Team Me - Blind as night
Propeller / SoulfoodVÖ: 30.01.2015
Sonneproppen
Der Januar gehört meist zu den trübsten und grausten Monaten des Jahres. Laut meteorologischer Statistiken ließ sich die Sonne an den 31 Januar-Tagen im Jahr 2013 ganze 22 Stunden lang blicken – im gesamten Land, wohlgemerkt. Doch während bei solchen Extrem-Phänomenen in Deutschland die Laune nahezu allerorten spürbar in den Keller oder unter die Büroschreibtische rutscht, rufen ähnliche Bedingungen in Skandinavien kaum Raunen oder Meckern hervor. Im hohen Norden leben die Menschen bekanntlich über Monate hinweg mit nur wenigen Stunden Helligkeit am Tag. Und hört man Bands wie Friska Viljor oder auch Team Me zu, liegt der Schluss nahe, dass Kälte und Dunkelheit eben nicht zwingend aufs Gemüt schlagen müssen, sondern vielmehr künstlerische Kräfte freisetzen.
Drängt sich beim Hören des zweiten Team-Me-Albums "Blind as night" also nur die Frage nach der Anzahl der Gute-Laune-Pillen auf, die man schlucken muss, um derart euphorische, umarmende Power-Pop-Perlen wie etwa "Kick & curse" zu schreiben? Nein, wir möchten dem norwegischen Sextett natürlich keine Sucht unterstellen. Auch nicht, dass es für den tollen, folkig-tanzbaren Stampfer "F is for faker" schon mal von Arcade Fire gehört haben muss. Denn das Rezept ist so simpel wie effizient: Synthie-Pop mit Beats, Streichern, Folk-Melodien, prominenten Gitarren und Kinderchören. Kinderchören? Ja, der zur Finalisierung dieser Platte eigens einberufene Schulchor untermalt nicht nur Marius Drogsås Hagens ohnehin schon piepsige Stimme, sondern übernimmt mit "Oh"s und "Ah"s manchmal gleich den kompletten Refrain, wie etwa im rastlos hüpfenden "Did we lose something here".
Auch beim hymnischen, positiven "The all time high" ergibt das Wort "Chorus" in diesem Zusammenhang gleich doppelt Sinn. Denkt man aber statt an eine nordische Indie-Tanzfläche, wo viele dieser Songs spielend funktionieren würden, an eingangs erwähnte Dunkelheit, die im Albumtitel und auch in etlichen Texten der Band immer mal wieder durchscheint, sprudelt aus der Musik von Team Me dennoch oft der helle Kontrast. Und sie ziehen den Hörer über weite Strecken dieses Albums ohne Zögern mit ins Licht. Zum großen Fest ins heimische Møllerveien bei Oslo, ans Lagerfeuer, um das nach und nach immer mehr Menschen tanzen, singen und springen.
Der achtminütige Opener bricht aus diesem Schema aus? Mitnichten. Der tut nur komplex. Weil hier große Gesten wie Streicher und dramatische Chöre die spätere Singalong-Feier auf einem majestätischen Elektropop-Beat ankündigen, damit die Versammelten sich zum Refrain gleich mehrfach in den Armen liegen können. Bevor dann – wie so oft bei ausgelassenen Festen – ein dramatischer Kehraus folgt. Als eher nachdenkliche, düstere Gesellen kommen das etwas verschrobene "Man-eating machine" und das avantgardistischere Titelstück zum Finale daher nicht ungelegen, denn auch sie gehören zum Alltag. Doch weil das Licht den Schatten ja gerade dort überlagern sollte, nehmen wir diese Platte gerne als Inspiration für die Wintermonate. Ganz gleich, wie oft die Sonne scheint.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Riding my bicycle (from Feddernsensgate 5A to Møllerveien 31)
- Kick & curse
- F is for faker
Tracklist
- ng my bicycle (from Feddernsensgate 5A to Møllerveien 31)
- Kick & curse
- Man-eating machine
- F is for faker
- Le sound
- Did we lose something here
- Are you still in love?
- Steven
- The all time high
- Blind as night
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eric
2015-01-13 10:02:53
Neue Platte der Norweger kommt am 30.1.
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