José González - Vestiges & claws
Peacefrog / Rough TradeVÖ: 20.02.2015
Dann wird die Welt besser
José González' Neuwerk widme sich den "Themen um die Ideen der Zivilisation, des Humanismus und der Solidarität", so die Pressemitteilung. Eine Diskursplatte? Igitt. Ist die Welt schon aus den Fugen geraten, dann braucht man das nicht auch noch besingen. Überhaupt soll Musik doch Spaß machen und Gedankenflucht und Tanztanz bieten. Nee, diese pseudo-philosophische Geistigkeit, da hat man nun wirklich keinen Bock drauf. Ist ja im Ben-Stiller-ist-als-Walter-Mitty-leider-nicht-erfroren-Film mit González-Soundtrack mächtig in die Hosen gegangen.
Die Karriere verdankt González überhaupt auch den Girlies, die seit US-Teenie-Serien à la The O.C. zu seinen Schmonzetten mit Butterstimme und weichem Gitarrenklimpern zergehen. Typischer Aufschrei bei González-Konzerten: "Boah ey, voll gefühlvoll und so." Scharf gehört! Gefühlvoll ist er immer, ob im Junip-Bandgefüge oder eben solo. Alleine bleiben die Lieder bedächtiger, eher Skizzen.
Der Zusatz, dieses "und so", dieser Diskurs prägt "Vestiges & claws". Grundkurs politische Theorie in "Every age": "We don't choose where we're born / We don't choose in what part or form [...] But we can learn to know ourselves on this cloud in the void [...] Build a place where we all belong". Lotterie des Lebens, und was ist denn nun fair und umsetzbar, sozial verträglich oder solidarisch? Zum üblichen Herzschmerz-Pipapo der Singer-Songwriter mischt sich das antikapitalistische Utopia mit Bio-Supermarkt. Drollig.
Wobei er das schon gut macht, der González. Seine Stimme verhallt, die Aufnahme knistert in "With the ink of a ghost". Nie depressiv, schön ruhig und verträumt und verführerisch sentimental. Kann man sich bildlich vorstellen, wie er alleine vor dem Laptop hockt und "voll gefühlvoll" aufnimmt. Das Metronom klackt bei "What will" im Hintergrund. Stopp, sind das in "The forest" nicht Holzbläser? War zuvor nicht von nachhaltigem Wälderschutz die Rede? Verwirrend. Aber auch Teil von Debatten, unterschiedliche Argumente und so. Negativexempel.
Er kann halt richtig gut Gitarre spielen, der González. Hat auch eine Ahnung um das Timing, wann er die Klampfe zupft, schlägt, streichelt. Bei "Stories we build, stories we tell" malträtiert er die Saiten, bis sie schier zerspringen. Faszinierend. Echt gut. "Open book" vermischt Kansas' "Dust in the wind" mit Americas "A Horse with no name". Das Album lullt dann doch wieder ein und geht auf. Trotz schwierigen Themen kriegt González die Kurve und rettet sich auf den grünen Ast. Gibt es in seiner schwedischen Heimat überhaupt Grün oder haben das die Menschen zerstört? Wie war das mit menschlichem Miteinander? Idealiter? Noch einmal reinhören.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stories we build, stories we tell
- Every age
- Afterglow
Tracklist
- With the ink of a ghost
- Let it carry you
- Stories we build, stories we tell
- The forest
- Leaf off/the cave
- Every age
- What will
- Vissel
- Afterglow
- Open book
Im Forum kommentieren
8hor0
2017-01-30 16:38:33
derzeit live unterwegs mit the string theory. sehenswert!
https://www.youtube.com/watch?v=v4tsoU3KlBg
James
2015-03-02 23:21:11
Wenn jemand noch ein Ticket für
17. März - Hamburg, Uebel & Gefährlich
Von Jose hat
Bitte melden
LennyWinchester@googlemail.com
Hans123
2015-02-18 12:55:30
Schlechteste Rezesion ever.
musie
2015-02-11 09:49:10
ich höre in jedem zweiten lied the ghost of tom joad.. aber ein sehr schönes album ist das geworden.
Gordon Fraser
2015-02-11 08:44:09
Oh je, die Rezension klingt tatsächlich eher nach superironischer (*zwinker, zwinker*) Schülerzeitung.
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