Alcoholic Faith Mission - Orbitor

Haldern Pop / Rough Trade
VÖ: 13.03.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Bleibt alles anders

Die dänische Band Alcoholic Faith Mission macht, was sie will. Immer schon, und dabei auch immer das Gegenteil von dem, was man von ihnen im Vorfeld erwartet hatte. Dass es sich bei dem Kollektiv rund um Sänger und Songschreiber Thorben Seierø Jensen entgegen des Bandnamens natürlich nicht um eine Gruppe bierseliger Pfarrer handelt, ist eh klar. Überraschender dürfte für die meisten allerdings die Tatsache sein, dass es sich bei "Orbitor" bereits um das sechste Album des Quintetts handelt – und das, obwohl deren letztes Werk "Ask me this" schon für eine Art Mini-Durchbruch sorgte. Aber auch der lief bei Alcoholic Faith Mission, wie fast alles, etwas anders ab. Wirklich bekannt sind sie dadurch bisher nämlich nicht geworden. Ob sie das wirklich wollten, bleibt dann eine andere Frage.

Diente die 2014 veröffentlichte Best-Of-Compilation "We stop from falling apart" vor allem dazu, eine Brücke vom neuen Sounds zum alten zu schlagen und die treuen Fans der ersten Stunde mit neugierigen Musikinteressierten zu vereinen, schlägt "Orbitor" nun endlich ein neues Kapitel auf. Jensen und Co. sind längst angekommen, routiniert und selbstbewusst – und derart entspannt, dass sie mit dem Titeltrack glatt das längste Stück des Albums direkt an den Anfang stellen können, ohne dabei schwitzige Hände zu bekommen. Satte zweieinhalb Minuten dauert es, bis Jensens Gesang durch das Dickicht aus Synthies und Bläsern vordringt, fast eine weitere, bis der Opener endgültig erwacht und zum Tanz auf einem anderen Stern einlädt. Ein energisches "Am I good enough for you?" schmettert Jensen seinen Hörern zum Schluss entgegen, nur um ein emotional scheinbar hinterfragendes "I think I caught you out there" hinterher zu schieben. Hier wird mit Gefühlen nicht gekleckert, sondern stets geklotzt.

Von einem ähnlich starken Kaliber zeigt sich das zwischen schierer Panik und trotziger Attitüde wandelnde "Crystalized night" mit der denkwürdigen Zeile "Everytime you let me go / I let you down", wohingegen der gespenstische Electro-R'n'B von "Everyone's got dynamite" vor allem wegen Jensens eindrucksvollem Falsett in Erinnerung bleibt. Ein weiteres Highlight wartet mit dem hauptsächlich von Kristine Permild vorgetragenen "Let in all the ghosts (Rule the world in rain)", das von einer offenbar gar nicht weit entfernten Zukunft erzählt, dessen Klangkulisse trotz aller Verzweiflung eine gewisse Euphorie verkörpert. Diese verwandelt sich schon im darauffolgenden "Time to bring the war" in ein revolutionäres Mantra, das höchstens von dem stampfenden – und doch zerbrechlich wirkenden – "Come here wash in over me" getoppt wird. Alcoholic Faith Mission kämpfen eben mit etwas anderen Mitteln, aber immer so, wie sie es wollen. Sicher ist nur eines: Von diesen Dänen kann man noch einiges erwarten.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Orbitor
  • Crystalized night
  • Come here wash in over me
  • Time to bring the war

Tracklist

  1. Orbitor
  2. Another you
  3. Everyone's got dynamite
  4. Crystalized night
  5. Come here wash in over me
  6. Cut you up
  7. The best day of my life
  8. Let in all the ghosts (Rule the world in rain)
  9. Time to bring the war
  10. Dream in silence
  11. Breaking for the last time
Gesamtspielzeit: 45:20 min

Im Forum kommentieren

musie

2015-03-05 08:53:07

mir gefällts. buntes knalliges frühlingsalbum.

Keine Sau

2015-02-02 15:33:18

interessiert das.

(zurecht)

musie

2015-01-23 08:03:24

Neues Album kommt im Februar. Sehr schöne erste Single:

https://www.youtube.com/watch?v=80FUQ7_g1tA

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