Shield Patterns - Contour lines

Gizeh / Rough Trade
VÖ: 06.06.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Heavy Mental

Claire Brentnall beginnt Ende 2012, erste Song-Ideen zu entwickeln. Zum Duo wird Shield Patterns, nachdem Richard Knox, Betreiber von Gizeh Records und musikalisch bei Glissando aktiv, ein Konzert von ihr besucht und sie sich über eine mögliche Kollaboration austauschen. Nach und nach gestaltet sich "Contour lines" aus, indem Brentnall die Lieder komponiert und Knox die Rohfassung dieser Stücke mit zusätzlichen Sounds ausstaffiert. "Contour lines" ist ein über alle Maßen homogenes Werk, voller Details und Nuancen, die den zehn fragilen Stücke eine raumgreifende Mystik verleihen.

Brentnalls Lyrik bleibt vage, sowohl ins Innere gerichtet als auch nach außen auf ihr Gegenüber. Die Worte strahlen vor poetischer Dringlichkeit, obwohl sie getragen werden von ausufernder Melancholie. Zerbrechlich, mit einer Idee von Hoffnung fallen sie nicht in pure Trauer oder Depression, sondern sind von einer tiefen Klarheit. Düsterster Dreampop umgarnt ihren Gesang und unternimmt Umwege in Shoegaze und Ambient. Die bis zur Unkenntlichkeit geschwärzten Bässe verschütten wissentlich einzelne Textfragmente, sodass die Musik durch vereinzelte Überbetonung den Text verschwimmen lässt. "The devil is in the detail if you wait for it" wird auf den Hörer gemünzt zur zentralen Aussage auf "Contour lines". Dennoch: Es bleibt behutsam arrangiert, wenn die Sounds die Überhand gewinnen und die Lyrics verdecken.

"Ruby red" ist gleichermaßen elegant und bitter, erlaubt einen intimen Einblick ins Seelenleben und wird zum selbstbewussten Nachdenken über eine komplexe Beziehung. "The rule" ist trotz dichter, flächiger Instrumentierung nicht überladen, sondern wirkt luftig und lässt dem Klang großen Raum, sich zu entfalten. "Charon" fällt zum Ende hin aus dem Rahmen, indem es bebendes Dröhnen zum massiven Fundament für die hochfrequenten Bläser verbaut. Mit hauptsächlich digitalen Mitteln wagen Shield Patterns einen Ausflug in die schwebende Chiffrierung von Colin Stetsons Saxophon-Klänge.

Den Atem über die gesamten 40 Minuten anzuhalten, bleibt gewagt. "Contour lines" ist auch bei normaler Luftzufuhr in jeder Sekunde intensiv, offenbart sich nach und nach und nimmt gefangen. Shield Patterns aus Manchester ist ein aufrichtiges Debüt gelungen. Was ausgedrückt wird und was ankommt, muss jeder für sich herausfinden. Niedergeschlagenheit? Verbitterung? Oder Euphorie? Richard Knox sagt im Interview: "This music is much harder for people to listen to than they think." Damit liegt er richtig. Versprochen.

(Henrik Beeke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Shade
  • Dust hung heavy
  • Ruby red

Tracklist

  1. Shade
  2. Carve the dirt
  3. Ghost words
  4. Dust hung heavy
  5. The rule
  6. Dead air
  7. Present state
  8. Ruby red
  9. Weyoume
  10. Charon
Gesamtspielzeit: 40:49 min

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Dielemma

2015-01-06 20:23:30

Frische Meinungen? Rezensiert!
Spaß beiseite, Ruby Red hört sich klasse an, könnte insgesamt genau meinen Nerv treffen, werde definitiv reinhören.

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