
Enslaved - In times
Nuclear Blast / WarnerVÖ: 06.03.2015
Grey Metal
Sie waren schon immer anders als die vermeintlichen Black-Metal-Konventionen suggerieren wollen. 1991, mitten in der Hochphase der sogenannten zweiten Welle des norwegischen Black Metal, gründet der damals erst 13 Jahre alte Ivar Bjørnson gemeinsam mit seinem vier Jahre älteren Kumpel Grutle Kjellson eine neue Band und nennt sie nach einem Demo der großen Vorbilder Immortal "Enslaved". Was zunächst wie eine von vielen Schülerbands klingt, entwickelt sich schnell zu einer etwas anderen Black-Metal-Band – so anders, dass die jugendlichen Musiker nicht müde werden zu betonen, dass man die Musik doch besser "Viking Metal" nennen solle. Und das weit, bevor eben jene Schublade durch trinkhornschwingende Karpeiken tendenziell in Richtung Comedy rutschte. Dass sich die Lyrics eben nicht um wahlweise Satan, Deibel oder Beelzebub, sondern vielmehr hauptsächlich um die heimische Mythologie drehen und zudem die krude Ideologie der damaligen Kirchenabfackler so gar nicht im Sinne der beiden Gründer ist, passt da nur ins Bild.
Genau diese vermeintlichen Widersprüche sind es, die Enslaved zu einer der beständigsten Bands im Genre gemacht haben. Und während viele der ehemaligen Weggefährten an Relevanz verloren haben – der unsägliche Streit um die Namensrechte bei Immortal ist da nur ein Beispiel –, bestätigt das mittlerweile 13. Studioalbum "In times" das Erfolgsrezept schon beim ersten Track. Denn "Thurisaz dreaming" ist ein Brocken, der erst einmal verdaut werden muss, schroff wie die Küsten des heimatlichen Haugesund. Knapp zwei Minuten Raserei, dann ein knallhartes Break zum Übergang auf einen elegisch-getragenen Mittelteil, der mitreißt und zum Abtauchen nicht nur einlädt, sondern förmlich in die Tiefe zwingt – auf diesem Niveau beherrschen das bestenfalls noch die Landsleute von Borknagar.
Dass dies tatsächlich erst der Anfang ist, zeigen die treibenden Riffs von "Building with fire", die gerade wegen des verschleppten Tempos ihre Wirkung umso mächtiger entfalten. Und wenn in "One thousand years of rain" mächtige Chöre erschallen, ist das nur vordergründig unpassend. Denn diese Chöre sind weit entfernt von den Pagan-Klischees, von Wikinger-Geschunkel, mit dem so manch ein Vertreter des Viking Metal, wie unlängst Turisas, zuletzt negativ aufgefallen ist. Was allerdings in Sachen Vokalakrobatik wirklich auffällt, ist die ungeheure Variabilität im Gesang von Grutle Kjellson. Denn wohl selten trifft man im Genre auf einen Frontmann, der derart ansatzlos zwischen kellertiefem Growlen, aggressivem Keifen und Klargesang wechseln kann, der bisweilen gar wie Brendan Perry von Dead Can Dance beschwört. Zum Vergleich: Selbst Borknagar, die auf "Urd" mit weiß Gott großartigem Gesang aufwarten konnten, benötigten dafür gleich drei Vokalisten.
Der ganz große Durchbruch im Sinne eines kommerziellen Erfolgs ist Enslaved nie wirklich vergönnt gewesen. Doch die Norweger sind mittlerweile seit 24 Jahren eine Konstante im extremen Metal, die ihresgleichen sucht, mit kontinuierlichen Veröffentlichungen auf höchstem Niveau. "In times" macht da keinen Unterschied, im Gegenteil: Es sind die kleinen Nuancen, die belegen, dass Bjørnson und Kjellson immer wieder punktuell ihren Sound verändern, immer wieder auf der Suche nach Verbesserungspotenzial sind. Der kleine Ausflug in den Postrock bei "Daylight" beispielsweise ist schlicht zum Niederknien, bevor erneut raue Black-Metal-Riffs durch die Landschaft peitschen. Mit Spielzeiten von mindestens acht Minuten wollen die Songs erarbeitet und vorbehaltlos erforscht werden – doch genau das macht diese Mixtur so spannend. Black Metal will immer auch anstrengen, fordern. Lässt man sich darauf ein, fasziniert "In times" mit jedem laut oder besser LAUT gehörtem Durchlauf immer wieder aufs Neue.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Building with fire
- One thousand years of rain
- Daylight
Tracklist
- Thurisaz dreaming
- Building with fire
- One thousand years of rain
- Nauthir bleeding
- In times
- Daylight
Im Forum kommentieren
Keeper female
2015-03-15 14:01:37
Schmähungen?
jezt wegen der schlechten musik oder der schlechten rezi?
musik ist okay, rezi leider wie gehabt, wenn es um metal geht, schlecht
like the wind through the winters woods
2015-03-15 13:37:12
haben enslaved nicht 2 sänger, so wie es in jedem wikipedia artikel steht?
Endlosester Stammnutzer
2015-03-09 01:21:09
Die Leviathan ist eine 8,5 oder 9.
@Kalle
2015-03-08 15:21:42
47min. auf WC?
Kalle alias Markus ...
2015-03-07 19:42:53
da bin ich wieder
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