
Levellers - Green blade rising
Eagle Rock / EdelVÖ: 30.09.2002
Fidel rockt nicht mehr
Die Regale in den Supermärkten künden vom kommenden Weihnachtsfest. Und damit nahen wieder die obligatorischen Besuche bei der Familie, welche immer nach dem selben Schema ablaufen. Vorfreude mischt sich mit der Panik vor dem Lagerkoller. Genau so ist es mit der neuen Scheibe der Levellers. Die Band ist zur Konstante im Veröffentlichungswahn geworden, mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Und es ist wie das Betreten der Wohnung der Eltern. Es ist schön, mal wieder da zu sein. Es ist schön, die Kerzen am Weihnachtsbaum zu entzünden. Es ist schön, aufwendig verpackte Geschenke zu öffnen. Und es ist nicht schön, wenn man dann feststellt, daß doch wieder nur ein Paar selbst gestrickter Socken auf dem Gabentisch landet.
Die Levellers standen vor Jahren für qualitativ ansprechenden Folkrock. Sie boten anständige Konzerte, bei denen sie sich auch schon mal von Vorbands wie den Inchtabokatables an die Wand spielen ließen. Sie versuchten stets, die Kurve zu bekommen, um nicht im Stillstand hängenzubleiben. Spätestens mit der letzten Veröffentlichung "Hey pig" aber war Schluß mit lustig. Die Fanschar freilich blieb konstant, denn wer schafft auch gleich Weihnachten ganz ab, wenn es einem nicht mehr so gefällt wie in den Tagen, als man noch mit der Trommel um den Christbaum gerannt ist. Und auch auf "Green blade rising" ist wieder alles für den Nostalgiker dabei: Singletaugliche Stücke ("Four winds", "Falling from the tree") stehen neben den live von der unbeirrbaren Anhängerschaft stets inbrünstig mitgesungenen Balladen wie "Believers". "Anybody out there? Hear the sounds." Doch der Ruf verhallt ungehört im Winterwald.
Levellers - das klang lange nach der kleinen Revolte im machbaren Bereich. Nach Konzerten, die man mit großem Vergnügen besuchte, weil man sich hinterher besser fühlte als vorher. Da schwang immer etwas wie "Wir können was erreichen" mit. Heute aber, das zeigt "Green blade rising" deutlich, ist der Lack engültig gehörig ab. Und dies, obwohl Levellers-Fans nicht mal unbedingt enttäuscht werden. Die Geige fidelt weiter wie gehabt, Rock und Ruhe wechseln einander ab, doch mitreißen können die Engländer schon lange nicht mehr. "Been sitting in silence safe inside four walls / Trying to remember the moment when we changed the rules" heißt es resigniert im Abschlußsong "Wake the world". Da sitzen sie nun, aber die Welt will nicht mehr richtig hören. "Don't want to get to a place I don't recognize." Stell Dir vor, es ist Revolution, und keiner geht hin.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Four winds
- Believers
Tracklist
- Four winds
- Falling from the tree
- Pretty target
- Come on
- Pour
- Aspects of spirit
- Wild as angels
- Believers
- A chorus line
- Not what we wanted
- Wake the world
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Levellers feat. Frank Turner - Julie (1 Beiträge / Letzter am 24.09.2014 - 20:28 Uhr)
- Levellers - Truth & lies (7 Beiträge / Letzter am 31.10.2012 - 18:18 Uhr)
- Levellers - Zeitgeist (7 Beiträge / Letzter am 27.02.2006 - 12:19 Uhr)