Soen - Tellurian

Spinefarm / Universal
VÖ: 31.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Die Vergleichlichen

Tool sind tabu, Vergleiche verboten. Sie sind irreführend, tückisch und bringen nur Verlierer hervor. So geschehen 2012 als "Cognitive", das Debütalbum von Soen, zur Beurteilung vorlag und vom Rezensenten aussortiert wurde. Doch nicht etwa wegen mangelnder Qualität, sondern weil es die Unnachahmlichen zu stark nachahmte. Selbstverständlich eine nicht nachvollziehbare Entscheidung, denn auch wenn "Cognitive" bis zum Anschlag mit Tool-DNA vollgestopft war, ging damit doch die Geburtsstunde einer Band einher, die das Potenzial zeigte, ihre offensichtlichen Vorbilder würdig beerben zu können. Und warum überhaupt sollte man einer Welt, die sich seit geraumer Zeit nach einem Tool-Album verzehrt, eben jenes vorenthalten, auch wenn es von einer anderen Band kommt? Und so verloren alle: die Band, die Plattentests.de-Welt, vor allem aber der Verfasser. Jetzt, zwei Jahre später sind Soen mit ihrem zweiten Album am Start und der Rezensent ergreift seine zweite Chance.

Dankenswerterweise erleichtern Soen diesmal die Entscheidung, denn mit "Tellurian" emanzipieren sie sich sichtlich von den Säulenheiligen des Prog-Metals, was daran liegt, dass man spürbar an Härte eingebüßt und an Harmonie hinzugewonnen hat. Nun mögen böse Zungen sagen, dass man jetzt eben eine A-Perfect-Circle-Kopie statt ein Tool-Duplikat ist. Die bösen Zungen mögen damit zwar nicht völlig falsch liegen, sollten angesichts der maßstabsgetreuen Prog-Metal-Kunst, die Soen hier abliefern, aber lieber verknotet werden. Die unter anderem vom ehemaligen Opeth-Drummer Martin Lopez ins Leben gerufene Band hat nämlich einige vorzügliche Songs gestrickt, die Vergleiche mit anderen Größen des Genres nicht zu scheuen brauchen.

Das nach einem kurzen Intro einsetzende "Tabula rasa" greift zwar noch am ehesten in den Werkzeugkasten, ist dabei aber ebenso wie das anschließende "Kuraman" primär um Sympathien der sonst nur Anathema & Co. hörenden Melancho-Prog-Fraktion bemüht. Das gesamte Album ist ein Ausdruck selbstsicherer Schüchternheit. Zartschmelzend und fragil geben sich beispielsweise "The words" und "Pluton". Wer sich sehnlichst die alten Opeth mit Klargesang zurückwünscht, dürfte hier kleine Wehmutstränchen verdrücken, während "Koniskas" eher als Referenz an Riverside eingeordnet werden kann. Und nach dem äußerst gefühlvoll gesungenen "Void" versuchen sich Soen mit dem abschließenden "The other's fall" dann doch noch an einem komplizierteren und düsteren Song, wie ihn auch Karnivool gut zu Gesicht gestanden hätte. Mit "Tellurian" bestehen Soen also so manchen Vergleich. Nur nicht den mit Tool. Und das ist auch gut so.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tabula rasa
  • The words
  • Void

Tracklist

  1. Kamenco
  2. Tabula rasa
  3. Kuraman
  4. The words
  5. Pluton
  6. Koniskas
  7. Ennui
  8. Void
  9. The other's fall
Gesamtspielzeit: 52:50 min

Im Forum kommentieren

embele

2015-12-01 18:40:45

Ja, die unmittelbare Nähe ist nicht zu leugnen, deshalb bin ich auch eher Fan des Zweitlings "Tellurian", daß sie deutlich eigenständiger zeigt. Nach wie vor rotiert dieses Album immer wieder bei mir und es wird von mal zu mal besser, ein echter Grower.

The MACHINA of God

2015-12-01 17:12:09

Puh, das Debut klingt ja regelrecht furchtbar nach Tool für Arme.

selenian

2015-01-17 15:26:20

tja, wenn opeth nicht mehr den sound machen, den die meisten hören wollen, machen ihn eben andere bands. chapeau vor der akerfeldt-imitation.

Donny ()

2014-12-24 11:48:43

Ja ... und das aktuelle Album klingt zu arg nach Opeth, sodass man sich wiederum fremdschämen muss. Ich frage mich, was diese Band eigentlich will bzw. im Kopieren sind "Soen" unschlagbar.

embele

2014-12-24 10:25:45

Diese Scheibe hatte ich eigentlich garnicht auf dem Schirm, das Debut der Band klang noch so sehr an TOOL angelehnt, daß man sich fast etwas fremdschämen mußte, obwohl sie durchaus eigenständige Elemente vermitteln konnten. Mit diesem Zweitling schwimmen sie sich aber frei und zeigen sich und ihre Qualitäten von allen erdenklichen Fascetten. Manches Mal fühlt man sich zwar immer noch an TOOL erinnert, aber auch an Serj Tankian, Dredg oder Pink Floyd. Insgesammt gefällt mir diese Platte sehr viel mehr als ihre erste, hoffentlich schafft es die Band aus ihrer Nische heraus, etwas mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

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