Sisterkingkong - Daily grind
Recordjet / MembranVÖ: 14.11.2014
Alles Gute
"Das Essen muss gut sein. Die Musik muss gut sein. Das Trinken muss gut sein. Dann ist alles gut." So resümierte Sänger/Gitarrist Dirk Geisler einst in einem Interview die – sagen wir mal – Lebensphilosophie seiner Band Sisterkingkong. Lässt sich unterschreiben, hinzufügen mag man lediglich noch: Auf alles drei sollte man nicht allzu lange warten müssen. Insbesondere bei Sisterkingkong: Ließen sich die inzwischen fünf Dortmunder von erster Bandidee über sporadische Live-Auftritte bis zum Debütalbum "She sees wolves" noch erklecklich viel Zeit, so stellten sie im Vorfeld des Nachfolgers "Daily grind" alle Zeichen auf "Go". Neue schnelle Vertriebswege, mit Guido Lucas' blubox jedoch das altbewährte Studio, darauf eigenproduziert sowie, hey, wieso eigentlich nicht?, Vinyl- und Download-only. Irgendeine Form der Hetze hört man dem Ergebnis tortzdem eher überhaupt nicht an.
Stattdessen gibt das huldvoll schunkelnde Song-Dreigespann zu Beginn die Marschrichtung des Albums nicht nur vor, sondern führt sie bereits beinahe schlafwandlerisch zur Perfektion: Da tropfen die Klavier- und Orgelläufe als Seelentröster zwischen die Akkorde, die Rhythmik zeigt sich entspannt, doch rüstig, und manch mehrstimmiger Gesang geht vollkommen ungebrochen aus der edel ausstaffierten Klangbrandung hervor. Wehmuts-Wimmer-Gitarren resonieren derart galant durch "Alright", "Calm river" und "You and me", dass der Hörer zugleich "Gute Besserung" wünschen und "Nicht aufhören!" rufen mag. Geislers Stimme schwingt zwar nach wie vor, den Pavement-Leierkasten hat er jedoch durch eine umso selbstbewusstere Drehorgel ersetzt. Und selbst die Streicher von Album-Opener und -Abschluss zündeln zwar kräftig am Drama, wogen aber ausschließlich grundgütige und -begütende Figuren durch die Bilderfabrik zwischen den Gehörgängen.
Auf diese Weise richtet "Daily grind" deutlich die Wuschelfrisur des Vorgängers, zu einem waschechten Seitenscheitel lassen Sisterkingkong ihr Zweitwerk aber zu keiner Sekunde verkommen. Ist der dazwischengeworfene, nicht mal einminütige Punk-Rhythmus von "Against crisis" noch ein gespielter Witz, den Sisterkingkong gerne lustiger finden dürfen als manch Plattentester vor der heimischen Tastatur, so geleitet "If we swim" mit aufstrebender Lautstärke und einem angefuzzten Solo-Lauf erstmals ein wenig Rowdytum auf "Daily grind". Das folgende "Sleep" ist dann bereits ein lupenreiner Midtempo-Indierocker, im Grunde gar krachiger als alles auf dem Debüt und ebenso passgenau ins Slacker-Gedächtnis eingeschrieben wie aus ihm herausgespielt. Und auch wenn sich "Sad" titelgemäß rasch wieder runterkühlt, so brummt und züngelt es in diesem Arrangement trotzdem unablässig weiter, nur behutsamer, melodischer ... trauriger als zuvor. Insofern empfehlen wir: Irgendwas zu essen. Irgendwas zu trinken. Und Sisterkingkong. Hauptsache gut, und im Falle von Letzteren ist das bereits beim zweiten Album eine hochwillkommene Selbstverständlichkeit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Halycon days
- Calm river
- Sleep
- Sad
Tracklist
- Dreams
- Halycon days
- Alright
- Calm river
- Against crisis
- A carol
- The tangled hook
- If we swim
- Sleep
- Sad
- You and me
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Armin
2015-01-13 20:12:38
Frisch rezensiert! Meinungen?
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- Sisterkingkong - Daily grind (1 Beiträge / Letzter am 13.01.2015 - 20:12 Uhr)