
Ibeyi - Ibeyi
XL / IndigoVÖ: 13.02.2015
Kultur-Hybrid
Ethno-Pop ist spätestens seit Ofra Haza und Mory Kanté auch bei uns salonfähig. In den letzten Jahren aber ist es still geworden um dieses Genre, auch wenn Einflüsse aus World Music vor allem in HipHop und R'n'B längst gute Sitte geworden sind. Mit Ibeyis selbstbetiteltem ersten Longplayer bekommt diese Sparte nun neuen Aufwind. Die beiden Zwillinge – "Ibeyi" bedeutet "Zwillinge" in der westafrikanischen Sprache Yoruba – Lisa-Kainde und Naomi Diaz verschmelzen kubanisch-flockige Akkorde mit westafrikanischen Rhythmen und europäischen Elektro-Einflüssen. Darüber legen sie rituelle Gesänge und jazzige Vocals à la Billie Holiday und Nina Simone auf Englisch, Französisch und Yoruba. Was in der Beschreibung jede Menge Anstrengung für den Hörer vermuten lassen könnte, ist im Ergebnis eine durch und durch harmonische Angelegenheit – was vor allem an der durchgängig liebevollen Ausarbeitung der Songs liegt.
"Oya" und "Ghosts" sind noch recht konventionell, doch der Zauber entfaltet sich spätestens mit "River". Ibeyi kombinieren darin ein warmes Piano und einen kühl-perkussiven Beat. Das Stück erreicht seinen Höhepunkt, wenn zum Ende der stolze Chorgesang einsetzt. "Stranger / Lover" ist der radiotaugliche Hit der Platte. Noch besser ist "Mama says", in dem die Zwillinge den Tod ihres Vaters Miguel Diaz, einst Mitglied des Buena Vista Social Club, und die Trauer ihrer Mutter darüber thematisieren. In einer Live-Version bei Jools Holland kann man die Fingerfertigkeit von Diaz bestaunen, die durch Schlagen auf eine Cachon, ihre Oberschenkel und ihren Brustkorb sowie mit Fingersnapping die Überflüssigkeit programmierter Beats eindrücklich aufzeigt. Der Mitschnitt zeigt auch den Mut der Schwestern zu Reduktion und Lücken. Und gerade in den Pausen entstehen die für den Zugang zu dieser Platte so entscheidenden Zwischentöne. Man kann sie nicht unbedingt hören, aber sehr wohl fühlen.
Luftig, ballastfrei ist der Sound. Offenherzig und echt die Sprache. Ibeyi finden mit ihren Stücken eine ganz eigene Ausdrucksform, die gleich auf mehreren Ebenen gleichermaßen funktioniert – als Trostspender, als Tanzanimation und als Inspirationsquelle für Sound-Tüftler. Und so wird das von XL-Chef Richard Russell (Bobby Womack, Damon Albarn, Gil Scott-Heron) produzierte Album zu Recht als Perle des Frühjahrs 2015 gelistet.
Highlights & Tracklist
Highlights
- River
- Stranger / Lover
- Mama says
Tracklist
- Eleggua (Intro)
- Oya
- Ghosts
- River
- Think of you
- Behind the curtain
- Stranger / Lover
- Mama says
- Weatherman
- Faithful
- Yanira
- Singles
- Ibeyi (Outro)
Im Forum kommentieren
Yupster vom P´berg
2015-03-03 12:27:58
Bessergestellten-Listening.
skeptiker
2015-03-03 10:51:39
Ich weiß ja nicht.
Die hat man doch in einem Jahr wieder vergessen...
arambol
2015-02-27 21:05:41
Ein verflucht gutes Album.
Mixtape
2015-01-27 06:13:40
Das Debütalbum der französisch-kubanischen Zwillingsschwestern erscheint am 13.2. bei XL Recordings. Und den bisherigen Singles nach zu urteilen, könnte das ziemlich gut werden.
Hier die neueste Single: http://www.izlesene.com/video/ibeyi-ghosts/8107535
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Ibeyi - Spell 31 (8 Beiträge / Letzter am 05.05.2022 - 20:20 Uhr)
- Ibeyi - Ash (3 Beiträge / Letzter am 05.10.2017 - 08:24 Uhr)
- Ibeyi - Ibeyi (4 Beiträge / Letzter am 03.03.2015 - 12:27 Uhr)