Tennis - Ritual in repeat

Communion / Island / Caroline / Universal
VÖ: 30.01.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Holy funk

Mann. Frau. Ehepaar. Eine Band: Kennenlernen, danach sieben Monate auf einem Segeltrip, der ihre Liebe manifestierte. Veröffentlichung der ersten beiden EPs 2010, ein Jahr später kommt das erste Album, es heißt "Cape Dory" und handelt, natürlich, von der Zeit auf dem Boot. Indie-Pop, der an die schönen Sechziger erinnert, besinnliche Melodien, überbelichtete Strandbilder, volle Herzen, klatschende Hände, lächelnde Münder. Das musizierende Duo Alaina Moore und Patrick Riley sind das Brautpaar auf der Fünf-Meter-Torte, ihre Geschichte ist ein Realität gewordenes Märchen, die Entstehung ihrer Band Tennis eigentlich Stoff für die nächste große Hollywood-Schmonzette. Nur das Ende muss neu geschrieben werden – denn ihr drittes Album "Ritual in repeat" dürfte ihr bis dato bestes sein.

Mit der Hilfe ihrer drei Produzenten Pat Carney (The Black Keys), Richard Swift (The Shins) und Jim Eno (Spoon) gelingt ihnen im fünften Jahr ihres Bestehens der Sprung von den zwar ganz netten, aber mitunter harmlosen Melodien rüber zu den echten Ohrwürmern. Zugegeben: Wenn der rhythmusstarke Opener "Night vision" brodelnd anrollt und die verzerrte Gitarre loszischt, klingt das zwar zunächst ungewohnt, aber auch ungemein charmant, weil die Band hier ungeahnte Akzente zu setzen vermag. Moores Stimme wechselt zwischen Unschuld und Verführung, im Fleetwood-Mac-Pop von "Needle and the knife" hingegen zwischen Sehnsucht und Freude. Währenddessen scheinen sich Stücke wie "This isn't my song" oder auch der Abschlusstrack "Meter & line" an ihren früheren Werken zu orientieren, überzeugen aber durch kleine Spielereien und den Mut zum Experimentieren.

So waren Tennis zwar immer eine gute Anlaufstelle, wenn es um hübsche Musik für Nebenher ging, aber selten auch die erste Wahl. Das könnte sich mit "Ritual in repeat" endgültig ändern: Der basslastige Funk vom großartigen "I'm callin'" katapultiert Band und Gemüt in euphorische Höhen und Moore, die hier wie eine Mischung aus Still Corners Tessa Murray und Inara George von The Bird And The Bee klingt, setzt ihre eigene Messlatte sogar noch ein Stückchen darüber an. Das große Highlight des Albums ist aber das verhuschte "Timothy", dem die Vermischung aus Alt und Neu am besten, weil nachhaltigsten gelingt: Der für Tennis früher typische twee-poppige Sound verwandelt sich hier innerhalb weniger Minuten zu einer kratzigen Lo-Fi-Hymne, die man so schnell nicht aus dem Kopf bekommt. Kein Wunder, dass es als einziger Song von der Vorgänger-EP "Small sounds" übernommen wurde. Auf dass es alle hören: Tennis sind längst nicht mehr auf einem Boot in weiter Ferne, sondern haben mittlerweile angelegt – und sie sind gekommen, um zu bleiben.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Night vision
  • I'm callin'
  • Timothy
  • This isn't my song

Tracklist

  1. Night vision
  2. Never work for free
  3. Needle and a knife
  4. I'm callin'
  5. Bad girls
  6. Timothy
  7. Viv without the N
  8. Wounded heart
  9. This isn't my song
  10. Solar on the rise
  11. Meter & line
Gesamtspielzeit: 38:11 min

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The Hungry Ghost

2015-01-21 16:10:58

"Timothy" in einer wunderschönen Acoustic-Version:

https://www.youtube.com/watch?v=HsKKIlC51lM

The Hungry Ghost

2015-01-21 16:00:13

@Gordon Fraser:

Freut mich, dass du das Album mittlerweile doch besser findest, als es zu Anfang zu sein schien.

Deine Highlights mag ich eigentlich auch allesamt, da ich das Album generell super finde und eigentlich keinen wirklich schwachen Song darauf nennen könnte.

Diese Mischung aus Jangle Pop und Soul oder wie immer man es nennen will, ist auf "Ritual In Repeat" einfach wunderbar gelungen. Besonders mag ich an der Band den herausragend schönen Gesang, da Alaina Moore sowohl kraftvoll wie gefühlvoll singt, ohne dass es auf peinliche Weise kitschig klingt.

Gordon Fraser

2015-01-21 11:37:29

Ich hätte die Highlights ganz anders gewählt:

Never Work For Free
Wound Heart
Solar On The Rise

7/10 geht aber absolut in Ordnung. Bin froh dass sich meine anfangs sehr skeptische Einschätzung (s.o.) nicht bewährt hat.

Jennifer

2015-01-21 11:35:43

Hoppla, war mir gar nicht bewusst, dass es da noch gar keinen Thread zum Album gab. Habe ich mal erstellt und die entsprechenden Beiträge verschoben. Sorry, war mein Fehler.

Zur Punktzahl: Eine ganz knappe Sache war das. Aber eine 7/10 ist ja auch vollkommen in Ordnung.

The Hungry Ghost

2015-01-21 11:29:37

By The Way:

Die Rezension klingt eigentlich positiver als nach einer Gesamtpunktzahl von 7 Punkten.

Schade, dass es nicht wenigstens 8/10 geworden sind.

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