Joey Bada$$ - B4.Da.$$

Sony
VÖ: 30.01.2015
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Zu jung

In den Vereinigten Staaten zwischenzeitlich auf Platz fünf, in den dortigen Rap-Charts an der Spitze, ganz klar: Das Debüt des New Yorker Rappers Joey Bada$$, das mehr oder weniger selbstbetitelte "B4.Da.$$", wird jenseits des großen Teichs mit Beachtung überschüttet. Hierzulande ist das eher so naja: Ein derzeitiger Amazon-Verkaufsrang Nr. 1064 versprüht soviel Euphorie wie Haferschleim zum Frühstück. Nun, mittlerweile hat sich der Deutschrap derart von seinen amerikanischen Wurzeln emanzipiert, dass hierzulande eher muttersprachliche Acts charten. Auf den Erfolg deutschsprachigen Sprechgesangs angesprochen meinte Oasis-Relikt Noel Gallagher unlängst im Spex-Interview vollkommen überrascht: "Deutscher Rap? Sie wollen mich verarschen, oder?" Gallagher ist zwar nun wirklich kein HipHop-Experte, die Problematik aber bleibt: Hierzulande präferiert man einheimischen Rap. Und das, obwohl Joey Bada$$ mit seinem Erstling gerade eine Reminiszenz an die goldene Ära amerikanischen 90er-HipHops abgeliefert hat.

Reminiszenzen sind fein, wenn sie denn gelingen. Der aus Brooklyn stammende Rapper hat gerade einmal 20 Lenze auf dem Buckel und traut sich an ebenjene stilbildende und richtungsweisende Sounds und Stile, die er selbst letztlich gar nicht miterleben konnte. Dass er dabei The Notorious B.I.G. zitiert und auf Old-School-Beats im Jambus rappt, macht das vergnügliche Unterfangen auch nicht erfolgreicher. Im aufmerksamkeitsheischenden "No. 99" kommt er dem angestrebten Format ein einziges Mal recht nahe, ansonsten floppen die Tracks meist unter der selbstgelegten Messlatte durch. "Conscious Christ", das bereits 2014 ausgekoppelt wurde, macht da noch am meisten richtig – die begeleitende Trompete aber ist so unnötig wie nervtötend. Die aktuelle Single "Piece of mind" kommt auch nicht ohne Bläser aus, die hier aber immerhin von spaßigen Scratchings und Samples übertrumpft werden. Thema verfehlt, aber ansonsten ein Lichtblick.

Der Bonustrack "Teach me", den Bada$$ im Duett mit Kiesza aufnahm, kommt im Uptempo daher, überlässt der kanadischen Sängerin die Hookline und fällt letztlich recht positiv auf. Die 90er hat man bei diesem poppig-krachigen Tanzschlager mit Breakbeat schon längst vergessen. Das Problem an der Platte ist am Ende wohl, dass Bada$$ seine Vorbilder falsch interpretiert und immer wieder zu bemüht wirkt, einen originären Sound zu entwickeln. So fehlt den Kompositionen fast durchweg die Geradlinigkeit: Immer klimpert es irgendwo oder ein Chor kommt herangestürmt, um die Party zu crashen. Für ein Update coolen 90er-HipHops mangelt es Bada$$ natürlich auch an Erfahrung. Ein zweites Wunderkind à la Kendrick Lamar ist er entgegen anders lautender Verkündigungen jedenfalls nicht: "B4.Da.$$" bleibt Stückwerk.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • No. 99
  • Teach me (feat. Kiesza)

Tracklist

  1. Save the children
  2. Greenbax (Introlude)
  3. Paper trail$
  4. Piece of mind
  5. Big dusty
  6. Hazeus view
  7. Like me (feat. BJ The Chicago Kid)
  8. Belly of the beast (feat. Chronixx)
  9. No. 99
  10. Christ conscious
  11. On & on (feat. Maverick Sabre & Dyemond Lewis)
  12. Escape 120 (feat. Raury)
  13. Black beetles
  14. O.C.B.
  15. Curry chicken
  16. Run up on ya (feat. Action Bronson & Elle Varner) [Bonus]
  17. Teach me (feat. Kiesza) [Bonus]
Gesamtspielzeit: 61:52 min

Im Forum kommentieren

MioMio

2015-04-18 18:32:56

"Im aufmerksamkeitsheischenden "No. 99" kommt er dem angestrebten Format ein einziges Mal recht nahe, ansonsten floppen die Tracks meist unter der selbstgelegten Messlatte durch."

lustigster satz, den ich hier je lesen durfte. aua. die platte ist übrigens mega.

rollator

2015-02-26 10:32:03

Vieeeel besser. Rezension nicht nachvollziehbar.

free

2015-02-25 21:56:05

#FreeCASTORP

Kolbon

2015-02-25 20:33:57

Rezension wird der Platte nicht gerecht. Vielleicht sollten in Zukunft eher Leute sowas bewerten, die auch tatsächlich Hip Hop hören.

Laöuba

2015-02-21 17:36:18

großartiges album

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