Betontod - Traum von Freiheit

Columbia / Sony
VÖ: 27.02.2015
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Ausverkauf statt Ghettoromantik

Es ist schon eine verlockende Angelegenheit, an dieser Stelle "Sellout" zu rufen. Immerhin geht es um Betontod, die mit ihrer letzten Platte "Entschuldigung für nichts" plötzlich weit oben in den Charts herumgeisterten. Mit Songs, die weder Gähno noch Tristessa aus ihrer Lethargie geholt hätten. Ein bisschen Powerchords, ein bisschen Ska, ein bisschen Uffda. So einfach kann man seine Alben loswerden. Und doch darf man nicht vergessen, dass jeglicher Ausverkaufsvorwurf an dieser Band abprallen dürfte, sind die fünf doch nicht mehr das junge Gemüse im Angebot, sondern inzwischen wirklich lange genug gerannt. Dementsprechend zuckt die Band nur mit den Schultern, tunkt das Cover in grelle Farben, die vielleicht ein H&M-Designer als punkig identifizieren würde und macht halt einfach mal so weiter wie zuletzt.

Das bedeutet: "Traum von Freiheit" wird dem Quintett ohne größere Probleme die Türen zu noch größerer Aufmerksamkeit aufstoßen und dafür sorgen, dass die Leute wie fernbedient zugreifen werden. Damit auch für jeden etwas dabei ist, zeigen sich Betontod in der ersten Albumhälfte stilistisch beeindruckend flexibel. Den Opener und Titeltrack würde einem Campino wahrscheinlich stets für die Füße werfen, würde man ihn um vier Uhr morgens wecken und zwingen, einen Song zu schreiben. Im Fall von "Ich bereue nichts" sollte man hingegen Volbeat nahelegen, eine Urheberrechtsklage anzustreben. Und die Powerballade "Für immer", vor der man die ersten drei Songs hindurch schon ständig Angst hatte, holt sich sicherheitshalber Klavier und Dosenstreicher mit ins Boot, weil der gruselige und pathosverklebte Bierzeltschunkelrhythmus an sich nicht reichen würde. Und wenn in "Flügel aus Stahl" oder "Alles was ich wollte" auch noch ein paar längst vergessene Metal-Klischees aus der Grabbelkiste geholt werden, wenden sich nicht nur die Typen vor'm Molotow mit Grauen ab. Uargh.

Dass die Chose lyrisch dann noch ungefähr so spannend ist, wie Sonntagnachmittage als Kind, passt da nur ins Bild. Da hilft es auch nur wenig, dass "Geschichte" sich an der immer mehr um sich greifenden Geschichtsvergessenheit abarbeitet, wenn mit "Geschichte muss Geschichte bleiben" nicht recht viel mehr als eine Parole zu Buche steht. Zumal mindestens das martialische Vokabular einen unangenehmen Grauzonen-Vibe versprüht, was diese Rezension beinahe gekippt hätte. Im Zweifel für die Band. Auch das ändert aber wenig daran, dass sich "Traum von Freiheit" ungelenk und unsympathisch an der Vollbedienung versucht und offenbart, dass im Hause Betontod spätestens ab jetzt die Touristen kommen. Dieses Produkt trifft man zukünftig nur noch im Rockstadion. Mit schlechtem Gewissen. Und jetzt alle: Sellout!

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Traum von Freiheit
  2. Mein letzter Tag
  3. Ich bereue nichts
  4. Für immer
  5. Flügel aus Stahl
  6. Geschichte
  7. Nur für eine Nacht
  8. Ihr könnt mich
  9. Kämpferherz
  10. Alles was ich wollte
  11. Legion der Verdammten
  12. Nach all den Jahren
Gesamtspielzeit: 43:34 min

Im Forum kommentieren

Phillip Hartmann

2016-07-14 11:31:36

Der Sänger von betontodg
finde ich gut er singt auch
gut

azume

2015-02-20 15:05:50

Dann ist Billy Talent auch Grauzone. Denn der Sänger von frei.wild ist mit dem Gitarristen von Billy Talent auf einem Foto.

hirsel

2015-02-19 21:22:01

Die Band ist zweifellos prollig und öde, aber Bands ständig Rechtsoffenheit und Nazinähe vorzuwerfen und mit dem schwammigen Grauzonen-Stempel zu versehen, nur weil sie mal mit Frei.Wild zusammengespielt haben ist armseelig.
Ihr habt richtig entschieden Armin! Was soll diese Grauzonen Scheisse eigentlich? Mann kann das Kind auch beim richtigen Namen nennen wenn es einem nicht gefällt.

Armin

2015-02-19 20:06:21

Statement hierzu: Die Rezension war bereits geschrieben, als wir festgestellt haben, dass die Band doch einen zweifelhafteren Ruf genießt als gedacht.

Also: Rezension wegwerfen? Die Rezension mit einer Bemerkung transparent anpassen? Wir haben uns für letzteres entschieden, wenn auch nicht ohne Bedenken. Bei der Recherche ergaben sich auch recht unterschiedliche Eindrücke, aber keine wirklichen "Erkenntnisse", sodass wir nach dem "Im Zweifel für ..."-Motto verfahren sind.

Ansonsten lassen wir aber von Bands aus der grauen oder braunen Zone konsequent die Finger und bieten ihren kein Forum.

Guevara

2015-02-19 18:19:00

Diese asoziale beinahe-Nazi-Scheiße sollte hier kein Forum finden.

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