg dennoch übersehen. Gerade im Independent-Sektor straucheln Bands heutzutage gewaltig, wie etwa der Artikel "Grizzly Bear are not rich" von den Kollegen von Stereogum aus dem Jahr 2012 beschreibt. Da verwundert es kaum, dass eine Künstlerin wie Gemma Hayes – die wohlgemerkt bereits seit 2001 im Geschäft ist und zwei Jahre später mit "Night on my side" sogar für den Mercury Music Prize nominiert war – zu etwas anderen Mitteln greifen muss. Die irische Sängerin hat ihr neues Album "Bones + longing" kurzerhand über Pledgemusic.com, eine Crowdfunding-Seite, finanzieren lassen – und hatte das benötigte Geld bereits innerhalb eines Monats zusammen. Den treuen Fans sei Dank.

Da ist es quasi Ehrensache, dass "Bones + longing", jenes Album, das sie mit Hilfe ihrer Hörer hat aufnehmen können, den Bezug zu eben diesen sucht: Selten gab sich Hayes derart offen und verletzlich, stellenweise gar zerbrechlich. Das wirkt authentisch und menschlich, es hat womöglich auch etwas damit zu tun, dass sie während der Produktion des Albums Mutter wurde – so oder so ist ihr fünftes Album also etwas besonderes. Nicht nur wegen der Art und Weise, wie es entstanden ist: Der Pop-Appeal von "Making my way" wirkt herrlich unaufgeräumt und entwickelt sich schnell zu einem der großen Highlights des Albums, die kratzende Lo-Fi-Atmosphäre des Openers "Laughter" hingegen ist weitaus zahmer, als Hayes mit der verzerrten Gitarre glauben machen möchte. Und wem 2014 das sträflichst unterschätzte "Cool choices" von S gefallen hat, dem sei das bittersüße "Joy" ans Herz gelegt, das zwischen kühler Wärme und heißem Frost wandelt, als sei es das Normalste auf der Welt.

Noch etwas zurückhaltender wird die 37-Jährige in der melancholisch-gespenstischen Akustiknummer "To be your honey", die in gerade mal dreieinhalb Minuten beweist, dass es oft nur wenige Mittel braucht, um tief zu berühren. Ähnlich verhält es sich mit der bereits bekannten Leadsingle "Chasing", die langsam vor sich hinbrodelt, um am Ende mitsamt Drum Machine und Synthies loszusprudeln und überzukochen. Im Vergleich weniger verbissen ist "Palomino", aber auch alles andere als locker – wenngleich die entspannt-poppige Melodie das zu suggerieren versucht: "They try to fix you / But sorrow's in the marrow", singt Hayes hier, die Schwermütigkeit und Verzweiflung schwingt dennoch nur subtil zwischen den Zeilen mit. Zurück zu den Folkwurzeln geht es mit dem sphärischen "Caught" kurz vor Schluss, bis der sanfte Quasi-Titeltrack "Bones and longing" als reines Instrumental für ein gleichermaßen schönes wie überraschendes Finale sorgt. Klar ist: Was hier wie das Ende einer Reise klingt, könnte für Gemma Hayes nach all den Jahren tatsächlich gerade erst der Anfang sein.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Laughter
  • Joy
  • Chasing
  • Making my way

Tracklist

  1. Laughter
  2. Dreamt you were fine
  3. Iona
  4. Joy
  5. Dark moon
  6. Palomino
  7. To be your honey
  8. Chasing
  9. Making my way back
  10. Caught
  11. Bones and longing
Gesamtspielzeit: 40:33 min

Im Forum kommentieren

Platten-Beau-Bridges

2015-04-19 13:22:35

Die Songs und Harmonien sind teilweise ganz cool, aber die Electro-Pop-Produktion klingt mir etwas zu billig/einfallslos.

Catsorp

2015-04-17 21:15:08

Mein Stalker war am 10. März ebenfalls beim Konzert, seitdem bin ich seine Geisel, was meine Abwwesenheit erklärt.

Das Album kann nichts

2015-04-17 20:41:51

http://gemmahayes.lnk.to/BonesandLonging

Seichter Radiopop für eher schlichtere Gemüter. Hab's ausprobiert,ging aber nicht.

bones

2015-03-07 21:35:51

Schwach, sehr schwach. 4/10

@membran?

2015-03-04 22:32:59

bestimmt.

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