Bon Jovi - Bounce

Island / Universal
VÖ: 23.09.2002
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Blitzblank

Machen wir uns nichts vor: Selbst in den seligen 80ern, als man bei Bon Jovi den Wuschel noch wuchern und die Gitarren ordentlich wuchten ließ, ging das Jersey-Quartett nie wirklich als Dobermann der Arena-Rock-Szene durch. Zuviel Balladenschmock, zu wenig Drogen und - tschuldigung, aber das muß einfach noch mal gesagt werden - viel zu viel Haarlack, verdammt! Das letzte Studioalbum "Crush" hätte auch nicht sein müssen. Eine gleichsam zahn- wie herzlose Mainstreamunnötigkeit, bei der nur zu gut ins Bild paßte, daß die Single "It's my life" auch noch als ZDF-EM-Song verhurt wurde. "I'll sleep when I'm dead?" Nun, vielleicht sollte schon mal jemand die Betten beziehen.

Insofern geht der Auftakt der neuen Platte "Bounce" dann aber wirklich als amtliche Überraschung durch. Spritzig und knackfrisch bekommt man da zwei quietschfidele Rocker um die Ohren gesemmelt, die ebenso verblüffen, wie das astreine Streicherarrangement der hübschen Tempo-70-Popnummer "The distance". Wüßte man es nicht besser, man könnte glatt glauben, Jon Bon und Co. wären noch mal 18 und nicht, jawohl, liebe Mädels, 38.

Wir wissen es aber besser. Der Zahn der Zeit nagt natürlich auch an Berufs-Beaus wie Bon Jovi. Und ganz besonders an ihren berühmt-berüchtigten Oversize-Balladen. Zwei Flaschen Rotwein und "Bed of roses" - eine Kombination, der nicht nur der ein oder andere Frischling das Ende seines jungfräulichen Daseins verdankt, sondern selbst für kopfbetuchte Muscle-Shirt-Langhaardackel ein peinlich-gefährlicher Tränenstolperstein. Die Class of 2002 hingegen wirkt altbackener als ihre eigenen Vorfahren. In "Right side of wrong" scheint jeder einzelne Ton eine Tonne zu wiegen, so bedeutungsschwer und hüftsteif kommt der Song daher, während "All about lovin' you" allzu offensichtlich im eigenen Back-Katalog wildert. Ganz zu schweigen davon, daß ein Sambora-Solo auch nicht mehr das ist, was es mal war.

Die Stärken von Bon Jovi liegen mittlerweile anderswo. Zum Beispiel in gradlinigen Kopfnickern wie "Hook me up", dessen tiefdröhnendes Intro man für das Machwerk eines Siebensaiters halten könnte, wenn es nicht so absurd wäre. Oder eben im unschuldig-harmlosen Pop Marke "Misunderstood". Mainstream ist das freilich. Als solcher aber geradezu perfekt. Hätte es mehr davon und viel, viel weniger Joshua Kadison-Piano-Schmodder gehabt - "Bounce" wäre tatsächlich eine gute Platte geworden. So ist es immer noch brauchbarer Stoff für alle Hausfrauen dieser Welt, die den nervtötenden Krach ihres Staubsaugers übertönen wollen. Besser als der ist das Album nämlich allemal. Und sind wir ehrlich: War es nicht ohnehin schon immer das Damenvolk, das Bon Jovi aus den unterschiedlichsten Gründen geliebt hat?

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Undivided
  • The distance
  • Misunderstood

Tracklist

  1. Undivided
  2. Everyday
  3. The distance
  4. Joey
  5. Misunderstood
  6. All about lovin' you
  7. Hook me up
  8. Right side of wrong
  9. Love me back to life
  10. You had me from hello
  11. Bounce
  12. Open all night
Gesamtspielzeit: 49:06 min

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