Future Brown - Future Brown
Warp / Rough TradeVÖ: 20.02.2015
Indie goes Hi-Tech
Vorschusslorbeeren allerorten! "Future Brown" sei "Musik für die Zeit, in der wir leben", meint das Magazin "The Fader". Andere Kritiker beschreiben dieses ambitionierte Projekt als "alkoholseligen Studentenclub-Mischmasch aus Grime, Dancehall und Reggaeton" (Groove). Future Brown, das ist die Produzenten-"Supergroup", bestehend aus Fatima Al Qadiri, J-Cush, Asma Maroof und Daniel Pineda. Der Name Future Brown stammt dabei nicht von den Protagonisten selbst, sondern ist ein Ergebnis einer Pilztrip-Kopfgeburt von Solomon Chase, dem Gründer der avantgardistischen New Yorker Kunst- und Mode-Plattform DIS Magazine. Chase halluzinierte der Legende nach einen Braunton herbei, der unbeschreibbar und irgendwie glänzend sei. Produzentin und Hipsterliebling Al Qadiri, die mit "Asiatisch" auf Hyperdub Records schon letztes Jahr für Furore sorgte, arbeitete damals für das DIS-Magazin. Die Vorstellung eines "Future Brown" faszinierte sie.
Gemeinsam mit J-Cush, der von New York aus mit Lit City Trax eines der spannendsten Juke-und-Bass-Labels der Zeit betreibt und dem unaussprechlichen Duo Nguzunguzu amalgamieren sie einen Mix aus New HipHop, Grime, Reggeaton, Footwork und Dancehall. Richtig, dieses Album hat eindeutig keine Lust auf deutliche Einordnungen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Internet als Produktionsbedingung für dieses Projekt die Musik von Orten entkoppelt und in Gänze ins Digitale abstrahiert. Indie goes Hi-Tech, sozusagen. Raus aus dem kuscheligen Nostalgie-Nest, auf der Suche nach dem Sound von Morgen. Der Sound unterkühlt und fremdartig. Dafür haben sie sich ganze 16 Gäste dazugeholt, die bei dem jeweiligen Inhalt freie Hand hatten. Und so entsteht schon allein auf textlicher Ebene ein Durcheinander zwischen Gender, Partying und Rassismus. Sprache scheint bei diesen Tracks sowieso eine Schlüsselfunktion zu tragen, so geht es genauso wild zwischen Spanisch, Englisch und regionalen Dialekten hin und her. Nur ein buntes Verwirrspiel oder gar ein Weltspiegel?
Musikalisch hat auf jeden Fall Qadiris weltinformierter Grime-Sound mit pentatonischen Klängen die Oberhand. In "Wanna party" bestimmen befremdliche Glockenklänge den Sound, unterlegt mit einem dem Grime verpflichteten Glicht-Beat und aufgepumpt mit ordentlich Sub-Bass – während es in Tracks wie "Veráculo" und " No apology" deutlich hitziger und tropikalischer zugeht. "Big homie" meint es mit Autotune eindeutig zu gut und ertrinkt fast ein wenig unter den Steeldrums. "Future Brown" hat unterm Strich ziemliche hohe Ambitionen, klingt aber trotzdem nicht nach retromanischer Spurensuche, was ein deutlicher Bonus ist. Trotzdem fühlen sich die Musiker doch sehr dem elektronischen Untergrund verpflichtet. Für viele Hörer bleibt dieses Album daher wohl eine interessante, aber nicht unbedingt leicht zu erschließende Angelegenheit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Talkin bandz (feat. Shawnna and DJ Victoriouz)
- Dangerzone (feat. Kelela and Ian Isiah)
- Wanna party(feat. Tink)
Tracklist
- Room 302 (feat. Tink)
- Talkin bandz (feat. Shawnna and DJ Victoriouz)
- Big homie (feat. Sicko Mobb)
- No apology (feat. Timberlee)
- Vernáculo (feat. Maluca)
- Dangerzone (feat. Kelela and Ian Isiah)
- Speng (feat. Riko Dan)
- Killing time (feat. Johnny May Cash, YB and King Rell)
- MVP (feat. 3D Na&rsquoTee and Tim Vocals)
- Asbestos (feat. Roachee, Prince Rapid and Dirty Danger)
- Wanna party (feat. Tink)
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Jennifer
2015-03-04 22:28:38
Frisch rezensiert. Meinungen?
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- Future Brown - Future Brown (1 Beiträge / Letzter am 04.03.2015 - 22:28 Uhr)